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Gesundheit Weg mit den privaten Krankenkassen?

Jeder, der krank ist, soll Hilfe bekommen. Finanziert wird das Ganze durch die Allgemeinheit. Das ist die Idee unseres Versicherungssystems. Dieses sei im Detail aber ungerecht, sagt Die Linke und fordert, private Krankenkassen abzuschaffen.

Junge mit bandagiertem Bein und Krücken auf einem Sportplatz

Wer ins Krankenhaus kommt, wird bevorzugt behandelt, wenn er privat versichert ist. Das beklagt die Linke in ihrem Antrag. © shutterstock.com/Maria Symchych

Wenn wir krank sind, gehen wir zum Arzt oder ins Krankenhaus. Dort werden wir behandelt. Die Kosten dafür übernimmt unsere Krankenkasse. Sie bezahlt die Rechnungen aus einem Topf, in den alle Versicherten und deren Arbeitgeber ihre monatlichen Beiträge einzahlen. Wer viel verdient, zahlt mehr ein, wer wenig verdient, zahlt weniger. Das nennt man Solidaritätsprinzip.

Allerdings gilt das so nur für die gesetzlichen Krankenkassen. In Deutschland gibt es zusätzlich auch private Krankenkassen. Im Gegensatz zu den gesetzlichen Kassen sind das privatwirtschaftliche Unternehmen, die selbst entscheiden können, wen sie versichern und zu welchen Bedingungen. Bei den privaten Kassen zahlt man in der Regel höhere Beiträge, je älter und je kränker man ist.

Es gibt also zwei Systeme parallel. Ob das gerecht ist oder nicht, darüber wird schon lange gestritten, von Gesundheitsexperten, von Rechtsexperten, von Versicherten, von Politikern. Die Linksfraktion fordert nun in einem Antrag, die privaten Krankenversicherungen abzuschaffen.

Über diese Forderung haben nun die Mitglieder des Gesundheitsausschusses mit einer Reihe von Experten diskutiert.

Was fordert die Linke?

„Die private Krankenversicherung verstößt gegen das Prinzip der Solidarität, das für unser Sozialsystem grundlegend ist. Sie muss abgeschafft werden, um die Zwei-Klassen-Medizin zu überwinden.“ So beginnt der Antrag der Linken. Was ist mit Zwei-Klassen-Medizin gemeint?

Da private Kassen für die gleichen ärztlichen Leistungen mehr bezahlten als gesetzliche, würden Ärzte ihre Patienten ungleich behandeln, meint die Linke. Weil privat Versicherte ihnen mehr Geld einbrächten, würden sie zum Beispiel sofort einen Termin bekommen, während andere lange warten müssten. Außerdem würden Ärzte ihre Praxis lieber in großen Städten mit vielen wohlhabenden Einwohnern aufmachen, wo es viele Privatpatienten gebe.

Deshalb will die Linke die private Krankenversicherung abschaffen und eine sogenannte Bürgerversicherung für alle einführen.

Was sagen die Experten?

Die Liste der eingeladenen Experten war lang und deckte sehr verschiedene Bereiche ab. Arbeitgeber-Verbände waren genauso vertreten wie Krankenkassen-Verbände, außerdem waren Wirtschaftswissenschaftler und Rechtsexperten zu Gast. Und sie vertraten sehr unterschiedliche Meinungen.

Manche stimmten der Linken zu und sagten, private Krankenversicherungen seien weder gerecht noch wirtschaftlich sinnvoll.

Andere meinten dagegen, es sei nicht bewiesen, dass die von der Linken vorgeschlagene Bürgerversicherung wirtschaftlich besser funktionieren würde. Der Verband der privaten Krankenversicherungen etwa argumentierte, durch die Abschaffung der privaten Kassen würde insgesamt viel Beitragsgeld wegfallen, deshalb würden im Endeffekt die Kosten für alle Versicherten steigen.

Die ganze kontroverse Debatte könnt ihr euch im Video anschauen:

Übrigens sind in Deutschland fast 90 Prozent der Menschen gesetzlich versichert. Nur gut fünf Prozent sind in einer privaten Krankenversicherung. Mehr über das Thema erfahrt ihr auf der Seite des Gesundheitsministeriums.

(DBT/jk)

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