Erfahrungsbericht „Kurz vor der Verzweiflung hatte ich Glück“
Lara Schwalb
Lara wollte zu Beginn ihres Studiums in Freiburg eigentlich in ein Wohnheim ziehen. Das hat nicht geklappt. Und auch die Suche nach einem WG-Zimmer war nicht ganz leicht.
Als ich mich im Sommer 2018 um einen Studienplatz an der Universität in Freiburg beworben habe, spielte das Thema Wohnungssuche erstmal keine Rolle für mich. Viel aufregender war, ob ich den Studienplatz überhaupt bekommen würde. Wo und wie ich dort überhaupt wohnen würde, bereitete hingegen meiner Mutter viele schlaflose Nächte. Als ich mich Ende Juli immer noch nicht um ein Zimmer oder eine Wohnung bemüht hatte, setzte sie mir schließlich eine Deadline, um mich endlich auf die Suche zu schicken. Das Problem war nur, dass ich immer noch keine Zusage der Universität hatte.
Um meine Mutter jedoch zufrieden zu stellen, informierte ich mich beim Studierendenwerk über die Wohnheime, die es in Freiburg gab. Alleine wohnen kam für mich nicht in Frage. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass ich für eine Bewerbung um einen Platz in einem der Wohnheime eine Zusage der Universität hätte vorweisen müssen. Diese fehlte mir aber nach wie vor. Das Warten ging also bis Mitte August weiter, bis ich endlich den Brief mit meiner Zusage in den Händen hielt. Noch am gleichen Tag setzte ich mich vor den Computer und vervollständigte meine Bewerbung um einen Wohnheimplatz. Auch auf den verschiedenen Websites, auf denen man nach WG-Zimmern suchen kann, erstellte ich einen Account.
50 WG-Bewerbungen
Die nächsten Tage verbrachte ich damit, jegliche Wohngemeinschaften anzuschreiben, die für mich in Frage kamen. Dabei vermied ich es, Wohngemeinschaften zu kontaktieren, die nur aus Männern bestanden oder in denen die Anwohner schon berufstätig waren. Meine Bewerbung beim Studierendenwerk aktualisierte ich auch ständig. Das Ergebnis nach einer Woche war ernüchternd: Die Wohnheim-Bewerbung hatte immer noch keinen Erfolg ergeben, von knapp 50 WGs, die ich über das Internet kontaktiert hatte, hatten mir fünf geantwortet und die meisten davon waren nur zur Zwischenmiete. Langsam machte sich auch in mir die Panik breit, schließlich war es bis Oktober nicht mehr lange. Von einigen WGs bekam ich eine Einladung zum „Casting“, diese sollten jedoch immer innerhalb der nächsten Tage stattfinden. Für mich war es jedoch nicht so einfach mal eben nach Freiburg zu kommen, denn ich wohnte vier Stunden entfernt. Diesen WGs sagte ich dann ab.
Glück gehabt
Nachdem ich dann von drei WGs eingeladen worden war, die mir die Auswahl eines Termines überließen, machte ich mich für zwei Tage auf nach Freiburg. Auf dem Plan standen drei WG-Besichtigungen, von denen zwei Zimmer allerdings nur zur Zwischenmiete waren. Super zufrieden war ich mit meiner Ausbeute nicht, aber was sollte ich machen, kaum jemand hatte sich auf meine Kontaktanfragen gemeldet.
Das Glück sollte dann aber auch mal auf meiner Seite sein. Meine erste Wohnungsbesichtigung war ein voller Erfolg. Meine potenziellen Mitbewohnerinnen waren super nett, die Wohnung gefiel mir sehr gut und ich fühlte mich gleich pudelwohl. Der einzige Haken war, dass ich das Zimmer nur für ein Semester haben konnte. Die Mädels versprachen mir, sich bis zum nächsten Tag zurückzumelden, doch kaum war ich wieder an der Bahnhaltestelle, erhielt ich schon die freudige Zusage auf mein Handy. Alle anderen Besichtigungen sagte ich daraufhin direkt ab. Von der Bewerbung um einen Platz im Wohnheim habe ich außerdem nie wieder was gehört.
Zweiter Anlauf
Das Problem war nur, dass die Suche zum Ende meines ersten Semesters wieder von vorne losging. Ich dachte, diesmal würde es sich einfacher gestalten, da nicht mehr alle Erstsemester ein Zimmer suchen würden. Schnell wurde ich jedoch eines Besseren belehrt. Es stimmte, die Nachfrage nach Zimmern war nicht mehr so hoch, ungerechterweise war aber auch das Angebot an Wohnungen deutlich geringer.
Nachdem ich also wieder unzählige Wohnungen kontaktiert hatte, ohne eine Rückmeldung zu erhalten, wurde ich endlich zu einem „WG-Casting“ eingeladen. Als ich zur Tür reinkam, merkte ich, dass die Kandidaten hier am laufenden Band kamen und gingen. Dementsprechend war ich auch nicht überrascht, als ich wenige Tage später eine Absage erhielt.
Aber als ich wieder kurz vor dem Verzweifeln stand, hatte ich nochmal Glück. Ich erhielt eine Einladung, um mich bei einer Wohngemeinschaft mit vier Zimmern vorzustellen. Das Gespräch lief in einer viel entspannteren Atmosphäre ab, ich wurde nicht unter Zeitdruck gesetzt, weil der nächste Kandidat vor der Tür stand. Freudensprünge machte ich dann, als ich die Zusage für diese WG bekam. Ich nahm dafür auch in Kauf, einen Monat doppelt Miete zu zahlen, denn das Zimmer wurde schon einen Monat vor dem Mietende meines ersten Zimmers frei.
Rückblickend hatte ich großes Glück bei meiner Wohnungssuche. Andere Freunde erzählen von unzähligen WG-Castings oder Übernachtungen in Jugendherbergen zu Beginn des Semesters. Der Wohnungsmarkt in Universitätsstädten ist ein Problem und wird eins bleiben, denn die Anzahl der Studierenden steigt immer weiter. Es bleibt nur zu hoffen, dass für dieses Problem bald eine Lösung gefunden wird.
Lara Schwalb
ist 20, lebt in Freiburg in Baden-Württemberg und studiert dort Politikwissenschaften und VWL.