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USA-Stipendiatin Kathi, 15, Colorado

Katharina Wild

Wegen der Corona-Krise musste Kathi ihr Austauschjahr in den USA früher beenden als gedacht. Der Abschied war schwer - aber Kathi will zum Studium nach Denver zurückkehren.

Junge Frau im Garten

Traurig und freudig – Kathi vor ihrer Abreise. © privat

März 2020: It‘s not a good-bye!

Fußball-Mädchen-Mannschaft.

Kathi und ihr Soccer-Team am letzten Tag. © privat

Cheerleading-Team.

Abschied vom Cheerleding-Team. © privat

Junge und Mädchen umarmen sich am Flughafen.

Kathi und ihr Gast-Bruder bei der Verabschiedung. © privat

Die Corona-Krise war bei mir angekommen

Natürlich wusste ich, dass der Tag meiner Abreise kommen würde. Aber dass es so schnell geht, hätten weder ich noch meine Familien gedacht.

Am Donnerstag der letzten Woche erhielt ich eine E-Mail meiner Austauschorganisation mit einem Schreiben des Bundestages. Ich wurde informiert, dass das Parlamentarische Patenschafts-Programm 2020 aufgrund von COVID-19 abgebrochen wird. Diese Nachricht traf besonders mich und meinen Gastbruder sehr hart. Am nächsten Tag stand mein Flug fest, bis Dienstag durfte ich noch in Denver bleiben.

Obwohl das Coronavirus natürlich auch in den USA bereits eine wichtige Rolle spielte, hatte ich nicht damit gerechnet, dass es so schwerwiegende Auswirkungen auf mein derzeitiges Leben haben würde. Am Donnerstag wurde dann nämlich auch plötzlich bekanntgegeben, dass Denver Public Schools entschieden hatte, alle Schulen in unserem Distrikt bis zum 6. April zu schließen. Meiner Familie und mir wurden an diesem Tag erstmals die enormen Konsequenzen der Pandemie deutlich.

Abschied in der Schule

Gerade einmal zwei Wochen zuvor war ich dem Fußball-Team beigetreten und auch Cheerleading sollte im April wieder beginnen. Nun hatte ich auf einmal nur noch ein Wochenende, um mich von meinen Freunden und meiner Familie zu verabschieden.

Mein letzter Schultag war unglaublich schön, in drei Kursen haben meine Lehrer kleine Feiern organisiert, in der Lunchbreak konnte ich ein letztes Mal mein Cheerleading-Team und unseren Coach sehen und nach der Schule verabschiedete ich mich von meinem Soccer-Team.

„Sweet 16th“ vorgezogen

Das Wochenende verbrachte ich mit meiner Gastfamilie. Da meine Mom es sich zur Aufgabe gemacht hatte, mir zu meinem 16. Geburtstag einen „Sweet 16th“ mit mexikanischen Traditionen zu organisieren, verlegte sie diesen einfach auf Sonntag vor. Wir haben traditionell getanzt und ich konnte mich von der gesamten Familie verabschieden. Der Abend war sehr emotional für mich, da ich eine enge Verbindung zu meinen Gast-Brüdern und -Cousins entwickelt habe.

Außerdem musste ich natürlich auch Koffer packen. Ich bin mit zwei 50-Pfund-Koffern, einem Handgepäckskoffer und einem Rucksack zurückgeflogen. Ich kann zukünftigen Austauschschülern nur empfehlen, sich bei der Hinreise auf so wenig Gepäck wie nur möglich zu beschränken und vor Ort gegebenenfalls einen zweiten Koffer zu kaufen.

Denver-Pläne für die Zukunft

„It‘s not a good-bye, it‘s a see you later“, hat meine Mom mir immer und immer wieder gesagt. Sie hat recht, denn ich möchte so bald wie nur möglich nach Denver zurückkehren. Dennoch war der Abschied unheimlich schwer für mich und auch jetzt kämpfe ich noch mit Heimweh nach meiner Gast-Familie und meinen Freunden.

Allerdings bin ich mir sehr sicher, dass ich in Denver an einem der vielen Colleges studieren möchte. Dort ist mein Zuhause und ich habe, genau wie in Deutschland, eine Familie, die mich bedingungslos liebt und unterstützt.

Dezember 2019/Januar 2020: Las Vegas, Kalifornien und Heimweh

Mädchen schaut von einem Hochhaus runter auf Las Vegas.

Auf dem „High Roller“ in Las Vegas. © privat

Mit dem Beginn der Weihnachtsferien bin ich gemeinsam mit meiner Gastfamilie nach Las Vegas aufgebrochen, wo wir ein Wochenende verbracht haben. Es war unglaublich beeindruckend, all die Lichter, die Kasinos – und überall wurde gefeiert. Danach waren wir in San Bernardino, wo wir einen Cousin meines Gastvaters und dessen Familie besuchten.

Am 24. Dezember haben wir uns dann auf den Weg nach Los Angeles gemacht. Abends waren wir essen und am Weihnachtstag haben wir mexikanische Einkaufsmärkte besucht. Meine Gasteltern haben mir erklärt, dass Kalifornien, weil es näher an der Grenze zu Mexiko liegt, ein wenig authentischer als Colorado ist, besonders was das Essen angeht. Außerdem sind wir über den Hollywood Boulevard spaziert und haben dort einige Museen besucht, wir waren am Santa Monica Pier, im Disneyland und den Universal Studios Hollywood. Neujahr haben wir ebenfalls in San Bernardino gefeiert. Es war eine unglaubliche Zeit und ich hatte sehr viel Spaß mit meiner Familie.

Als wir zurückkamen, machte sich dann aber das große Heimweh breit: Weihnachten, Neujahr – und dann so weit weg von der eigenen Familie. Auf einmal fühlte sich das Jahr, das bisher so schnell vergangen war, endlos an. Allerdings sind solche Phasen bei mir meist nicht von langer Dauer und auch nicht allzu häufig, da Denver längst mein Zuhause und meine Gastfamilie wie eine echte Familie geworden ist.

Inzwischen gehe ich wieder zur Schule, das zweite Semester hat angefangen und ich bin zurück in meiner alten Routine. Ich kann aber einfach nicht glauben, dass mehr als die Hälfte meines Auslandsjahres schon vorüber ist. Es ist ein schöner und unheimlich trauriger Gedanke zugleich.

November 2019: Cheerleading und Tag der Toten

Junge Frau vor klassizistischem Bau.

Vor dem Capitol in Washington D.C. © privat

Nach mehr als 3 Monaten in den USA melde ich mich nun auch mal wieder zurück.

Es ist verrückt, wie schnell die Zeit vergeht: Es fühlt sich so an, als wäre ich gerade vor ein paar Wochen bei meiner Gastfamilie angekommen, aber jetzt sitze ich bereits im Flugzeug auf dem Weg nach Washington D.C. zur Bildungswoche, zur “Civic Education Week”.

Endlich Cheerleader

In den letzten Monaten ist so einiges passiert. Zuerst einmal hatte ich „Cheerleading Tryouts“ und habe es tatsächlich ins Team geschafft. Um unsere Uniformen und das Zubehör zu finanzieren, machen wir Fundraising, wir verkaufen Schokolade und Schul-Merchandise. Mir gefällt das sehr gut, weil so keine Kosten auf unsere Eltern zukommen.

Ein Tag für die Toten

Am 2. November war der “Dias de los muertos”, der Tag der Toten. Das ist eine mexikanische Tradition. Man glaubt, dass an diesem Tag die Toten ins Diesseits kommen und ihre Hinterbliebenen besuchen können. Dafür errichtet jede Familie einen Altar mit Bildern aller verstorbenen Familienmitglieder und schmückt diesen mit Blumen und dem Lieblingsessen der Toten. So können sie bei ihrem Besuch alles mitnehmen und sich daran erfreuen.

Meine mexikanische Gast-Mutter hat mir gezeigt, wie man das spezielle Brot für diesen Tag backt und meinte, dass ich das sehr gut gemacht hätte. Außerdem hat sie mir schon beigebracht, wie man Tortillas selbst macht. Die mexikanische Kultur kennenzulernen, macht mir unheimlich viel Spaß und ich genieße jede Sekunde mit meiner Familie. Deshalb macht es mich auch ein bisschen traurig, sie jetzt eine Woche nicht zu sehen, aber ich bin gespannt auf die Zeit in Washington und freue mich umso mehr darauf, sie danach wiederzusehen.

September 2019: Neuer Schulalltag

Junge Frau vor Backsteinbau.

Kathi vor ihrer Highschool, der Bruce Randolph School. © privat

Seit nunmehr drei Wochen lebe ich in Denver bei meiner Gastfamilie und es könnte nicht besser sein. Meine zweite Schulwoche habe ich nun auch schon hinter mich gebracht. Der Alltag an meiner Highschool unterscheidet sich stark von jenem an meiner Schule in Deutschland, aber inzwischen habe ich mich gut an die kurzen Pausen und das häufige Raumwechseln gewöhnt. Es gibt verschiedene Sportangebote, ich würde gerne ins Cheerleader-Team, es ist aber noch nicht sicher, ob eines zustande kommt. Wenn nicht, probiere ich gerne einen anderen Sport aus.

Meine Gastfamilie

In der Schule alles zu verstehen, habe ich mir aufgrund der sprachlichen Hindernisse sehr schwer vorgestellt, aber ich komme gut mit – und falls das mal nicht der Fall ist, kann ich immer meine Freunde oder meinen großen Bruder fragen. Wir sind nämlich beide "Sophomores" und haben überwiegend die gleichen Lehrer. In unserer Freizeit gehen wir gemeinsam ins Fitnessstudio und schauen Filme.

In den ersten Tagen habe ich meine Familie in Deutschland sehr vermisst, aber durch verschiedenste Ausflüge und Familientreffen mit meiner Gastfamilie wurde es immer leichter für mich. Ich habe mich inzwischen sehr gut eingelebt und fühle mich hier zuhause.

August 2019: Denver, here I come!

Junge Frau im Garten

Traurig und freudig – Kathi vor ihrer Abreise. © privat

Hallo, ich heiße Kathi und bin 15 Jahre alt. Noch wohne ich in Rheinland-Pfalz, wo ich ein Gymnasium besucht habe. Aber in nunmehr 4 Wochen trete ich mein Auslandsjahr an. Ich werde 10 Monate in Denver in Colorado leben. Diese riesige Chance habe ich durch das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) bekommen, ein Stipendium des Deutschen Bundestages.

Eine Woche England, ein Jahr USA

Reisen hat mir schon immer sehr gut gefallen und nachdem ich einen einwöchigen England-Austausch absolviert hatte, war mir klar, dass ich gerne einmal länger im Ausland leben und lernen möchte. Die USA zu entdecken, war dabei ein großer Wunsch von mir.

Durch eine ehemalige Stipendiatin wurde ich auf das PPP aufmerksam und habe mich im Mai 2018 beworben. Mehr als ein Jahr später stand dann auch meine Gastfamilie, mit der ich nun in regelmäßigem Kontakt stehe, fest. In wenigen Wochen werde ich Deutschland verlassen. Bei dem Gedanken verspüre ich nicht ausschließlich Vorfreude. Natürlich kann ich es kaum erwarten, meine Familie kennenzulernen, Denver zu entdecken und eine Highschool zu besuchen. Aber meine Familie, meine Freunde und meine Heimat hinter mir zu lassen, macht mich doch trauriger als erwartet.

Dennoch überwiegt das Positive und ich kann es kaum erwarten, meine Reise anzutreten.

Junge Frau vor Baum.
Mitmischen-Bloggerin

Katharina Wild

ist 15 und geht normalerweise in Rheinland-Pfalz aufs Gymnasium. Im Moment ist sie allerdings mit dem Parlamentarischen Patenschafts-Programm in Denver auf der High School.

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