Soziales Kritik an ungerechter Verteilung
Lia Lorenz
Nicht jeder habe in Deutschland die gleichen Chancen. Besonders junge Menschen machten sich Sorgen um die Zukunft, weil sie nicht genügend positive Perspektiven hätten. So bewerteten Experten im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung die Lage der sozialen Gerechtigkeit.
„Heute nicht auf Kosten von morgen leben!“ So lautet der Leitsatz des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung. Dieser setzt sich für eine Politik ein, die Rücksicht auf die aktuellen und nachfolgenden Generationen nimmt.
Im Fokus stehen dabei stets die Ziele für nachhaltige Entwicklung. Nachhaltigkeit umfasst viele verschiedene Bereiche, zum Beispiel Umwelt, Wirtschaft und Bildung. Um den sozialen Aspekt ging es am 25. Januar in einer Anhörung des Beirats.
Ungerechte Verteilung?
Je nach sozialer Lage weisen Menschen ein unterschiedliches Gerechtigkeitsempfinden und auch individuelle Wertvorstellungen auf, erklärte Kai Unzicker. Er ist Senior Project Manager Demokratie und Zusammenhalt bei der Bertelsmann Stiftung und war als Experte geladen. Oft stuften privilegiertere Personen die Gesellschaft als weniger ungerecht ein.
Doch auf der anderen Seite, so betonte Unzicker, gebe es viele Menschen in Deutschland, die das Thema soziale Gerechtigkeit vor allem in den Bereichen Wirtschaft und besonders Entlohnung kritisch sähen. Laut einer 2022 durchgeführten Studie der Bertelsmann-Stiftung nähmen etwa drei Viertel der Deutschen eine ungerechte Verteilung wahr. Dieses Ungerechtigkeitsempfinden könne sich negativ auf das Vertrauen gegenüber Politik und Demokratie auswirken.
Unzicker brachte zudem vor, dass Reichtum oft als Glückssache angesehen werde und auch von der jeweiligen Herkunft abhänge. Allerdings meinen auch 75 Prozent der Befragten, dass harte Arbeit, die oft hinter einem Erfolg stecke, nicht unbeachtet bleiben solle. Wer Leistung erbringe, solle also auch entsprechend belohnt werden.
Sorgenvoller Blick in die Zukunft
Ein ähnlich kritisches Bild zeichne sich auch im Bereich Generationengerechtigkeit ab, so der Experte. Zwei Drittel der Befragten sähen hier Defizite: Besonders jüngere Menschen hätten große Schwierigkeiten, einen geeigneten Arbeitsplatz oder eine geeignete Wohnung zu finden. Dies sei in vorherigen Zeiten oft einfacher gewesen.
Die Angst vor Armut im Alter sei ebenfalls gravierend, verdeutlichte Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Schneider betonte, die Rente sei ein wichtiges Mittel des Sozialstaates, dieser Angst entgegenzuwirken.
Aussichten auf Arbeit, Wohnung und Altersversorgung
Aus Schneiders Sicht sei es vor allem wichtig, die Menschen zu unterstützen, die nicht alleine ihre Grundbedürfnisse abdecken könnten. Nötige Reformen seien deshalb eine optimierte und Sicherheit schaffende Wohnpolitik, Verbesserungen hinsichtlich der Lohngerechtigkeit und guter Arbeitsbedingungen sowie er Ausbau der Altersversorgung. Gerade am Beispiel der Pflegeheime, betonte der Experte, zeige sich der Unmut über eine unangemessene Bezahlung. Es fehle an positiven Aussichten.
Abbau von Vorurteilen
Schneider kritisierte das realitätsferne Bild, das mitunter von Hartz-IV-Empfängern gezeichnet würde. Arbeiten sei für diese Personengruppe meist unmöglich, stattdessen kümmere man sich um die Pflege Angehöriger oder die eigene Familie. Einige Betroffene seien gar nicht in der Lage, ganztägig oder für mehrere Stunden zu arbeiten. Schneider forderte, Vorurteile abzubauen, um eine faktenbasierte „Solidaritätsdebatte“ führen zu können.
Hier könnt ihr euch die Anhörung im Video anschauen:
Lia Lorenz
ist 15 Jahre alt. Sie wohnt in Süddeutschland zwischen Reben und Wasser am Bodensee und besucht aktuell die 10. Klasse eines Gymnasiums. In ihrer Freizeit lebt sie ihre gestalterischen Fähigkeiten ehrenamtlich im Social Media Bereich aus, liest gerne und ist sportlich aktiv. Sie interessiert sich besonders für Jugendthemen mit aktuellem Zeitgeist.