Juniorwahl 2021 Wen wählten die Teenies?
Eric Matt
Minderjährige durften vergangenen Sonntag nicht wählen. Um ihnen trotzdem Gehör zu verschaffen, gibt es die Bundestagswahl auf Probe: die Juniorwahl. Was das ist und wie sie ausging, erfahrt ihr hier.
Immer wieder hört man die Forderung, dass Jugendliche schon ab 16 Jahren wahlberechtigt sein sollten. Dies ist aktuell nicht der Fall. Wählen darf, wer mindestens 18 Jahre alt ist. Dennoch haben auch junge Menschen die Chance, ihr Kreuz zu machen: nämlich bei der sogenannten Juniorwahl.
Die große Frage dabei: Wie würde der Bundestag aussehen, wenn ihn nur Jugendliche wählen würden?
Achtung Spoiler: Der Teenie-Bundestag wäre etwas weniger rot und dafür etwas grüner.
Kurz: Was ist die Juniorwahl?
Die Juniorwahl ist die Teenie-Alternative zur Bundestagswahl, also die Wahl für die U18. Teilnehmen können Schulklassen aller weiterführenden Schulen sowie deutschen Auslandsschulen ab der siebten bis zur 13. Klasse. An der diesjährigen Wahl zum Deutschen Bundestag nahmen 4.500 Schulen teil. Über 1,1 Millionen Schüler und Schülerinnen haben ihre Stimme abgegeben.
Was kam raus?
Stärkste Kraft bei der Junior-Bundestagswahl 2021 wurde Bündnis 90/Die Grünen mit 20,6 Prozent. Damit liegen sie mit mehr als einem Prozentpunkt vor der SPD, die 19,4 Prozent erreichte. Drittstärkste Kraft wurde die FDP, die auf 18,5 Prozent kommt – und ihr Ergebnis damit im Vergleich zur Juniorwahl 2017 fast verdoppeln konnte.
Die CDU/CSU verfehlte mit 13,5 Prozent einen Platz auf dem Siegerteppchen. Ihr folgt Die Linke mit 7,6 Prozent und die AfD mit 5,1 Prozent. Die restlichen rund 15 Prozent teilen sich kleinere Parteien wie beispielsweise die Tierschutzpartei, Die PARTEI oder die Piratenpartei.
Die Wahlbeteiligung aller juniorwahlberechtigten Schülerinnen und Schüler lag bei 81,4 Prozent. Zumindest eines ist identisch mit der echten Bundestagswahl, nämlich die Anzahl der Parteien, die den Einzug geschafft haben, weil sie über die Fünfprozenthürde kamen.
Mehr Ergebnisse, Zahlen zu (un-)gültigen Stimmen und zu den Ergebnissen in den einzelnen Bundesländern findet ihr auf der Website der Juniorwahl.
Wie funktioniert das Ganze?
Ist eine Schule für die Juniorwahl angemeldet und bestätigt, bekommen die Lehrer dafür extra Unterrichtsmaterialien wie zum Beispiel Bücher und Plakate zum Wahlvorgang. Außerdem gibt es für jede teilnehmende Schule alles, was es für einen richtigen Wahlablauf braucht: Wahlbenachrichtigungen, Stimmzettel mit Erst- und Zweitstimmen-Option und für die geheime Durchführung der Wahl: Wahlkabinen und -urnen.
Die Stimmzettel sehen aus wie die Originale der „echten“ Wahl im entsprechenden Wahlkreis, in dem sich die Schule befindet. Während die eigentliche Bundestagswahl am vergangenen Sonntag stattfand, verteilten sich die Juniorwahlen der Schulen schon auf die Schulwoche davor: Gewählt wurde zumeist vom 20. bis 24. September.
Vergleich mit der „echten“ Wahl
Am Ende werden – wie bei der richtigen Wahl – alle Stimmen von Schüler-Wahlhelfern und -Wahlhelferinnen ausgezählt und auf der Homepage der Juniorwahl und deren Social-Media-Kanälen veröffentlicht. Jede Schule kann dann ihr Ergebnis mit dem der Bundestagswahl vergleichen.
„Wählen soll zu etwas ganz Selbstverständlichem werden“, erklärt Gerald Wolff, Initiator des größten deutschen Schulprojektes, gegenüber mitmischen. Bei der Juniorwahl hätten die Schülerinnen und Schüler die Chance, ihr politisches Wissen direkt anzuwenden, so Wolff weiter. Über das Projekt könne man schon früh politisches Interesse wecken.
Schirmherr Schäuble
Die Juniorwahl 2021 stand unter der Schirmherrschaft des Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble und wird bundesweit gefördert durch den Deutschen Bundestag, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie durch die Bundeszentrale für politische Bildung. In den Bundesländern gibt es jeweils weitere Unterstützer.
Lest hier, wie Bundestagspräsident Schäuble mit Jugendlichen im Voraus über die Bundestags- und die Juniorwahl sowie über das Wahlalter, Quoten und repräsentative Demokratie diskutierte:
Juniorwahl in ihren Anfängen
Woher stammt die Idee zu Juniorwahl? Im Jahre 1998 gründete der damalige Schüler Gerald Wolff mit seinen Klassenkameraden den Verein Kumulus in Berlin. Ein Jahr später organisierten die Jugendlichen mit ihrem gemeinnützigen und überparteilichen Verein die erste Juniorwahl in Deutschland.
„Damals haben zwei Schulen mitgemacht, in diesem Jahr sind es 4.500 in ganz Deutschland“, erzählt Gerald Wolff.
Insgesamt waren an dem Schulprojekt bislang schon über fünf Millionen Jugendliche beteiligt. Die Juniorwahl fand bisher 65-mal statt: bei vier Europa-, sechs Bundestags- und 55 Landtagswahlen. Junge Menschen, die noch nicht wählen dürfen, sollen so das Prinzip demokratischer Wahlen kennenlernen und sich beteiligen.
Doch es ermöglicht nicht nur jungen Menschen politische Teilhabe, sondern animiert ebenfalls deren Eltern, ihre Kreuze bei der „echten“ Wahl zu machen. So kamen Wissenschaftler laut Juniorwahl-Veranstalter zu dem Ergebnis, dass die Juniorwahl die Wahlbeteiligung der jeweiligen Eltern um durchschnittlich vier bis teilweise neun Prozent erhöht.
Eric Matt
... ist 22 Jahre alt und studiert an der Universität Konstanz Politik- und Verwaltungswissenschaften. Zurzeit macht er ein Auslandssemester in Israel.