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Melanie Bernstein (CDU) „Ich will die Distanz junger Menschen zur Bundespolitik überbrücken“

Demokratie bedeutet, sich einzumischen. Doch wie macht man das genau und warum ist die Initiative von einzelnen so wichtig? Die Bundestagsabgeordnete Melanie Bernstein (CDU/CSU-Fraktion) engagiert sich seit ihrer Schulzeit politisch. Im Interview erzählt sie, wie sie jungen Leuten Zugang zu Politik verschaffen möchte und inwiefern bei der Förderung von Jugendbeteiligung noch mehr passieren muss.

Eine Frau in einem blau-weißen Kleid steht an ein Geländer gelehnt und lächelt in die Kamera, während sie ein Handy in der Hand hält.

Melanie Bernstein (CDU) empfiehlt jungen Menschen, ein Praktikum in einem Abgeordnetenbüro zu machen, um tiefere Einblicke in die parlamentarische Arbeit zu bekommen. © Christian Köster

Frau Bernstein, warum sind Sie politisch aktiv, was motiviert Sie?

Motiviert hat mich in der Schulzeit mein ehemaliger Philosophielehrer mit dem Angebot einer Politik-AG und meine Mitgliedschaft in der Jungen Union, danach vor allem die Kommunalpolitik: Wenn man länger miterlebt hat, wie die Bürgerinnen und Bürger in den Gemeinden und im ländlichen Raum trotz unterschiedlicher Standpunkte gut zusammenarbeiten und Verantwortung für ihre Gemeinschaft übernehmen, machen einem die Schlagzeilen über politische Polarisierung im Land nicht mehr ganz so viele Sorgen. Ich finde es faszinierend, wie Menschen täglich ihr Zusammenleben neu verhandeln und gemeinsam Entscheidungen treffen, die von allen gesellschaftlichen Gruppen mitgetragen werden.

Gab es ein bestimmtes Erlebnis, das Sie politisiert hat?

Ich habe mich schon immer gerne aktiv an den tagespolitischen Debatten beteiligt. Meine Schulzeit fiel in die letzten Jahre der Kanzlerschaft Kohls und die Zeit der rot-grünen Koalition unter Gerhard Schröder, als Vieles im Land im Umbruch war. Ein bestimmtes Erlebnis gab es aber nicht.

Warum braucht es Ihrer Meinung nach die Beteiligung junger Menschen in politischen Prozessen?

Ganz einfach: Die jungen Menschen von heute sind die Entscheidungsträger von morgen. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung, in denen sich viele Menschen nicht ausreichend repräsentiert fühlen, sollten junge Menschen deshalb enger in die politischen Prozesse auf kommunal-, landes- und bundespolitischer Ebene eingebunden werden.

Zur Person

Melanie Bernstein (CDU/CSU) war von 2017 bis 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages und ist es seit 2023 wieder. Als Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend setzt sie sie sich für eine stärkere Berücksichtigung von Jugendlichen bei politischen Entscheidungen ein.

Wie könnte man Ihrer Meinung nach die Beteiligung junger Menschen an politischen Prozessen konkret ermöglichen, vor allem mit Blick auf den Bundestag?

Das Programm „Jugend und Parlament“ ist ein tolles Beispiel. Weitere Projekte sind das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) und das Internationale Parlaments-Stipendium (IPS) für Schüler und Studenten aus dem Ausland. Ich habe in meiner Zeit als Abgeordnete alle drei Projekte unterstützt und durchweg positive Erfahrungen gemacht. Ganz grundsätzlich ist ein Praktikum bei einem Abgeordneten eine tolle Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und ein besseres Verständnis für die parlamentarische Arbeit zu gewinnen.

Was unternimmt die CDU/CSU-Fraktion, um die Beteiligung und Teilhabe von jungen Menschen aktiv zu fördern?

Zunächst einmal haben wir mit der 90.000 Mitglieder starken Jungen Union die größte parteipolitische Jugendorganisation Europas – das geht in der öffentlichen Wahrnehmung der CDU und CSU manchmal etwas unter. Wahr ist aber auch, dass alle Parteien mehr tun sollten, um die Beteiligung von jungen Menschen zu fördern. Über Fraktionsveranstaltungen und unsere Themensetzung in den Ausschüssen sprechen wir als Union vermehrt auch junge Menschen an – das hat gerade für meine Fraktionskollegen und mich im Familienausschuss hohe Priorität.

Wie setzen Sie sich persönlich dafür ein?

Ich habe selbst zwei Kinder im Teenager-Alter und sehe täglich, wie wichtig es ist, junge Menschen früh für gesellschaftliche Themen zu sensibilisieren. Als Familienpolitikern kann ich im Familienausschuss des Deutschen Bundestages dazu beitragen, dass die aktuellen Debatten auch die politische Teilhabe von Jugendlichen stärker berücksichtigten. Mir persönlich ist außerdem wichtig, die Distanz junger Menschen zur Bundespolitik zu überbrücken, indem ich mit ihnen in Kontakt trete und über meine tägliche Arbeit spreche.

Und wie treten Sie mit jungen Menschen in Kontakt?

Ich empfange regelmäßig Schülergruppen aus meinem Wahlkreis und beantworte bei Diskussionsveranstaltungen ihre Fragen über die parlamentarische Arbeit und meinen Alltag als Abgeordnete. Ich lege außerdem großen Wert darauf, jungen Menschen Praktika in meinem Berliner Büro zu ermöglichen. In Arbeitsgruppen- und Ausschusssitzungen bekommt man interessante Einblicke in die parlamentarischen Abläufe, und im Büro selbst können die Praktikanten aktiv mitarbeiten. Und wenn es gewünscht ist, „übernehme“ ich auch gerne mal eine Politik-Stunde in der Schule – das macht mir immer sehr viel Freude!

Denken Sie, junge Menschen fühlen sich aktuell von der Politik gesehen?

Der demografische Wandel in Deutschland führt unter anderem dazu, dass sich junge Menschen nicht bei jedem politischen Thema vertreten fühlen. Gleichzeitig sehe ich aber auch, wie sich die politischen Parteien in Deutschland zunehmend an jungen Menschen orientieren. Zum Beispiel bei der aktuellen Debatte um das Rentenpaket II: Wir als Unionsfraktion haben in unserer Kritik in den Vordergrund gerückt, dass das Rentenpaket vor allem junge Menschen hart treffen würde. Außerdem sollten junge Menschen nicht vergessen: Gerade aufgrund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft wird ihr Gewicht in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft steigen! Das kann man schon heute am Arbeitsmarkt beobachten, wo sich Berufseinsteiger der „Generation Z“ sehr selbstbewusst präsentieren.

Welchen Ratschlag möchten Sie jungen Menschen mitgeben?

Seid zuversichtlich! Bei allen negativen Schlagzeilen und weltweiten Krisen sollten wir nicht vergessen, welche guten Chancen unser Land gerade jungen Menschen bieten kann. Das gilt für den Arbeitsmarkt, wo der Fachkräftemangel den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften steigen lässt, aber auch in der Politik, wo sich immer mehr junge Menschen engagieren. Das sollten wir bei allen Herausforderungen nicht vergessen.

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