Lebensmittel Was lässt sich gegen Verschwendung tun?
Unglaublich, aber wahr: Pro Sekunde landen in Deutschland 300 Kilo Essen im Müll. Was man gegen diese Verschwendung tun kann, diskutierten Abgeordnete und Experten im Ernährungsausschuss.
Jeder kennt das: Die Milch im Kühlschrank ist eigentlich abgelaufen, schmeckt aber noch einwandfrei. Wäre also schade, sie wegzuwerfen.
Genau das passiert aber ständig: Genießbare Lebensmittel landen in der Tonne. 313 Kilo pro Sekunde in Deutschland. Ungefähr die Hälfte davon werfen Privathaushalte weg, die andere Hälfte Lebensmittelhersteller und -händler.
Verschwendung von Wasser, Energie und Fläche
Ganz abgesehen davon, dass Menschen, die nicht genug zu essen haben, sich darüber freuen würden, bedeutet der Lebensmittelmüll auch eine große Verschwendung von Ressourcen: Für den Anbau von Obst und Gemüse braucht man Ackerfläche und Wasser, für die Verarbeitung von Lebensmitteln Energie und Verpackungsmaterial, beim Transport werden Treibhausgase ausgestoßen – und so weiter. Das alles geschieht natürlich umsonst, wenn das Essen letztlich im Müll landet.
Die Grünen formulieren es so: „Unser Umgang mit Nahrungsmitteln geht zu Lasten von Umwelt und Klima.“ In ihrem Antrag „Lebensmittelverschwendung stoppen“ fordern sie deshalb Maßnahmen von der Bundesregierung.
Was kann man tun?
Zwar gibt es eine Nationale Strategie der Bundesregierung, die besagt, dass die Lebensmittelverschwendung bis 2030 halbiert werden soll. Den Grünen ist diese aber nicht konkret genug.
Die Fraktion schlägt zum Beispiel vor, Lebensmittelmärkte ab einer bestimmten Größe gesetzlich dazu zu verpflichten, unverkaufte Lebensmittel, die noch gut sind, aber nicht mehr verkauft werden können, an gemeinnützige Organisationen zu verschenken. Ähnliche Gesetze gibt es etwa in Frankreich und Italien.
Weiter soll die Bundesregierung Tafeln und Foodsharing-Organisationen unterstützen. Das sogenannte „Containern“, bei dem selbsternannte „Lebensmittelretter“ Essen aus den Müllcontainern von Supermärkten holen, soll nicht länger strafbar sein.
Die Grünen sprechen sich außerdem dafür aus, das Mindesthaltbarkeitsdatum für Lebensmittel stärker zu standardisieren. So soll verhindert werden, dass genießbare Lebensmittel weggeworfen werden, nur weil das Datum auf dem Stempel abgelaufen ist. Für langlebige Lebensmittel wie Nudeln oder Reis wollen die Grünen das Mindesthaltbarkeitsdatum sogar ganz abschaffen, am besten EU-weit.
Schließlich wollen die Grünen Verbraucher besser aufklären und Schülern früh beibringen, dass Lebensmittel wertvoll sind und nicht verschwendet werden sollten.
Unterstützung ja, Zwang nein?
Der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft diskutierte die Vorschläge vor der parlamentarischen Sommerpause in einer Anhörung mit Sachverständigen. Prinzipiell gab es viel Zustimmung für das Ansinnen, konkrete Ziele und Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung festzulegen.
Ob man allerdings verpflichtende Regelungen für Lebensmittelläden einführen oder doch lieber auf Freiwilligkeit setzen sollte, darüber waren die Experten sich nicht ganz einig. Manche waren dafür, andere hielten das nicht für sinnvoll.
Die Geschäftsführerin der Tafel Deutschland sagte, hilfreich wäre für ihre Organisation zum Beispiel eher eine Zusammenarbeit auch mit Lebensmittelherstellern: „Wir wünschen uns, dass der Fokus auf die gesamte Wertschöpfungskette ausgeweitet wird.“
Konsens war, dass rechtliche Hürden für Lebensmittelhändler abgebaut werden sollten. Wer freiwillig mit gemeinnützigen Organisationen zusammenarbeiten wolle, sollte das ohne Angst vor Strafen tun können.
Hier seht ihr die Anhörung im Video:
Auf der Seite „Zu gut für die Tonne“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft findet ihr übrigens mehr Infos und auch viele konkrete Tipps, was ihr selbst tun könnt, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden.
(DBT/jk)