Interview „Immer dranbleiben, immer aufstehen“
Gloria Timm
Es war nicht immer einfach, aber letztlich haben Martina Findling und Martin Drewes ihre Erfindung an den Markt gebracht. Was der „Waver“ kann und was sie sich bei ihrer Start-up-Gründung anders gewünscht hätten, lest ihr hier.
Sie haben mit Ihrem Partner Martin Drewes zusammen ein Unternehmen gegründet. Haben Sie einen Tipp für junge Start-Ups?
Immer dranbleiben, immer wieder aufstehen und in jeder Krise eine Chance sehen. Sich nicht aufhalten lassen, sondern weiterarbeiten, auch wenn anstrengende Hürden auftauchen. So kommt man ans Ziel.
Bei Ihrem Projekt „Inflotec“ geht es um den „Waver“. Was kann der?
Der „Waver“ ist ein unabhängiges Versorgungssystem, um Wasser zu reinigen und so Trinkwasser herzustellen. Das Gerät befindet sich auf zwei Plattformen, ähnlich wie bei einem Katamaran und funktioniert in einem Fluss. Durch die Strömung wird die Pumpe in Gang gesetzt, die das schmutzige Wasser reinigt. Am Ende erhält man so Trinkwasser mit sehr hoher Qualität – höher sogar als der Standard in Deutschland. Pro Tag kann der „Waver“ bis zu 2000 Liter Trinkwasser herstellen.
Was ist der Vorteil dabei?
Es wird nur schmutziges Oberflächenwasser genutzt. Dadurch bleiben die endlichen Grundwasserreserven bestehen. Das macht unser System sehr viel nachhaltiger. Und der „Waver“ wird ausschließlich durch Wasserkraft, Solarenergie oder Windenergie betrieben.
Wie kam das Projekt zustande?
Am Anfang stand ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Hochschule Magdeburg-Stendal, bei dem ein Wasserrad konzipiert werden sollte, das Energie erzeugen kann. Das Projekt erhielt einige Preise. Dann entstand die Idee, das Wasserrad tatsächlich in die Produktion zu bringen. Es wurde weiterentwickelt und leistungsfähiger gemacht.
Wie geht es jetzt weiter?
In den nächsten Jahren wollen wir unsere Anlagen in die ganze Welt verkaufen. Sie könnten zum Beispiel für die Wasserversorgung in Entwicklungsländern, für autarkes Wohnen, für Hochsee-Segeln oder als nachhaltige Alternative zur Wasserversorgung genutzt werden. Um diesem Ziel näher zu kommen, werden wir unser Netzwerk weiter ausbauen, Kontakte stärken und an neue Ideen arbeiten.
Was waren die größten Herausforderungen auf dem Weg zur Start-Up-Gründung?
Glücklicherweise erhielten wir durch unseren Mentor, Professor Weber, und die Hochschule Magdeburg-Stendal viel Unterstützung – und die Möglichkeit, mit verschiedenen Partnern zusammenzuarbeiten, zum Beispiel mit dem Institut für Wasserwirtschaft. Außerdem erhielten wir finanzielle Unterstützung durch ego.-Gründungstransfers, einer Investitionsbank in Sachsen-Anhalt.
Doch mit der Unterstützung gingen viele Regularien einher. Wir mussten unglaublich viel Zeit investieren, um bestimmte Auflagen zu erfüllen, und hatten daher sehr wenig Zeit, die Anlage weiterzuentwickeln.
Eine weitere Herausforderung war es, den Markt zu ergründen. Es war schwierig, die richtigen Kontakte zu knüpfen, Partner für die Zeit nach der Gründung zu finden und das Produkt für die Kunden und die Endverbraucher zu optimieren.
Was könnte getan werden, um Start-Ups leichter zu machen?
Die Regularien und Auflagen müssten vereinfacht werden. Diese zeitfressende Arbeit, um alle Anforderungen zu erfüllen, hindert Leute mit kleinen Projekten daran, sich weiterzuentwickeln und sich zu etablieren.
Wünschenswert wäre es auch, die Förderung gerade für Mütter oder Familien attraktiver zu gestalten, um die Angst vor existenziellen Nöten zu verringern.
Über Martina Findling
Martina Findling ist seit 2016 zuständig für die betriebswirtschaftlichen Komponenten des Projektes „Inflotec“. Martin Drewes, ihr Kollege, beschäftigt sich mit dem technischen Bereich und entwickelte unter anderem den „Waver“ weiter.
Gloria Timm
ist 18 und studiert in Heidelberg Molekulare Biotechnologie. Sie liebt Sport und Reisen, hat einen eigenen Blog und verbringt möglichst viel Zeit in der Natur.