Stipendiatin 2023 „Ich fahre mit vielen neuen Visionen nach Hause“
Tea Lozi, 24, aus Albanien macht derzeit ein dreimonatiges Praktikum in einem Abgeordnetenbüro. Das ist Teil des Internationalen Parlaments-Stipendiums, an dem sie teilnimmt – und für die politisch engagierte junge Frau eine tolle Chance, Einblicke in die parlamentarische Arbeit zu bekommen.
„Wenn ich nach Hause zurückkehre, starte ich meine politische Karriere“, erklärt Tea. „Es ist Zeit für das nächste Level!“ Politisch aktiv ist Tea schon lange. Mit ihren Eltern, die beide ebenfalls politisch engagiert waren, hat sie immer viel diskutiert: über Demokratie, über das politische System in ihrer Heimat Albanien, über Außenpolitik. „Das hat mich sehr inspiriert“, sagt Tea. Sie ist schon als Schülerin in eine Partei eingetreten.
„Mein Vater hatte eine hohe Position in der Gewerkschaft“, erzählt Tea. Aber irgendwann habe er sein politisches Engagement beendet – er habe ihr erklärt, dass die Widerstände einfach zu groß gewesen seien, er habe nicht genug bewirken können. „Ich habe ihm versprochen: Ich werde eine Veränderung in Albanien herbeiführen“, sagt Tea zuversichtlich. Sie will demnächst für ein Mandat kandidieren. „Und wer weiß: Vielleicht werde ich einmal Außenministerin.“
Schwerpunkt Jugendpolitik: „Unsere Stimme muss gehört werden“
Vorerst liegt ihr Themenschwerpunkt aber auf der Jugendpolitik. „Jugendliche sind das Herz unserer Gesellschaft, unsere Zukunft“, erklärt sie den Fokus. „Albanien braucht junge Leute.“ Das Land habe leider ein „Braindrain-Problem“: Talentierte junge Menschen gingen viel zu oft ins Ausland.
„Unsere Stimme muss mehr gehört werden“, findet Tea und gestaltet deshalb in ihrer Partei ein Jugendforum mit. Ihr Traum ist es, eine Plattform für albanische Jugendliche zu entwickeln, auf der sie sich über Möglichkeiten des internationalen Austauschs informieren und austauschen können.
Tea hat Pädagogik studiert und arbeitet jetzt als Dozentin. Deshalb ist ihr der Bildungsaustausch ein Herzensanliegen. Die Kontakte, die sie derzeit im Rahmen des Internationalen Parlaments-Stipendiums sammelt, möchte sie nutzen, um die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Albanien vor allem im Bildungsbereich zu fördern: Jugendaustausche schweben ihr vor, Forschungskooperationen. „Wir brauchen einen neuen Forschungsgeist in Albanien“, meint Tea.
Internationales Parlaments-Stipendium (IPS)
Jedes Jahr lädt der Deutsche Bundestag bis zu 120 junge Hochschulabsolventen aus 50 Ländern ein, fünf Monate lang das parlamentarische Geschehen in Deutschland mitzuverfolgen und in einem Abgeordneten-Büro mitzuarbeiten. Details zum Programm findet ihr auf der IPS-Seite des Bundestages.
Einblicke in die deutsche Parlamentsarbeit
Für das Stipendium hat sie sich beworben, um „noch ein Stück weiter über den Tellerrand zu blicken“. Tea hat an der Uni Deutsch gelernt. 2018 war sie mit einem Austauschprogramm in Augsburg, da ging es schwerpunktmäßig um Innovation und Technologietransfer. „Dieser Austausch hat mich total motiviert, Fortschritte mit der deutschen Sprache zu machen“, erinnert sich Tea. Jetzt im Bundestag bringt sie sich so viel wie möglich ein. „Bei den Gesprächen mit Abgeordneten frage ich natürlich sehr viel, aber ich versuche auch, meine eigene Sichtweise einzubringen.“ Tea ist überzeugt: „Diese Gespräche haben mir sehr geholfen, eine Perspektive für die Zukunft zu entwickeln.“
Interessiert verfolgt sie die Arbeit im Parlament: die Ausschuss-Sitzungen, die Plenardebatten, die Öffentlichkeitsarbeit. „Bei den Debatten der Abgeordneten gefällt mir, dass sie meistens wirklich versuchen, Lösungen zu finden“, sagt Tea.
Praktikum im Abgeordnetenbüro
Derzeit arbeitet Tea im Büro einer Abgeordneten mit. Sie begleitet sie auf Veranstaltungen und in die Ausschüsse für Finanzen und Verbraucherschutz – „zwei absolut dynamische und relevante Themen“, findet Tea. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, Pressemitteilungen zu schreiben und Besuchergruppen zu betreuen. Letzteres macht ihr besonders Spaß. Regelmäßig kommt sie mit den Besuchern ins Gespräch und findet es spannend, ihre Sicht auf das parlamentarische Geschehen zu hören.
Zum Abschluss des Praktikums wird Tea ihre Abgeordnete in deren Wahlkreis in Nordrhein-Westfalen begleiten, darauf ist sie gespannt. Und dann geht es für Tea noch in die Hanns-Seidel-Stiftung für Demokratie, Frieden und Entwicklung – ihre letzte Etappe im Rahmen des IPS. „Die Art, wie dieses Stipendium organisiert ist, ist einfach cool“, freut sich Tea. „Wir bekommen so viel Input, es ist wie ein vielfältiges Kaleidoskop in allen Farben.“
Zukunftsvisionen für Albanien
Mit Politikerinnen und Politikern sprechen, Visionen austauschen – all das hat Tea sehr inspiriert in den letzten Wochen. Das möchte sie mit nach Hause nehmen. Ihre Zukunft sieht sie in Albanien, aber unbedingt mit vielen internationalen Verknüpfungen. Im Austausch auch mit den anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten hat sie viele neue Ideen entwickelt.
„Albanien braucht neue Eliten“, findet Tea. In den vergangenen Jahrzehnten habe sich in ihrem Land zu wenig verändert. Immerhin: Der Frauenanteil im albanischen Parlament sei gestiegen. „Ich möchte gerne meinen Beitrag leisten, zum Beispiel zum Thema feministische Außenpolitik, das finde ich spannend“, erklärt Tea. Auch dafür habe sie in Deutschland Impulse bekommen: „Ich fahre mit vielen neuen Visionen zurück nach Albanien.“