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Fridays For Future Wie geht Protest in Corona-Zeiten?

Angelina Fiehl

Jeden Freitag gingen tausende Jugendliche auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Das war vor Corona. Wie funktioniert Fridays for Future jetzt? Angelina berichtet aus der Ortsgruppe Frankfurt.

Große Demonstration von Fridays for Future mit vielen Menschen und Plakaten wie 'Verkehrswende statt Klimakrise'

So sahen die Demos von Fridays for Future vor Corona aus. Das geht derzeit nicht. © picture alliance/Christoph Soeder/dpa

Momentan ist die Zeit der Krisen – aber auch der Veränderungen. In den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten mussten wir viele dieser Veränderungen am eigenen Leib erfahren. Und das wird in der nächsten Zeit wohl auch noch so weitergehen: Veränderungen im Alltag, Veränderungen in der Gesellschaft, aber auch Veränderungen in der Wirtschaft. Ohne Veränderungen lassen sich Krisen nicht bewältigen. Das gilt für die Corona-Krise genauso wie für die Klimakrise.

Erste Kundgebung nach Wochen der Stille

Seit etwa einem Jahr engagiere ich mich in meiner Heimatstadt Frankfurt am Main für Fridays for Future – eine von über 500 Ortsgruppen in Deutschland. Wochenlang war es wegen der Corona-Krise ruhig in Frankfurts Straßen, so wie überall sonst in Deutschland. Auch freitags.

Am 15. Mai schallte es dann aber wieder durch die Straßen: „What do we want?“ – „Climate Justice!“ – „When do we want it?“ – „Now!“ Anlass war eine Kundgebung auf dem Mainkai, einer Straße, die momentan für Autos gesperrt ist, bald jedoch wieder geöffnet werden soll. Eine Straße, die symbolisch für den Anfang einer Verkehrswende stehen sollte. Doch durch die Corona-Beschränkungen gab es in den letzten Wochen wenig Verkehr und so konnte nicht festgestellt werden, ob die Sperrung etwas an den Verkehrszahlen geändert hat.

Etwa 50 Menschen wurden für die Kundgebung erwartet. 200 kamen. Um 14 Uhr versammelten sie sich am Mainkai. Die Organisatoren hatten im Abstand von 1,5 Metern Kreide-Kreuze auf die Straße gezeichnet, sodass der Abstand eingehalten werden konnte. Es gab zwei Reden, die die Dringlichkeit einer Verkehrswende betonten und für eine autofreie Innenstadt plädierten. Die Zuhörer trugen Schutzmasken. Da die Regeln von allen eingehalten wurden, unternahm die Polizei auch dann nichts, als immer mehr Menschen kamen.

Kreide-Botschaften und Social-Media-Posts

Fridays for Future ist momentan in einer schwierigen Phase. Versammlungen sind nur eingeschränkt und unter Sicherheitsmaßnahmen erlaubt. Ideen, wie trotz Corona weiter Aufmerksamkeit auf die Klimakrise gelenkt werden kann, gibt es viele.

Einige Ortsgruppen organisieren freitags Online-Proteste: Menschen posten ein Bild von sich mit Demoschild. Andere organisieren wieder erste kleine Kundgebungen oder Aktionen in ihren Städten. In Frankfurt haben wir zum Beispiel am 24. April eine Kreide-Aktion durchgeführt. Ursprünglich war für den Tag der nächste globale Klimastreik geplant. Die meisten Städte haben stattdessen Online-Streiks umgesetzt, wir hatten eine andere Idee: Im Zeitraum von ein paar Stunden konnten Menschen zu verschiedenen Orten in Frankfurt kommen und ihre Botschaft mit Kreide hinterlassen. Selbstverständlich mit Mindestabstand, Mundschutz – und die Kreide musste nach dem Benutzen wieder mitgenommen werden. Ein paar Tage lang zierten danach Kreide-Botschaften das Stadtbild.

Geplant werden solche Aktionen über verschiedene Messenger und in oft stundenlangen Telefonkonferenzen, denn vieles muss bedacht werden. Die Auflagen für solche Zusammenkünfte sind regional unterschiedlich.

Wir machen weiter

Viele, die sich bei Fridays for Future engagieren, haben derzeit das Gefühl: Die Corona-Krise wird über die Klimakrise gestellt. Die Auto-Industrie wird unterstützt, man diskutiert wieder über eine Abwrackprämie, um die Wirtschaft anzukurbeln. Über den Klimaschutz wird derzeit wenig gesprochen. Beide Krisen sind schlimm, beide müssen wir bekämpfen. Aber nur eine wird mit einem Impfstoff wieder verschwinden. Die andere wird bleiben, wenn wir jetzt nichts unternehmen.

Eines ist jedoch in dieser Zeit der Ungewissheit sicher: Fridays for Future wird bundesweit weitermachen, so oder so. Denn die Klimakrise fordert auch weiterhin ihren Preis. Darauf wollen wir auch jetzt aufmerksam machen – ob nun mit Kundgebungen oder Online-Protesten.

Mitmischen-Autorin

Angelina Fiehl

ist 15 Jahre alt und lebt in Frankfurt am Main. Sie engagiert sich aktiv bei Fridays for Future und spielt seit kurzem in einer Band, macht aber auch alleine Musik. Außerdem ist sie dezent Mate-süchtig.

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