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Vorherige Berufe von Abgeordneten: Anne König (CDU) Hartnäckig – als Didaktische Leiterin und als Abgeordnete

Naomi Webster-Grundl

Bevor Anne König (CDU) 2021 Bundestagsabgeordnete wurde, hat sie als Didaktische Leiterin gearbeitet. Was war für sie die größte Umstellung bei diesem Berufswechsel? Das verrät sie uns im Interview.

Eine blonde Frau lehnt lächelnd an der Glasfront eines Hauses.

Bevor Anne König (CDU/CSU) 2021 in den Bundestag einzog, war sie Mitglied der Schulleitung an einer Gesamtschule mit den Fächern Mathematik, Geschichte und Religion. © Anne König/Nikola Nickl

Was war Ihr Beruf vor Ihrer Tätigkeit als Bundestagsabgeordnete?

Ich war Realschullehrerin für die Fächer Mathematik, Geschichte und katholische Religion. Anschließend habe ich die Didaktische Leitung einer Gesamtschule übernommen, war also Mitglied der Schulleitung. Meine Aufgaben umfassten neben dem reinen Unterrichten von Schulklassen vor allem das Qualitätsmanagement an der gesamten Schule. Ich habe mich also tagtäglich damit beschäftigt, wie guter Unterricht in Schulen stattfinden kann und wie man Schüler bestmöglich fördert.

Was war für Sie die größte Umstellung vom Beruf in der Schule auf das Mandat im Bundestag?

Einer der größten Unterschiede zwischen dem Arbeitsplatz Parlament und dem Arbeitsplatz Schule ist, dass die Mühlen im Deutschen Bundestag deutlich langsamer mahlen. An der Schule kommt man schneller zu guten Ergebnissen. Im Deutschen Bundestag muss jede Entscheidung einen sehr langen Prozess durchlaufen. Entscheidungswege an der Schule gleichen dann doch eher dem „normalen“ Leben.

Wie hat Ihr Umfeld auf Ihre berufliche Veränderung reagiert?

Alle haben sich sehr gefreut, denn es war ja bekannt, dass ich immer schon politisch aktiv war. Aber es gab auch Freunde, Schüler und Lehrerkollegen, die meine berufliche Veränderung bedauert haben. Mein Abschied in den Bundestag wurde also offenbar bei vielen von einem weinenden und einem lachenden Auge begleitet.

Inwiefern ließ sich Ihr politisches Engagement mit dem Beruf als Lehrerin vereinbaren?

Damals war ich unter anderem als Kreistagsmitglied ehrenamtlich engagiert. Das politische Engagement, die Vollzeittätigkeit als Lehrerin und dann die Arbeit in der Schulleitung sowie Familie und Privatleben zu „jonglieren“, war nicht immer einfach. Mein Pensum vor dem Einzug in den Bundestag hat mich daher ganz gut auf die Arbeitsbelastung hier vorbereitet. Dass ich politisches Engagement und Beruf nun als Mitglied des Deutschen Bundestages verbinden kann, ist sogar eher erleichternd.

Welche Fähigkeit aus dem vorherigen Beruf nützt Ihnen als Abgeordnete am meisten?

Auf jeden Fall Hartnäckigkeit und das Dranbleiben an Menschen, die nicht wollen oder nicht können. Als Lehrerin habe ich gelernt, Optionen und konstruktive Wege aufzuzeigen, wie man die aktuelle Situation verbessern könnte. Und das ist auf jeden Fall eine Stärke, die mir im politischen Amt weiterhilft.

Könnten Sie sich vorstellen, in Ihren alten Beruf zurückzukehren?

Teilweise fühle ich mich immer wieder an meinen Beruf erinnert, wenn mich Schülergruppen besuchen, mit denen ich in Austausch treten oder die ich im Rahmen einer Besichtigung des Deutschen Bundestages begleiten darf. Natürlich kann ich mir das vorstellen, weil ich den Beruf ja bewusst gewählt habe, aber für die Gegenwart und für die kommenden Jahre fühle ich mich wohl bei meiner politischen Arbeit im Bundestag. Ich bin hier gerade erst angekommen und möchte weiterhin die Menschen in meiner Heimat mit meiner Stimme und meinem Einsatz vertreten.

Wie stark identifizieren Sie sich noch mit dem Beruf der Lehrerin?

In erster Linie identifiziere ich mich mit den Menschen aus meinem Wahlkreis im Westmünsterland. Und dazu gehören ja auch ganz klar die Schüler und Schülerinnen, die Lehrkräfte sowie die Eltern. Der Kontakt und die Rückkopplung zu den Menschen in meinem Wahlkreis helfen schon sehr, um mir die Gewissheit zu geben, dass ich die Interessen meiner Heimat hier in Berlin auch vertrete.

Verstehen Sie sich mit anderen Abgeordneten mit einem ähnlichen beruflichen Hintergrund besonders gut?

Um ehrlich zu sein, habe ich die meisten hier gar nicht danach gefragt, was sie vor ihrem Einzug in den Deutschen Bundestag beruflich gemacht haben. Wir treffen ja vor allem in den Arbeitsgremien aufeinander und da fragt man sich eher, was die Leute aus dem jeweiligen Wahlkreis und aus den verschiedenen Parteien zu einer Angelegenheit sagen. Eine Kollegin, mit der ich mich sehr gut verstehe, ist auch in ihrem „ersten Leben“ Lehrerin gewesen. Aber darauf würde ich das eigentlich nicht zurückführen.

Und was vermissen Sie beim Gedanken an Ihren alten Beruf?

Auf jeden Fall die Abschlusspartys am Ende einer Schullaufbahn. Weil man da sieht, wie sich die jungen Menschen entwickelt haben und man kann sich mit ihnen über das Erreichte freuen. Und wenn dann alle zusammenkommen, die Eltern, Geschwister, Großeltern, Lehrer und Mitschüler, die die jeweilige Schulzeit geprägt haben, und gemeinsam feiern und stolz sind, fand ich das schon immer sehr rührend und es hat mir immer großen Spaß gemacht.

Zur Person

Anne König...

…ist seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages und ist für die CDU/CSU-Fraktion Mitglied im Ausschuss für Klimaschutz und Energie sowie im Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen. Außerdem vertritt sie die CDU/CSU-Fraktion als Obfrau im Unterausschuss für internationale Klima- und Energiepolitik.

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