Gesundheit Mehr Geld für Pflegekräfte
Gloria Timm
In der Corona-Krise waren sie die Helden der Stunde, jeden Abend vom Balkon beklatscht. Nun fordern die Grünen reale Verbesserungen für professionelle Pflegekräfte – und auch für Menschen, die Familienmitglieder zuhause pflegen.
Fast 3,5 Millionen Menschen sind in Deutschland derzeit pflegebedürftig. Sich um sie zu kümmern, ist ein Knochenjob, körperlich wie seelisch oft anstrengend. Viele finden, dass Pflegekräfte nicht angemessen bezahlt werden. Darüber wird spätestens seit der Corona-Krise viel gesprochen. Im September fand zu dem Thema eine Anhörung des Gesundheitsausschusses statt. Gemeinsam mit Experten diskutierten die Abgeordneten zwei Anträge der Grünen.
Bessere Arbeitsbedingungen, mehr Gehalt
In ihrem ersten Antrag fordert die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, dass Pflegekräfte nach einem festen Tarif bezahlt werden. Damit wollen sie erreichen, dass sich im Gehalt widerspiegelt, wie wichtig und wie schwer die Arbeit der Pflegenden ist.
Eine zweite zentrale Forderung im Antrag ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. So soll wissenschaftlich überprüft werden, wie viel Personal notwendig ist, damit es nicht zu einer Überbelastung der Pflegekräfte kommt.
Der Mangel an Fachkräften soll durch die Digitalisierung und eine erleichterte Zuwanderung entschärft werden.
Akute Hilfe in der Krise
Neben den strukturellen Problemen in der Pflege beschäftigt sich der Antrag auch mit der aktuellen Krisensituation durch Covid-19.
So fordert er zum Beispiel, dass Pflegekräfte besser vor einer Ansteckung geschützt werden müssen, indem immer ausreichend Schutzausrüstung vorhanden ist und regelmäßige Tests durchgeführt werden. Außerdem sollen psychologische Betreuung und Fortbildungen zu Covid-19 angeboten werden. Nicht zuletzt halten die Grünen auch eine Corona-Prämie, das heißt einen einmaligen finanziellen Zuschuss, für sinnvoll.
Unterstützung für pflegende Angehörige
Ziel des zweiten Antrags der Grünen ist es, pflegende Angehörige zu unterstützen. Drei von vier Pflegebedürftigen werden von Familienangehörigen gepflegt, zwei Drittel davon sogar ganz ohne professionelle Betreuung.
Wer diese Aufgabe übernimmt, sollte zeitlich flexibel sein. Die Antragssteller fordern deshalb zum Beispiel ein Recht auf Homeoffice für pflegende Angehörige.
Und auch in der Pandemie benötigten pflegende Angehörige Unterstützung. Deshalb fordert die Fraktion auch hier den Zugang zu regelmäßigen Tests und Schutzutensilien. Zudem soll die finanzielle Unterstützung ausgebaut werden, unter anderem indem das Gehalt des Pflegenden im Falle einer Epidemie, wenn Betreuungsangebote wegfallen, sechs Wochen weitergezahlt wird.
Experten: Reformen sind dringend notwendig
Viele Experten unterstützten die Forderungen der Antragssteller in der Anhörung. Eine Verbesserung des gesamten Systems sei nötig.
Laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft sei es besonders wichtig, dass Pflegepersonal am Bedarf orientiert zugeteilt werde und dass die Pflegenden mehr Wertschätzung erführen. Diesen Forderungen schloss sich auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege an und fügte hinzu, dass die Bezahlung unbedingt verbessert werden müsse.
Die ganze Anhörung könnt ihr euch hier anschauen:
Gloria Timm
ist 18 und studiert in Heidelberg Molekulare Biotechnologie. Sie liebt Sport und Reisen, hat einen eigenen Blog und verbringt möglichst viel Zeit in der Natur.