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Jugendbegegnung 2025 Gespräch mit dem Holocaustüberlebenden Roman Schwarzman

Marejke Tammen

Vom Redepult des Deutschen Bundestages rein ins Gespräch mit den Teilnehmenden der diesjährigen Jugendbegegnung: Roman Schwarzman erzählt von seinen eigenen Erfahrungen während des Holocausts und wie er auf das aktuelle politische Klima in Deutschland blickt.

Ein Raum von schräg oben aufgenommen, viele Menschen sitzen an Tischen.

Die Teilnehmenden der Jugendbegegnung hatten viele Fragen an den Zeitzeugen und Holocaustüberlebenden Roman Schwarzman. © DBT/Stella von Saldern

„Ich bitte euch als Jude, als Mensch, versucht die Welt vor solchen Papieren wie dem über die Endlösung der Judenfrage zu bewahren.“ Mit dieser eindringlichen Bitte begrüßte der Holocaust-Überlebende Roman Schwarzman am Mittwoch, 29. Januar 2025, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Jugendbegegnung des Bundestages zu einer Podiumsdiskussion. An der Diskussionsrunde, die im Zeichen des 80. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz stand, nahm auch Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas (CDU/CSU) teil. 

Erinnerungen an eine Kindheit im Ghetto

Als einer der wenigen verbliebenen Zeitzeugen, die noch von ihren eigenen Erfahrungen im Holocaust erzählen können, hatte Schwarzman bereits am Vormittag eine Gedenkrede vor dem Parlament gehalten. Darin berichtete er eindrücklich von seinem Leben als Kind im deutsch-rumänisch kontrollierten Ghetto Berschad in der Ukraine, schilderte Fluchtszenen unter Bombenbeschuss und zeichnete kraftvoll den Rassenwahn der Nazis nach. 

Auch im Gespräch mit den Jugendlichen schilderte Schwarzman seine Erfahrungen lebhaft. So erinnerte er sich, wie er im Ghetto eine Suppe aus Abwasser und Gras gekocht und diese mit anderen Ghettobewohnern, seinen „Brüdern und Schwestern“, geteilt hatte. Und auch ein Junge namens Helman sei ihm in Erinnerung geblieben, der an das Motorrad eines rumänischen Soldaten gebunden und 100 Meter über den Boden gezogen wurde. „Und wir dachten alle, er ist tot. Aber nach dem Krieg haben wir erfahren, dass er zum Glück überlebt hat.“ Momente wie diese hätten ihm damals Kraft gegeben und täten es noch heute.

Ein älterer Herr im Anzug und mit Kopfhörern spricht gestikulierend in ein Mikrofon. Zwei Frauen sitzen mit ihm am Tisch, sind aber eher verschwommen im Hintergrund zu erkennen.

Der Holocaustüberlebende Roman Schwarzman (rechts) und Bundestagsvizepräsident Yvonne Magwas (Mitte) stellten sich den Fragen der Teilnehmenden der Jugendbegegnung. © DBT/Stella von Saldern

„Man muss nachdrücklicher sein“

Neben den Ghetto-Erfahrungen aus Schwarzmans Kindheit wollten die jungen Erwachsenen vor allem wissen, wie er auf das heutige politische Klima in Deutschland blicke. „Es ist nicht schön für mich zu erleben, dass ich, wenn ich nach Deutschland komme, immer von der AfD höre“, sagte Schwarzman. „Einer Partei, die an der Seite des Faschismus steht.“ An Vizepräsidentin Magwas gewandt sagte er: „Man muss nachdrücklicher sein. Die Faschisten darf es in unserer Gesellschaft nicht mehr geben.“ 

Auch Vizepräsidentin Magwas sprach sich für ein AfD-Verbot aus, betonte aber auch, dass es aufgrund des frühzeitigen Endes der Legislaturperiode „leider“ zu keiner Beschlussfassung über den Verbotsantrag kommen werde. 

„Ich habe große Bauchschmerzen“ 

Auf die kritische Frage eines Teilnehmers, ob es nicht etwas vorschnell wäre, mit den Stimmen der AfD ein strengeres Gesetz zur Migrationspolitik durchzubringen, machte Magwas deutlich, dass es sich um einen eigenen Gesetzentwurf der CDU/CSU-Fraktion handle. Dennoch habe auch sie „große Bauchschmerzen“, wenn mit Stimmen der AfD-Fraktion dieser Gesetzentwurf mehrheitsfähig würde. Doch es gäbe noch die Hoffnung, dass man „vielleicht auch mit den mahnenden Worten von Herrn Schwarzman, mit den mahnenden Worten des Bundespräsidenten“ noch zu einer anderen Lösung komme. „Das wäre mir das Liebste.“

Zum Schluss rief Schwarzman den Jugendlichen noch die aktuelle Situation in der Ukraine ins Gedächtnis und sagte: „Ich hoffe, dass auch die Jugend in Deutschland auf der Seite der Ukraine steht.“

Hier könnt ihr die euch die komplette Podiumsdiskussion anschauen:

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