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Kurz erklärt Warum gibt es eigentlich Spitzenkandidaten?

Laura Heyer

Spitzenkandidaten, Kanzlerkandidaten, Listenkandidaten – im Wahlkampf gibt es ganz schön viele Positionen. Warum eigentlich und wer macht was?

Sprinterin beim Rennen

Wettrennen ums Kanzleramt: Welcher Spitzenkandidat wird gewinnen? © shutterstock

Wie wird man Spitzenkandidat einer Partei?

Spitzenkandidaten auf Bundesebene sind die wichtigsten Kandidaten einer Partei. Sie stehen im Wahlkampf besonders im Rampenlich – in Interviews, Talkshows oder etwa auf großen Wahlveranstaltungen bundesweit. Das Wahlprogramm ihrer Partei können sie im Schlaf aufsagen. Wenn es um tagesaktuelle Fragen geht, müssen sie jederzeit schnell Antworten liefern. Und ihre Parteien setzen große Hoffnungen in sie, schließlich sollen sie viele Wählerinnen und Wähler begeistern.

Spitzenkandidaten stehen meist auf den ersten Plätzen einer Landesliste einer Partei. Solche Listen stellt jede Partei in der Regel für jedes Bundesland auf. Wer dort einen vorderen Platz belegt, hat meist seinen Sitz im Bundestag sicher. Die Parteien regeln intern, welche Namen an welcher Stelle stehen.

Um die Sache mit den Listen kurz zu erklären, ist ein Blick ins deutsche Wahlrecht hilfreich: Jeder Wähler hat zwei Stimmen. Mit einer wählt man eine Partei, die man gut findet – und somit die entsprechende Liste. Mit der anderen Stimme wählt man einen Kandidaten oder eine Kandidatin in seinem Wahlkreis. Diese nennt man Direktkandidaten. Wer im Wahlkreis die meisten Stimmen erhält, zieht auf alle Fälle in den Bundestag ein, ganz unabhängig von Landeslisten. Meist treten Spitzenkandidaten auch als Direktkandidaten an ihrem Wohnort an.

Manche Parteien küren statt Spitzenkandidaten gleich einen Kanzlerkandidaten oder eine -kandidatin.

Wie wird man Kanzlerkandidat?

Es gibt kein geregeltes Verfahren zur Nominierung eines Kanzlerkandidaten oder einer -kandidatin. Häufig nominieren die großen Parteien im Vorfeld der Bundestagswahl ihren Anwärter fürs Kanzleramt, oft durch Abstimmung auf einem Parteitag. Der jeweilige Kandidat ist im Wahlkampf die Hauptfigur der Partei.

Die Parteien machen damit ihren Anspruch deutlich: Das ist der Kandidat, den wir im neuen Bundestag zum Kanzler oder zur Kanzlerin wählen wollen. Meist stellen nur die größeren Parteien einen Kanzler- oder Spitzenkandidaten auf. Die aktuellen Kandidaten und Kandidatinnen könnt ihr euch hier anschauen.

Kann ich einen bestimmten Kanzler- oder Spitzenkandidaten direkt wählen?

Das kommt darauf an. Ist der Spitzenkandidat ein Direktkandidat in deinem Wahlkreis, kannst du ihn mit deiner Erststimme wählen. In diesem Jahr treten zum Beispiel die Kanzlerkandidatin der Grünen Annalena Baerbock und der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz als Direktkandidaten in Potsdam sogar gegeneinander an – gleich zwei Spitzenpolitiker in einem Wahlkreis, das ist eine Besonderheit.

Den Bundeskanzler oder die Kanzlerin kannst du allerdings nicht direkt wählen. Der Bundeskanzler wird nämlich gemäß Artikel 63 des Grundgesetzes vom Deutschen Bundestag gewählt. Dazu macht der Bundespräsident einen Vorschlag. Er schlägt natürlich nicht irgendwen vor, sondern beobachtet, welche Parteien bei der Wahl gut abgeschnitten haben und welche Koalition sich bildet. Entsprechend steht im Parlament zur Wahl, wer voraussichtlich mehr als die Hälfte der Abgeordneten hinter sich versammeln kann. Das ist in der Regel eine Kanzlerkandidatin oder ein -kandidat einer Partei.

Du kannst das Geschehne aber dennoch indirekt beeinflussen, nämlich mit deiner Zweitstimme. Die entscheidet darüber, wie stark eine Partei im Bundestag wird. Und je besser eine Partei abschneidet, umso wahrscheinlicher ist es, dass ihr Spitzenkandidat ins Kanzleramt einzieht.

(lh)

Mitmischen-Autorin

Laura Heyer

hat in Heidelberg Geschichte studiert, in Berlin eine Ausbildung zur Journalistin gemacht und ist dann für ihre erste Stelle als Redakteurin nach Hamburg gegangen. Dort knüpft sie nun Netzwerke für Frauen. Aber egal wo sie wohnt – sie kennt immer die besten Plätze zum Frühstücken.

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