Aleksi (Georgien) „Jetzt bin ich hier als IPSler im Deutschen Bundestag“
Jasmin Nimmrich
Der erste Monat des diesjährigen Internationalen Parlaments-Stipendiums ist bereits rum und die Stipendiatinnen und Stipendiaten haben ihre Praktika bei den Abgeordneten des Deutschen Bundestages begonnen. Aleksi aus Georgien hat uns verraten, was er in den ersten IPS-Wochen schon alles erlebt hat.
Studienreise nach Bonn, Vorträge und Diskussionen, Praktikum im Abgeordnetenbüro, die Bundestagspräsidentin treffen: Das Programm des diesjährigen IPS-Jahrgangs ist so abwechslungsreich wie spannend.
Die 96 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus 42 Ländern sollen während des fünfmonatigen Programms lernen, wie der Bundestag funktioniert, was und wen es für die deutsche Demokratie braucht und wie die bilateralen Verhältnisse zwischen Deutschland und ihren Heimatländern funktionieren und ausgebaut werden können.
Aleksi: Ich kann als Brücke zwischen Deutschland und Georgien fungieren
Einer meiner Professoren an der Iwane-Dschawachischwili-Universität in Tiflis, an der ich Rechtswissenschaften studiert habe, hat mich auf das Programm hingewiesen. Ein Großteil der politisch engagierten Menschen in Georgien und auch unsere Professorinnen und Professoren haben in Deutschland studiert. Außerdem ist das georgische Rechtssystem stark vom deutschen Rechtssystem beeinflusst. Damals, vor knapp drei Jahren, konnte ich noch kein Deutsch, also war mir klar, dass ich erstmal die Sprache lernen sollte, um in Deutschland zu studieren und mich für das IPS-Programm bewerben zu können. Mittlerweile lebe ich seit 2021 in Mainz und jetzt bin ich hier als IPSler im Bundestag!
Auf jeden Fall waren unsere ersten Wochen super intensiv mit vielen Vorträgen und Diskussionen, durch die uns klar wurde, wie der Deutsche Bundestag und die deutsche Demokratie als Ganzes funktionieren. Die Themenvielfalt ist dabei total breit. Wir haben uns zum Beispiel schon mit der Europäischen Union und ihrer Rolle im Bundestag beschäftigt, viel über die Erinnerungskultur in Deutschland erfahren oder gelernt, wie Korruptionsbekämpfung funktioniert. Was mich bisher am meisten überrascht hat, ist, dass es in Deutschland ein Lobbyregister gibt, in das sich alle Lobbyismus betreibenden Akteure eintragen müssen. Allgemein ist ja fast alles, was im Bundestag passiert, für Bürgerinnen und Bürger einsehbar, und ein Besuch im Parlament für alle Interessierten möglich. Diese Transparenz ist beeindruckend und zieht sich ja auch durch die Architektur – zum Beispiel vom Paul-Löbe-Haus mit seiner gläsernen Fassade.
Das gesamte Abgeordnetenbüro ist total nett und alle haben mich herzlich empfangen. Ziel des Praktikums ist es ja, dass wir einen Einblick in die alltägliche parlamentarische Arbeit erhalten und zum Beispiel an Ausschuss- und Fraktionssitzungen teilnehmen können. Dabei lerne ich jeden Tag super viel, kann aber auch aus meiner georgischen Sicht viel beitragen und als eine Art Brücke zwischen Georgien und Deutschland fungieren.
Georgien und Deutschland sind beide Demokratien, aber mein Heimatland steht aktuell vor einigen Herausforderungen. Vor allem die Bedrohung durch Russland und der anhaltende Angriffskrieg auf die Ukraine gefährden das demokratische System in Georgien und den Frieden als Gesamtes. Was Deutschland von Georgien lernen kann, ist, wie wir für europäische Werte einstehen, sie durch und durch leben und sie verteidigen. Die Zivilgesellschaft ist in Georgien sehr stark und hat durchaus Einfluss auf unser Parlament.
Ich werde auf jeden Fall viele neue Kontakte knüpfen und noch mehr Freundschaften schließen. Auch die Arbeit im Abgeordnetenbüro wird spannend werden. Besonders freue ich mich auf die Einblicke in den Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Diese thematische Arbeit passt nämlich perfekt zu meinem Uni-Forschungsthema Künstliche Intelligenz. Und natürlich freue ich mich auch enorm auf den Berliner Sommer, gutes Wetter und eine tolle Zeit in der Hauptstadt.