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Wohnraum für Studenten Mehr Wohnheime bauen?

Gloria Timm

Ob WG-Zimmer, eigene Wohnung oder Studentenwohnheim – eine bezahlbare Bleibe ist oft schwer zu finden, wenn man zuhause auszieht. Was soll die Politik tun? Im Bundestag gibt es verschiedene Ideen.

Tafel 'Studenten-Wohnungen'

Alles belegt? Viele Studierende finden in ihrer Traumstadt kein Zimmer mehr... ©picture alliance/dpa

Jahrelang hat man in der Schule gebüffelt und nun endlich den Abschluss in der Tasche. Einige aus der Stufe gehen ins Ausland, andere absolvieren ein Freiwilliges Jahr, wieder andere beginnen eine Ausbildung und manche fangen an zu studieren.

Wer sich für ein Studium entscheidet, für den heißt es meist: Umziehen. Doch die Freude über den neuen Lebensabschnitt kann schnell vorbei sein – spätestens, wenn die Wohnungssuche beginnt. Denn egal ob Einzelwohnung, WG oder Wohnheim – in vielen Uni-Städten ist es schwer, eins der begehrten Zimmer zu ergattern. Und wenn man eins gefunden hat, sind die Preise oft astronomisch hoch.

Was lässt sich dagegen tun? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Abgeordneten des Ausschusses für Bau und Wohnen. Auf ihrem Tisch liegen zwei Anträge aus der Opposition. Zudem haben sie kürzlich mehrere Fachleute zu dem Thema befragt.

So ist die Lage

Über eine halbe Million Menschen haben im Jahr 2020 ein Studium begonnen. Insgesamt gibt es rund 2,9 Millionen Studentinnen und Studenten. Dem gegenüber stehen 240.000 öffentlich geförderte Studentenwohnheimplätze. Zurzeit finden nur knapp zehn Prozent der Studierenden einen Platz in einem öffentlichen Wohnheim. Die Wartelisten umfassen Tausende.

Doch viele Studenten sind auf den günstigen Wohnraum angewiesen, denn auf dem freien Markt kostet dieser ein Vielfaches. Im Schnitt muss man für ein Zimmer in Hochschulstädten rund 400 Euro pro Monat zahlen, zeigen aktuelle Erhebungen. In München oder Hamburg kann ein WG-Zimmer schnell mal 700-800 Euro kosten.

Das fordern die Grünen

Die zentrale Forderung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in ihrem Antrag ist ein Programm zum Bau öffentlicher Wohnheime. In Zusammenarbeit mit Kommunen, Ländern und Hochschulen soll beim Bau besonders auf soziale und ökologische Kriterien geachtet werden. Ziel ist es, viele günstige neue Wohnungen zu schaffen, so dass jeder die Chance hat zu studieren und es nicht am Geldbeutel scheitert.

Zusätzlich sollen Hochschulstädte dazu animiert werden, kreativ bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen, zum Beispiel, in dem Wohnungen genutzt werden, die auch außerhalb des Stadtkerns liegen. Dazu fordert der Antrag auch ein besseres Nahverkehrsangebot und neue Radwege. Als akute Zwischenlösung sollen aus Sicht der Grünen Immobilien, die bisher dem Bund gehören, in Wohnungen umgebaut werden können.

Das wollen die Linken

Der zweite Antrag der Fraktion Die Linke betont die Einschränkung der Lebensqualität der Studierenden durch hohe Wohnkosten in den Hochschulstädten. Um die Probleme zu lösen, fordert die Fraktion, 50.000 neue öffentlich geförderte Wohnheimsplätze in den nächsten vier Jahren entstehen zu lassen. Das Geld dafür solle der Bund zur Verfügung stellen.

Zustimmung…

… kam unter anderem vom Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks (DSW), Achim Meyer auf der Heyde. Das Deutsche Studentenwerk ist für rund 80 Prozent der geförderten Wohnheimplätze verantwortlich. Er plädiert in der Anhörung des Ausschusses für Bauen und Wohnen für öffentlich geförderten Bau von Wohnraum für Studierende. Aus seiner Sicht gibt und gab es großen Bedarf für solche Projekte. Zum einen, weil immer mehr Jugendliche das Abitur absolvieren und zum anderen, da auch die Zahl der ausländischen Studierenden konstant hoch bleibe.

Von öffentlich gefördertem Bau von Studierendenwohnraum würden zudem besonders Studierende mit niedrigem Einkommen profitieren. Auf der Heyde sprach sich in seinem Statement deshalb für eine hohe öffentliche Förderung aus.

Alle sollen überall studieren können

Dem stimmte auch Sebastian Zacherau zu, Vorstandsmitglied des freien Zusammenschlusses von Student*innenschaften e. V. (fzs). Er warnte jedoch davor, sich nur auf den Bau neuer Wohnheime zu fokussieren. Diese Lösung sei langfristig zu langsam und zu teuer.

Stattdessen schloss er sich einer der Forderungen des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen an: die Bundesausbildungsförderung (kurz BAföG), die man als Student oder Azubi beantragen kann, zu dynamisieren. Das heißt, Studenten, die in Städte mit teuren Wohnungen ziehen, sollten mehr Geld bekommen. Ziel solle sein, dass es nicht zur Frage des Geldbeutels wird, wo man studieren kann.

Abgeordnete: Länder sind zuständig

Schon im vergangenen Jahr hatten die Abgeordneten im Plenum über die Anträge von Grünen und Linken erstmals diskutiert. Die Koalitionsfraktionen SPD und CDU/CSU stimmen zu, dass es dringend ist, etwas gegen die Wohnungsnot von Studierenden zu tun. Emmi Zeulner (CDU/CSU) betonte jedoch, dass die Verantwortung für den Bau von neuen Wohnungen für Studierende grundsätzlich „bei den Ländern“ liege. Ihre Vorschläge und Ideen erläutert sie im aktuellen mitmischen-Interview.

Ulli Nissen von der SPD sagte, dass Universitäten und Institute dezentralisiert werden sollten, um so den ländlichen Raum zu erschließen und die Wohnungsnot in Großstädten zu verkleinern.

Mehr Bafög, mehr bauen?

Die AfD-Fraktion argumentiert folgendermaßen: Durch das leichtere Abitur würden mehr junge Menschen studieren und deshalb der Wohnraum knapp werden. Heiko Heßenkemper (AfD) schlug in der Debatte zudem vor, das Bafög zu erhöhen, um auf „die Eigeninitiative und Kreativität der jungen Leute“, zu setzen, was neuen Wohnraum angeht.

Die FDP betonte, dass die Wohnungsnot neben Studierenden auch Azubis und andere Bevölkerungsschichten betreffe. Ziel sollte es also sein, den Mangel an bezahlbarem Wohnraum insgesamt anzugehen, zum Beispiel indem daran gearbeitet wird, dass Neubau billiger wird, sagte Hagen Reinhold (FDP) in der Debatte.

Hier könnte ihr das Fachgespräch im Video sehen und die Meinung aller Sachverständigen kennenlernen.

Mitmischen-Autorin

Gloria Timm

ist 18 und studiert in Heidelberg Molekulare Biotechnologie. Sie liebt Sport und Reisen, hat einen eigenen Blog und verbringt möglichst viel Zeit in der Natur.

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