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PPP-Stipendiaten in den USA Katharina, 24, vom Kölner Trubel in die Idylle von Illinois

Von der Großstadt ins kleine Dorf, vom Wohnen alleine zur internationalen WG, vom Schichtdienst-Arbeiten zurück auf die Schulbank und natürlich von Deutschland nach Amerika! Das PPP hält viele Veränderungen für Katharina bereit. Hier schreibt sie über weitere Überraschungen und Herausforderungen während des Auslandsjahres und ihre hoffentlich unvergessliche Zeit in den USA.

Eine junge Frau in einem roten T-Shirt steht vor dem Logo des Wabash Valley Colleges.

Katharina besucht für ein Jahr das Wabash Valley College in Illinois. © privat

Das Wichtigste in Kürze

Ich bin Katharina, 24 Jahre alt und komme aus Troisdorf in NRW. Vor sechs Jahren bin ich für meine Ausbildung als Mediengestalterin für Bild und Ton von der Küste aus der Nähe von Cuxhaven nach Köln gezogen. In meiner Freizeit unternehme ich gerne etwas mit meinen Freunden und spiele Fußball im Verein. Um nach sechs Jahren Berufsleben mit Schichtdienst noch einmal einen neuen Blickwinkel zu bekommen, habe ich mich fürs PPP beworben. Außerdem wollte ich schon immer mal für längere Zeit im Ausland leben und die USA hat mich schon immer gereizt.

Ein Auslandsjahr will gut vorbereitet sein

Als die Zusage Anfang Februar in mein E-Mail Postfach flatterte, konnte ich es gar nicht so richtig glauben. Ich bin tatsächlich für das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) nominiert worden. Ich bin meiner Patenabgeordneten Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) sehr dankbar, dass sie mir die Teilnahme ermöglicht.

Die Vorbereitungszeit ging schneller rum, als erwartet. Nach einer online Kick-Off Veranstaltung Anfang März, stand im April das Vorbereitungsseminar mit 25 der 75 Teilnehmenden in Bad Bevensen an, wo wir auf alles vorbereitet werden sollten, was uns in den USA erwarten könnte. Danach wurde das Visum beantragt und alles weitere geplant. Glücklicherweise konnte ich bei meiner Arbeit unbezahlten Urlaub beantragen, sodass ich nach meinen Auslandsjahr dort weiter arbeiten kann. Bei meiner Wohnung musste ich allerdings Nägel mit Köpfen machen und sie komplett aufgeben. Wenn ich also nächstes Jahr zurück nach Deutschland komme, habe ich keine Wohnung mehr, aber immerhin einen Job.

Es geht los!

Ende Juli wurde es dann alles noch einmal realer: Meine letzten Male standen an. Ein letztes Mal Fußballtraining mit meiner Mannschaft, mein letzter Arbeitstag, ein letztes Mal meine Freunde treffen und dann auch ein letztes Mal die Familie sehen. Los gehen würde es dann von Frankfurt. Bis wenige Tage vor Abflug wusste ich immer noch nicht, wo ich in den USA leben würde. Zuerst hieß es Baltimore oder irgendwo in Illinois, dann North Carolina. Zuerst sollte es eine Gastfamilie irgendwo sein und dann kam die Bestätigungsmail: Mount Carmel, Illinois in einem Studentenwohnheim (Dorm). Etwas ernüchtert stellte ich also fest, dass ich nicht bei einer Gastfamilie sondern in alleine in einem Dorf in South Illinois leben würde. Ich habe mich aber nicht allzu viel durch Googeln verrückt gemacht und mir nur gedacht: Schauen wir mal, was wird. Mit mir wurden außerdem noch fünf weitere PPPler am Wabash Valley Community College platziert, sodass ich zumindest nicht komplett auf mich alleine gestellt war.

Eine Gruppe junger Menschen wird von schräg oben fotografiert, alle lächeln in die Kamera und die Leute ganz vorne halten eine Flagge hoch, die halb amerikanisch, halb deutsch ist.

Das Abenteuer beginnt: Katharina und die anderen PPPler vor dem Abflug am Frankfurter Flughafen. © privat

Und dann war er ja auch schon da: der lang erwartete Abflugtag. Am Morgen des 7. August traf ich zum ersten Mal alle Teilnehmenden des PPP für junge Berufstätige am Frankfurter Flughafen, von wo aus wir gemeinsam nach Washington D.C. flogen.

Anreise mit Hindernissen

Den ersten Abend haben wir alle zusammen im Hotel dort verbracht und am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach Georgia. Der Flughafen von Atlanta ist der größte Flughafen der Welt. Dieser Fakt sorgte auch dafür, dass wir, noch bevor wir überhaupt versuchen konnten unseren Anschluss zu bekommen, umgebucht wurden, weil es unmöglich war, dass wir den nächsten Flieger rechtzeitig erreichten. Der freundliche Mitarbeiter vom Kundenservice konnte uns zum Glück noch drei Plätze in der Maschine organisieren, die um zehn Uhr abends gehen sollte. Als dann unser Flieger am Abend endlich abhob und nach ca. 1:20 Sunden in Evansville, Indiana landete, waren wir sehr erschöpft aber auch froh, es geschafft zu haben. Zum Glück holte uns unsere College-Koordinatorin Amanda auch zu dieser späten Stunde noch ab, nachdem sie schon einmal den Weg mit den anderen PPPlern gefahren war. Nach einer einstündigen Fahrt überquerten wir dann die Staatsgrenze zu Illinois und erreichten Mount Carmel. Um kurz nach 23 Uhr hielt der College-Van dann an den Dorms und wir konnten unsere Apartments beziehen.

Holpriger Start

Der nächste Tag war sehr vollgepackt: Nach dem Englisch-Test konnten wir unsere Kurse wählen und den Campus erkunden. Am Nachmittag haben wir dann viel zu viel Geld im Walmart ausgegeben, um unsere Zimmer und Küchen einzurichten. Wir mussten neben Bettzeug, Bettwäsche und Handtüchern auch eine grundlegende Küchenausstattung wie Teller, Gläser und Besteck kaufen. Da an unserem College kein Meal Plan (Verpflegungsplan) angeboten wird, müssen wir uns selbst verpflegen. Unsere Apartments sind mit einer Küche ausgestattet, die wir uns mit den anderen Mitbewohnern teilen. Jedes Apartment hat drei Schlafzimmer, die jeweils mit bis zu zwei Personen belegt sind, und zwei Badezimmer, die unter den Bewohnern aufgeteilt werden. Zu Anfang wohnte ich nur mit Joom zusammen, einer Vietnamesin im zweiten Jahr.

Doch in den folgenden eineinhalb Wochen füllte sich das Apartment weiter mit Leben. Janice, eine Chinesin ebenfalls im zweiten Jahr, bezog ihr Einzelzimmer, Vy fühlte sich durch die gemeinsame Heimat mit Joom verbunden, sodass sie beschlossen, zusammen in einem Zimmer zu wohnen und am Tag der ersten Kurse zog dann Myriam aus dem Kongo mit in mein bzw. jetzt unser Zimmer. Der Start unser gemeinsames Zusammenleben war sehr holprig und wir haben einige Zeit gebraucht, um uns an die Situation zu gewöhnen.

Ein Zimmer mit grauem Boden, einer offenen Nische für Kleidung und zwei kleinen Betten und einem Fenster.

Katharina teilt sich ihr Zimmer mit einer Mitbewohnerin. © privat

In der Anfangszeit fiel es mir schwer, in meinem neuen Umfeld anzukommen. Mount Carmel ist nicht besonders groß und vom Campus bis zum nächsten kleineren Laden läuft man mindestens 30 Minuten one-way. Zum nächsten Walmart braucht man 20 Minuten mit dem Auto. Auf dem Campus-Gelände ist auch nicht besonders viel los, das zeigt sich besonders am Wochenende deutlich. Unter der Woche ist der Parkplatz zu den Dorms sehr gut gefüllt, doch kaum kommt der Freitag, verlassen sehr viele Studierende die Stadt, um zu ihren Freunden und Familien in die Heimat zu fahren. Auch wenn ich versucht habe, es nicht direkt negativ aufzufassen, stellte sich nach gut eineinhalb Wochen eine gewisse Enttäuschung ein. Das Abenteuer Auslandjahr hatte ich mir einfach deutlich aufregender vorgestellt. Dazu kommt, dass meine College-Kurse nur auf zwei Tage die Woche fallen und ich somit sehr viel Zeit zur freien Gestaltung habe. Nicht wirklich mobil zu sein, gab mir das Gefühl „festzustecken“, und ich zweifelte etwas an der Entscheidung, nach Amerika gekommen zu sein.

Das neue Leben nimmt Fahrt auf

So einfach würde ich aber natürlich nicht aufgeben! Geändert hat sich dieses Gefühl schließlich, als dann die Kurse richtig begonnen haben und aus meiner Gruppe von PPPlern die ersten ein Auto hatten. Bei meiner Kurswahl konnte ich vier passende Fächer zu meinem eigentlich Beruf wählen. Der erste Kurs heißt „Broadcasting Tech“ und darin lernen wir ein wenig die verschiedenen Schnittprogramme und die Technik kennen und bekommen auch praktische Aufgaben. Der zweite Kurs heißt „Announcing“, dabei geht es um Moderation, das Kommentieren von Sportevents und Vertonen von Aufnahmen. Der dritte Kurs ist eine „Broadcast Journalism Class“, in der wir die Grundlagen von journalistischer Arbeit erlernen. Nachdem ich in meiner Ausbildung hauptsächlich die technische Seite von „Fernsehen machen“ kennen gelernt habe, freue ich mich sehr, nun mehr über die inhaltliche Seite zu lernen. Der vierte Kurs heißt „Applied Broadcasting“, also soviel wie „angewandte Übertragung“. Dabei übertragen wir fast alle Heimspiele der College-Mannschaften in Volleyball, Fußball und Basketball, aber gestalten auch das Programm des Radio-Senders des Colleges. Dadurch füllte sich meine Woche ein wenig mehr mit Aufgaben neben den normalen Stunden im Klassenraum.

Relativ zeitgleich mit dem Beginn des Semester habe ich dann auch mein erstes Ehrenamt übernommen. Ich habe für die Fall Season über einen Zeitraum von sechs Wochen eine Fußballmannschaft von kleinen Kickern im Alter von acht bis zwölf Jahren trainiert. Einmal die Woche hatten wir ein Training und am Wochenende gab es ein Spiel. Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht und es ist schade, dass es jetzt schon vorbei ist.

Eine Collage von drei Fotos: Links ein Fußballstadion während eines Spiels, in der Mitte ein Selfie von einer jungen Frau mit einem lila Soccer-T-Shirt, links der Innenraum eines Autos, das vor einem See geparkt steht, im Rückspiegel erkennt man die fotografierende Person.

Durch Ausflüge mit dem Auto und ihre ehrenamtliche Arbeit als Fußballtrainerin hat Katharina sich einen neuen Alltag aufgebaut. © privat

Anders als erwartet

Mit den Autos waren wir auf einmal unabhängiger und konnten unsere Wochenenden aufregender gestalten und haben Tagesausflüge nach Louisville (Kentucky), St. Louis (Missouri) und Indianapolis (Indiana) gemacht. Ich bin sehr dankbar, dass wir uns in unserer Gruppe so gut verstehen. Mit meinen Mitbewohnerinnen hat es einige Wochen gebraucht, um sich anzunähern, aber jetzt verstehen wir uns sehr gut. Nur mit Amerikanern habe ich bisher nicht so wirklich freundschaftlichen Kontakt – sie sind immer sehr freundlich, aber bleiben dennoch lieber unter sich. Meine Freundschaftssituation ist also etwas anders, als ich erwartet habe.

Ein silber-graues Auto steht auf einem Parkplatz, im Hintergrund sind mehrere geparkte Autos zu erkennen.

Katharina hat nun ein eigenes Auto. Einen Ford Fiesta, der „King Bob“ genannt wird. © privat

Seit zwei Monaten bin ich nun in Mount Carmel und ich muss sagen: Ich habe mich mittlerweile sehr gut eingelebt. Die Kurse machen mir sehr viel Spaß und ich kann neue Dinge ausprobieren und meine Erfahrungen erweitern. Seit einer Woche habe ich nun auch ein eigenes Auto und kann Amerika noch einmal unabhängiger erkunden, ohne auf andere angewiesen zu sein. Zu Anfang dachte ich noch, dass ich für die Job-Phase meines Auslandsjahres umziehen möchte, aber mittlerweile hat sich das gelegt. Die Zeit vergeht echt wahnsinnig schnell und ich freue ich auf alles, was noch auf mich zukommt.

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