Bildungsbericht So ist die Lage an den Schulen
Es gibt zu wenig Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler sind stark auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen. Diese Erkenntnisse hält der aktuelle Bildungsbericht fest. den die Abgeordneten im Plenum diskutierten.
Wie kommen die Schüler an deutschen Schulen zurecht? Und wie viele Lehrkräfte fehlen? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich der nationale Bildungsbericht, der alle zwei Jahre veröffentlich wird. In dem Bericht wird umfassend über den aktuellen Stand in der Bildung informiert. Dabei soll er laut Bundesministerium für Bildung und Forschung helfen, bildungspolitische Herausforderungen zu erkennen und politische Debatten anzuregen.
Daten aus unterschiedlichen Bildungsbereichen
Der Bericht wird von unabhängigen Wissenschaftlern erstellt und trägt Daten und Fakten aus den verschiedenen Bildungsbereichen zusammen: Erkenntnisse aus der frühkindlichen Bildung, aus den Schulen, den beruflichen Ausbildungen und von den Hochschulen.
Personalmangel immer noch groß
Schwerpunktmäßig geht es in dem nationalen Bildungsbericht 2022 um das Thema Personal. Denn im Bildungsbereich gibt es großen Personalmangel. Die Anzahl der Beschäftigten im Bildungsbereich habe in den letzten zehn Jahren zwar bereits zugenommen, insbesondere im Bereich der frühen Bildung und an den Hochschulen. Trotzdem ist laut Bericht ganz besonders der Bereich der Frühen Bildung in Westdeutschland von Personalmangel betroffen. Hier fehlen also beispielsweise Erzieher und Erzieherinnen in den Kindertagesstätten. Außerdem herrscht auch noch großer Bedarf in der Ganztagsbetreuung in den Grundschulen.
Deshalb bleibe es eine Herausforderung für die nächsten zwei Jahrzehnte, mehr Personal für den gesamten Bildungsbereich zu gewinnen, schreiben die Autoren.
In einer knapp 40-minütigen Debatte diskutierten die Abgeordneten nun im Plenum über den Bildungsbericht.
FDP: „Bildung ist alles, und ohne Bildung ist alles nichts“
Um den Kindern gerecht zu werden, müsse sich an den Schulen grundsätzlich etwas ändern, sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger zu Beginn der Debatte. Sie freue sich deshalb über die Ankündigung von Christian Linder, eine Bildungsmilliarde im Jahr zusätzlich zur Verfügung stellen zu wollen. „Bildung ist alles, und ohne Bildung ist alles nichts“, so die Ministerin.
Mit Blick auf den Bildungsbericht betonte die Ministerin, dass er deutlich zeige, dass soziale Herkunft und Bildungserfolg viel zu stark zusammenhingen. Es bleibe schwierig, Ungleichheit abzubauen. Deshalb bräuchten die Kinder mit der wenigsten Hilfe zu Hause die meiste Unterstützung. Man wolle deshalb zielgerichtete Bildungspolitik machen und die zusätzliche Bildungsmilliarde in das sogenannte Startchancen-Programm geben. Zur Erklärung: Das Startchancen-Programm wird derzeit vom Bundesministerium für Bildung und Forschung entwickelt. Es soll künftig 4.000 Schulen unterstützen. Man erwarte aber auch, dass sich die Länder finanziell gleichermaßen beteiligten, fügte Stark-Watzinger hinzu.
SPD: Auf ungleiche Verhältnisse ungleich reagieren
Fachkräftemangel, anhaltend hohe soziale Ungleichheit bei den Bildungschancen, die schleppende Digitalisierung – diese und andere Herausforderungen nenne der Bildungsbericht, sagte Katrin Zschau von SPD-Fraktion. Der Bericht dokumentiere außerdem, dass die Bildungserfolge der Kinder mit der sozioökonomischen Situation der Familie in Zusammenhang stünden. Deshalb sei es wichtig, dass das Startchancen-Programm so früh wie möglich starte. Denn mit dem Programm sollten gezielt die Schulen unterstützt werden, die von besonders vielen Schülern besucht würden, die aus ökonomisch benachteiligten Familien kämen, so Zschau.
Es brauche ein Umdenken, betonte die Abgeordnete: Wo ungleiche Verhältnisse anzutreffen seien, müsse auch ungleich gehandelt und reagiert werden. Das hieße, dass dort wo Bedingungen schwieriger seien, auch mehr Ressourcen und größere Anstrengungen erforderlich seien.
CDU/CSU: „Raus aus diesem Ankündigungmodus“
Der Bildungsbericht lese sich gut, fand Daniela Ludwig von der Unionsfraktion. Das führte sie unter anderem darauf zurück, dass die Union in den entsprechenden Jahren die Regierung angeführt habe. In diesen Jahren seien viele Förderprogramme des Bundes erfolgreich bewirtschaftet worden und der Haushalt für Bildung und Forschung habe sich verdreifacht.
Ludwig kritisierte, dass das Startchancen-Programm bisher nur angekündigt werde und forderte die Regierung auf, aus ihrem „Ankündigungsmodus“ in den „Umsetzungsmodus“ zu wechseln. Sie befürchte zudem, dass die angekündigte Milliarde nicht entsprechend ausgegeben werde, weil der Regierung der Plan fehle, was damit gemacht werden könne.
Grüne: „Ohne gut ausgebildetes Personal geht gar nichts“
Gute Bildung ermögliche ein selbstbestimmtes Leben und sei unverzichtbar für die Demokratie, sagte Nina Stahr von der Grünenfraktion. Stahr merkte an, dass gute Bildung ganz besonders davon abhängig sei, dass es gut ausgebildetes pädagogisches Personal gebe. Wenn Personal fehle, könnten Kinder nicht angemessen gefördert werden.
Deshalb müsse man die Arbeitsbedingungen verbessern; denn nur so könne man mehr Fachkräfte gewinnen. Das Bundesfamilienministerium arbeite mit Hochdruck an einer Gesamtstrategie zur Fachkräftegewinnung. Auch Stahr betonte, wie wichtig das Startchancen-Programm sei, um Bildungserfolg von der sozialen Herkunft entkoppeln zu können.
AfD: Rückkehr zu Bildung und Wissen
Götz Frömming von der AfD-Fraktion kam auf den Sanierungsstau bei Schulgebäuden zu sprechen. Er kritisierte, dass nur eine Milliarde zusätzlich für Bildung bereitgestellt werden solle, nachdem kürzlich 100 Milliarden Euro für Waffen zur Verfügung gestanden hätten. Dies sei ein Missverhältnis, so Frömming. Der Abgeordnete betonte auch, dass in dem Bericht beklagt werde, dass 40.000 Lehrer fehlten. Götz zufolge sei "ein Mindestmaß an Autorität und Disziplin" ein Schlüssel für Lernerfolg, zudem brauche es eine Rückkehr zu Bildung und Wissen, „statt Gender und Inklusion um jeden Preis“.
Linke: „Man muss jetzt einfach mal machen“
Alle zwei Jahre mache der Nationale Bildungsbericht auf die Situation im Bildungssystem aufmerksam, sagte Nicole Gohlke von der Linksfraktion. Es fehle also nicht an Erkenntnissen, kritisierte sie. Die Ampel-Fraktionen packe aber keines der Probleme an. Man brauche jetzt ausreichend Lehrkräfte, Sozialarbeiter und Erzieher, viel Geld für Sanierung und Modernisierung und eine sozial gerechte Verteilung der Bundesmittel für Bildung, mahnte Gohlke. Außerdem forderte sie eine Abschaffung des Kooperationsverbotes. Dieses legt fest, dass der Bund keinen Einfluss auf die Schulpolitik in den Ländern ausüben darf.
Die komplette Bundestagsdebatte seht ihr hier im Video, das Protokoll findet ihr wie immer auf bundestag.de.