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Blog Tag 8 „In der Woche hat sich etwas verändert“

Carolin Hasse

Zum Abschluss der diesjährigen Jugendbegegnung sind die Teilnehmenden live bei der Gedenkstunde im Plenarsaal des Bundestages dabei und haben danach die Gelegenheit, dem Holocaustüberlebenden Roman Schwarzman ihre Fragen zu stellen. Sie sind sich einig: Die Erfahrungen dieser Woche werden sie prägen und begleiten.

Ein Gruppenbild von mehr als 70 Leuten, die in einem Raum mit vielen Tischen und Stühlen stehen.

Zum Abschluss der Jugendbegegnung 2025 haben die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich mit dem Holocaustüberlebenden Roman Schwarzman und Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas auszutauschen. © DBT/Stella von Saldern

Heute nehme ich euch mit zum letzten Tag der Jugendbegegnung 2025 – und dieser hält noch einige besondere Momente bereit. Der erste Höhepunkt: Die Teilnehmenden dürfen auf den blauen Sitzen mitten im Plenarsaal Platz nehmen. Ein Privileg, das normalerweise nur Abgeordneten und ausgewählten Personen wie Mitgliedern des Bundesrates oder Mitarbeitenden des Bundestages, etwa aus dem Stenografischen Dienst vorbehalten ist.

Um Punkt 12 Uhr beginnt die Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus. Daher sind neben den hochrangigen Politikerinnen und Politikern des Landes, einige der letzten Holocaust-Überlebenden zu Gast. Unter ihnen die mittlerweile 103-jährige Margot Friedländer, die als junge Frau das Konzentrationslager Theresienstadt überlebte. Maren sagt später: „Es ist schon ein bisschen verrückt, im gleichen Raum mit den Personen zu sein, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt.“

Menschen sitzen auf den blauen Stühlen im Plenarsaal des Deutschen Bundestages.

Die Teilnehmenden der Jugendbegegnung hatten die Ehre, während der Gedenkstunde im Plenarsaal des Deutschen Bundestages Platz zu nehmen. © DBT/Stella von Saldern

Der Gastredner ist in diesem Jahr Roman Schwarzman. Mit sieben Jahren wurde er aus dem deutsch-rumänisch kontrollierten Ghetto Berschad in der Ukraine befreit. Über seine Kindheit im Ghetto berichtet er: „Ich erinnere mich immer noch an den Geschmack des Wassers, das die Besatzer nach dem Waschen des Fleisches weggeschüttet haben.“ Dieses nach Fett schmeckende Wasser habe er als Fünfjähriger von den Nazis erbettelt – ein lebensgefährliches Unterfangen, da er sich dafür aus dem Ghetto schleichen musste. Die Erinnerung an die Opfer des Holocausts zu bewahren, sei zu seiner Lebensaufgabe geworden, betont Schwarzman.

Der mittlerweile 88-jährige Schwarzman spricht auch über sein Leben heute: „Damals wollte Hitler mich töten, weil ich Jude bin. Heute will mich Putin töten, weil ich Ukrainer bin.“ Eindringlich mahnt er, die Ukraine weiter in ihrem Verteidigungskampf gegen Russland zu unterstützen, und fordert Flugzeuge oder Flugabwehrsysteme. Gleichzeitig versichert er: „Die Ukraine wird alles tun, damit der Krieg nicht zu euch kommt.“

Während der Gedenkstunde sprechen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. Die gesamte Gedenkstunde könnt ihr euch hier im Video ansehen:

Nach der Gedenkstunde haben wir die Gelegenheit, mit Herrn Schwarzman persönlich ins Gespräch zu kommen. Auch Yvonne Magwas (CDU), Vizepräsidentin des Bundestages, stellt sich den Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmerinnen der Jugendbegegnung. Mehr dazu erfahrt ihr hier im Text von Marejke:

Für uns sind die Gespräche mit Roman Schwarzman und Yvonne Magwas der letzte Programmpunkt. Es ist Zeit, sich zu verabschieden. Telefonnummern werden ausgetauscht, Einladungen für gegenseitige Besuche ausgesprochen. Nastya sagt zu zwei ihrer neugewonnenen Freundinnen: „Ihr könnt mich ja mal zum Schabbat-Essen besuchen.“

Dankbar für die Erfahrungen

Ich frage am Ende des Tages noch einige der Teilnehmenden nach ihren persönlichen Highlights und was sie von der Jugendbegegnung mitnehmen. Maren, die sich in der Gedenkstätte Osthofen engagiert, sagt, dass diese Woche für sie eine Belohnung gewesen sei – eine Anerkennung für ihre Arbeit in der Gedenkstätte und ihr Engagement. Sie ist dankbar für die Erfahrungen, die sie sammeln konnte. „In der Woche hat sich etwas verändert“, sagt sie. Die Begegnungen mit den Zeitzeugen hätten sie in ihrem Engagement bestärkt, und sie sei froh, so viele junge Menschen kennengelernt zu haben, mit denen sie sich austauschen könne und die sich ebenfalls für die Demokratie einsetzten.

Auf die Frage, was Laura von der Jugendbegegnung mitnimmt, antwortet sie: „Hoffnung, Kraft und Lebensfreude.“ Besonders von den Gesprächen mit den Zeitzeugen sei sie tief beeindruckt; von ihrer positiven Einstellung zum Leben, trotz all des erlittenen Leids.

Diese Woche hat eine besondere Verbindung geschaffen. Unterschiedliche Geschichten, Hintergründe und Perspektiven sind hier zusammengekommen – und doch haben sie eines gemeinsam: den Wunsch, sich für Demokratie einzusetzen.

Zum Abschluss ergreift Vincent noch einmal das Wort und sagt in die Runde: „Danke an diese tolle Gruppe. Ihr seid großartig!“

Mit diesen Worten: Bis zur Jugendbegegnung 2026!
Carolin

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