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Blog Tag 7 „Je ungeheuerlicher das Verbrechen, desto dringlicher das Erinnern“

Carolin Hasse

Mit den Eindrücken der letzten Tage im Gepäck geht des für die Teilnehmenden der Jugendbegegnung zurück nach Berlin, wo weitere spannende Programmpunkte auf sie warten.

An einem Bauzaun ist ein blau-weißes Gemälde eines Kindes in Sträflingskleidung befestigt. Menschen stehen mit dem Rücken zur Kamera und betrachten das Bild.

Die Bilder der Künstlerin Monika Mendat stellen Menschen im Augenblick der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz dar. © DBT/Stella von Saldern

Nach vier Tagen in Oświęcim machen wir uns heute auf den Weg zurück nach Berlin. Langsam neigt sich die Jugendbegegnung 2025 dem Ende entgegen. Die Stimmung in der Gruppe ist gemischt: Einige hängen noch den Eindrücken aus der Gedenkstätte Auschwitz nach und freuen sich auf ein bisschen Ruhe zu Hause. Gleichzeitig spürt man, wie Freundschaften in den vergangenen Tagen gewachsen sind, die den Abschied morgen nicht leichter machen werden. Doch bevor es soweit ist, haben wir in Berlin noch ein paar spannende Programmpunkte vor uns.

Ausstellungseröffnung im Bundestag

Direkt nach unserer Ankunft geht es am Abend in den Bundestag. Dort wird die Ausstellung „Erinnerung an die Befreiung – Mahnung für die Demokratie“ eröffnet, die an den 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erinnern soll. In der Halle des Paul-Löbe-Hauses sind Acrylbilder in verschiedenen Blau- und Weißtönen zu sehen, die Frauen, Männer und Kinder im Augenblick der Befreiung zeigen.

Vier junge Frauen stehen vor Bauzäunen, die in einem Gebäude aufgebaut sind und an denen ausgestellte Bilder und Banner mit Beschreibungen befestigtsind.

© DBT/Stella von Saldern

Hinter diesen Werken steckt die Künstlerin Monika Mendat. Sie wurde in der Nähe von Danzig in Polen geboren und floh Ende der 70er Jahre mit ihrer Familie nach Deutschland. Für Mendat hat die Auseinandersetzung mit der Geschichte eine besondere Bedeutung: Ihre Mutter stammt aus Oświęcim – wie die Künstlerin sagt, „einem der schlimmsten Orte der Weltgeschichte“.

Mit ihren Werken versucht Mendat, „die Opfer aus der Anonymität zu holen und ihnen ein Gesicht zu geben“. So erklärt sie es bei der Ausstellungseröffnung im Bundestag. Ihr Satz „Je ungeheuerlicher das Verbrechen, desto dringlicher das Erinnern“ bleibt mir auch nach der Veranstaltung noch lange im Gedächtnis.

Auschwitz wurde von Soldaten der Roten Armee am 27. Januar 1945 befreit. Doch als die russischen Truppen das Lager erreichten, hatten die Nazis bereits versucht, ihre Spuren zu verwischen und zwangen Tausende der Inhaftierten auf Todesmärsche. Im Lager befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch rund 7.000 Häftlinge, darunter etwa 700 Kinder. Einer der Überlebenden, den Mendat in ihrer Kunst porträtiert, ist Józef Szajna. Er verbrachte fast fünf Jahre in Auschwitz und konnte schließlich während eines Todesmarsches fliehen.

Den Opfern ein Stück Würde wiedergeben

In ihrer Eröffnungsrede findet Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) eindringliche Worte zum Holocaust und den menschenverachtenden Gräueltaten in Auschwitz: „Nur Mitmenschlichkeit und Solidarität können Garantien dafür sein, dass sich ein solches Verbrechen nicht wiederholt.“

In einer großen Eingangshalle sitzen Menschen auf Stühlen und hören einer Frau zu, die an einem Redepult steht und in ein Mikrofon spricht.

© DBT/Stella von Saldern

Nach der bewegenden Ausstellungseröffnung geht es noch in die Kantine des Bundestages zu einem gemeinsamen Essen, bevor morgen noch zwei wichtige Programmpunkte auf dem Plan stehen: eine Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus und ein Podiumsgespräch. Dazu aber morgen mehr.

Bis dahin, liebe Grüße
Carolin

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