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Eine Erstwählerin erzählt Meine erste Bundestagswahl

Nina Wanninger

Für mitmischen-Autorin Nina war klar, dass sie 2025 zum ersten Mal an der Bundestagswahl teilnehmen wird. Nun findet diese Wahl sehr viel früher als gedacht statt. Warum sie das verunsichert und sie gleichzeitig umso froher darüber ist, ihre Stimme bei dieser Wahl abgeben zu können, erfahrt ihr hier.

Schüler präsentieren am Dienstag, dem 4. Juni 2024 im Berufskolleg in Witten selbstgefertigte Parolen beispielsweise für Vielfalt und gegen Rassismus etc. im Foyer der Schule

Der erste Gang zur Wahlurne: Was bedeutet das für junge Menschen? Nina ist froh über das Recht und Privileg, wählen zu dürfen. Die eigentliche Wahl zu treffen, fällt ihr jedoch nicht unbedingt leicht. © IMAGO / Funke Foto Services

Es ist ein nebliger Novemberabend, als ich mit Freundinnen und Freunden aus einer Hochschulgruppe zusammensitze und in ein Gespräch vertieft bin. Das Thema, natürlich, die Wahlen in den USA, die am Abend zuvor stattfanden. Während wir noch über den Ausgang der Wahlen diskutieren, der erst heute bekannt gegeben wurde, schaut mein Kommilitone gedankenverloren auf sein Handy, als er plötzlich innehält und verkündet: „Hey Leute, Olaf Scholz hat Christian Lindner entlassen.“ Die Gespräche am Tisch verstummen.

Eine Zeit, in der sich die Ereignisse – die Wahlen in den USA, das Aus der Ampelkoalition und die daraus folgenden vorgezogenen Bundestagswahlen – förmlich überschlagen, bringt Unsicherheiten und Sorgen mit sich. Man fragt sich, was der Machtwechsel in den USA für uns in Deutschland und den Rest der Welt bedeutet, wie es bis zur nächsten Bundestagswahl weitergeht und ob diese vorgezogene Wahl anders ablaufen wird als eine reguläre Bundestagswahl.

Was bedeutet das für mich als Erstwählerin?

Das erste Mal den Bundestag oder vielleicht sogar zum ersten Mal überhaupt zu wählen, ist aufregend, kann aber auch überfordern. Dazu kommt jetzt noch die Verunsicherung durch die vorgezogene Wahl. Ich habe mich schon lange darauf gefreut, zum ersten Mal an der Bundestagswahl teilnehmen zu können. Doch obwohl ich mich täglich mit Politik auseinandersetze, löst die vorgezogene Neuwahl Verunsicherung in mir aus. Plötzlich muss man in ein paar Monaten schon wissen, wen man wählt. Dabei sollte man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass man als junger Mensch genauso ein Recht darauf hat, mitzubestimmen, und die eigene Stimme genauso viel Wert ist wie die von älteren Menschen. Schnell kann man das Gefühl bekommen, dass die eigenen Probleme unwichtig sind und man nicht genug informiert ist, um eine so wichtige Entscheidung zu treffen. Doch das Zusammenleben in einem Land funktioniert nur, wenn alle Menschen eingebunden werden. Besonders junge Menschen und ihre Sorgen – Klimawandel, Bildungspolitik und der Arbeitsmarkt – sind ernst zu nehmen, da sie die Auswirkungen der Entscheidungen darüber langfristig erleben werden. Daraus ergibt sich aber auch die Chance, sich für diese Themen einzusetzen und die eigene Zukunft mitzugestalten.

Bundestagswahl 2025

Am 23. Februar 2025 wird ein neuer Deutscher Bundestag gewählt. Was ist an vorgezogenen Neuwahlen anders? Welche Änderungen bringt die Wahlreform 2023 mit sich? Und wer stellt eigentlich sicher, dass bei der Wahl alles ordentlich abläuft?

Wie informiere ich mich?

Die Zeit, die mir zur Verfügung steht, mich bis zur nächsten Bundestagswahl über die Wahlprogramme und Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der einzelnen Parteien zu informieren, hat sich um ein Vielfaches verkürzt. Obwohl, oder gerade, weil ich mich durch mein Studium täglich mit Politik beschäftige, ist es mir schon immer schwer gefallen, mich auf eine Partei, die bestenfalls alle meine Wünsche und Erwartungen an die Politik erfüllen soll, festzulegen. Deswegen überlege ich zunächst, welche Themen mich gerade am meisten beschäftigen und mir am wichtigsten sind und informiere mich, was die Haltung der einzelnen Parteien dazu ist. Zudem achte ich darauf, meine Informationen von zuverlässigen Quellen wie den offiziellen Seiten der Parteien oder des Deutschen Bundestags zu beziehen. Wenn ich mich auf Social Media über Politik informiere, besuche ich meistens nur die einzelnen Accounts der verschiedenen Nachrichtendienste und vermeide Content, der mir zufällig angezeigt wird. Oft stolpert man auf Social Media über Inhalte, deren Richtigkeit fragwürdig ist. Besonders auf Social Media generieren sehr reißerische Inhalte auf Grund der Algorithmen große Reichweiten. Diese Inhalte sollte man immer auf ihre Richtigkeit überprüfen, bevor man sich davon beeinflussen lässt oder die eventuell falschen Fakten weiterverbreitet.

Was bedeutet das für unsere Demokratie?

Die Berichterstattung über die politischen Ereignisse der letzten Zeit lässt einen oft mit dem Gefühl zurück, dass unsere Demokratie etwas ins Wanken geraten ist: Regierungskrise und Bruch der Regierung. Während politische Instabilität und Polarisierung natürlich etwas Besorgniserregendes sind, sollte man sich trotzdem nicht zu sehr verunsichern lassen, da wir in Deutschland immer noch in einer stabilen Demokratie leben. Trotzdem ist es wichtig, sich für diese einzusetzen und das heißt auch, wählen zu gehen. Man kann von der Politik enttäuscht sein und sich überfordert fühlen, doch man sollte sich dennoch das Privileg bewusst machen, in einem Land zu leben, in dem man die Politik aktiv mitgestalten kann. Dieses Privileg sollte man nutzen, denn nicht wählen zu gehen bedeutet auch, anderen Leuten die Entscheidung zu überlassen, die vielleicht nicht mit der eigenen Meinung übereinstimmt.

Blick nach vorne

Einige Wochen später sitzen wir wieder am gleichen Tisch zusammen. Es ist mittlerweile Dezember, doch die Themen, über die wir sprechen, sind immer noch die Gleichen: der Ausgang der US-Wahl, das Ende der aktuellen Regierung in Deutschland und die anstehende Neuwahl. Was sich geändert hat, ist allerdings die Stimmung. Während vor ein paar Wochen noch Fassungslosigkeit und Ungewissheit das Stimmungsbild prägten, ist die Stimmung jetzt etwas optimistischer. Die Themen drehen sich mehr darum, wie es jetzt weitergeht und was die Zukunft mit sich bringt, als was in der Vergangenheit falsch gelaufen ist. Ich bin froh, dass ich bei dieser Bundestagswahl wählen gehen darf und somit mitbestimmen kann, wohin sich Deutschland politisch entwickelt.

Mitmischen-Autorin

Nina Wanninger

wurde 2004 in Viechtach in Niederbayern geboren und studiert seit 2023 Journalistik und Strategische Kommunikation und Politikwissenschaft in Passau. Neben Politik schreibt sie am liebsten über Literatur und Popkultur.

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