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Vor der Bundestagswahl Umfragen, Prognosen, Hochrechnungen & Co.

Laura Heyer

Noch wenige Tage bis zur Bundestagswahl: In dieser Zeit hören wir eine Menge Zahlen. Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen Umfrage, Hochrechnung oder Prognose?

Wahlurne

Wer geht wählen, wer wählt wen, wer ändert seine Meinung? Das alles interessiert Wahlforscher, Politiker, die Medien und viele Bürger.© shutterstock.com/I'm friday

„Wen würden Sie wählen, wenn nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre?“ Diese Frage wurde in den vergangenen Wochen zehntausenden Menschen gestellt. Gerade ist sie besonders brisant – denn am 26. September wird tatsächlich ein neuer Bundestag gewählt. Um ein Stimmungsbild zu bekommen, wie die Ergebnisse am Wahlsonntag aussehen könnten, befragen Wahlforscher derzeit fast täglich Menschen, um die Stimmung im Land abzubilden.

Die Ergebnisse sind natürlich nicht nur für Wahlforscher interessant. Politiker und Politikerinnen der Parteien wollen wissen, was die Menschen über ihre Politik denken und versuchen, auf den letzten Metern des Wahlkampfes noch einmal zu überzeugen. Und auch die Öffentlichkeit diskutiert gern darüber, wie viel Prozent welche Partei wohl bekommen wird.

Aber was hat es eigentlich mit den vielen statistischen Erhebungen rund um eine Wahl auf sich? Und wo liegen die Unterschiede? Wir haben für euch recherchiert.

Im Hintergrund ist eine schwarz-rot-goldene Fahne zu erkennen. Im Vordergrund steht ist ein Wahlkreuz zu sehen und der Schriftzug „Deine Bundestagswahl 2021“

Am häufigsten: Umfragen

Die klassische Sonntagsfrage ist eine Umfrage. Die statistischen Erhebungen werden von Medien oder Parteien vor Wahlen in Auftrag gegeben, um ein Bild zu bekommen, was die Wähler denken. Wie oft und zu welchem Zeitpunkt das passiert, ist dabei flexibel. Meist werden 1000 bis 2000 Personen entweder telefonisch, schriftlich oder persönlich befragt.

Sie werden dabei zufällig ausgewählt – das macht die Umfragen repräsentativ. Das bedeutet, dass theoretisch jeder Bürger und jede Bürgerin die Möglichkeit hat, ausgewählt zu werden. Wie das zum Beispiel beim Meinungsforschungsinstitut Forschungsgruppe Wahlen genau funktioniert, könnt ihr hier nachlesen.

Was ist der Unterschied?

Das Wichtige: Umfragen messen nur eine Verhaltensabsicht zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Meinung der Befragten kann sich also bis zu einer Wahl noch einmal ändern. Deshalb werden die Ergebnisse von Umfragen allgemein als politische Stimmung bezeichnet.

Außerdem unterliegen die Zahlen der Wahrscheinlichkeitsrechnung und können nie zu 100 Prozent genau sein. Je nachdem, welche Methode bei der Umfrage verwendet wird und wie viele Menschen mitmachen, können die Ergebnisse um zwei bis vier Prozentpunkte abweichen. Das heißt: Wenn sich aus 1250 Befragten 40 Prozent für eine bestimmte Partei entscheiden, liegt die sogenannte Fehlertoleranz bei rund drei Prozentpunkten. Zwischen 37 und 43 Prozent der Stimmen bekäme diese Partei also.

Im Alltag werden die Begriffe Umfrage und Prognose oft als Synonyme verwendet. Das liegt auch daran, dass Medien und Politiker manchmal aus Umfragen Schlüsse für die Zukunft ziehen.

Nach der Wahl und vor dem offiziellen Ergebnis: Prognosen

Prognosen sagen, anders als Umfragen, die Zukunft voraus. Sie sind eine Schätzung, was das Ergebnis sein wird. Die ersten Wahlprognosen werden meist nach dem Ende der Wahl und der Schließung der Wahllokale um 18 Uhr veröffentlicht. Aber wie kommen die Ergebnisse bis dahin zustande? Das geschieht über sogenannte „exit polls“. Schon während der Wahl werden einige Wählerinnen und Wähler nach Verlassen ihres Wahllokals von Umfrageinstituten befragt. Dabei werden die Wahllokale und die Wählerinnen und Wähler zufällig ausgewählt. Sie geben sozusagen ein zweites Mal schriftlich ihre Stimme ab. Der Fragebogen enthält neben der Frage, wen man gerade gewählt hat, auch eine Reihe sozialstruktureller Merkmale wie zum Beispiel Alter, Geschlecht, Bildung, Erwerbsstatus oder Konfession.

Die „exit polls“, zu Deutsch auch Nachwahl- oder Wahltagbefragung, haben einige Vorteile, was die Genauigkeit der Ergebnisse betrifft: Anders als bei Umfragen werden hier nur tatsächliche Wählerinnen und Wähler befragt. Außerdem geschieht die Befragung direkt nach der Wahl – die Chance, dass die Befragten wirklich angeben, wen sie gewählt haben, ist sehr hoch. Zudem können natürlich viel mehr Menschen befragt werden, als am Telefon. Bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 2016 befragte die Forschungsgruppe Wahlen 20.377 Wählerinnen und Wähler. Durch diese große Zahl sinkt die Wahrscheinlichkeit von Fehlern und die Zahlen werden genauer.

Ein erstes Ergebnis: Hochrechnungen

Die ersten Hochrechnungen am Abend einer Wahl beruhen, anders als Umfragen und Prognosen, auf tatsächlichen Wahlergebnissen. Das heißt, die Wählerinnen und Wähler werden nicht extern befragt, sondern es werden die ersten Ergebnisse der Wahl ausgerechnet. Dazu werden die Ergebnisse repräsentativ ausgewählter Stimmbezirke hochgerechnet. Es bleiben allerdings auch nach den ersten Hochrechnungen noch Unsicherheiten.

Zum Abschluss: das (vorläufige) amtliche Endergebnis

Eine Sicherheit, wer denn nun wie viele Stimmen bekommen hat, gibt es erst mit der abschließenden Auszählung. Um schnell (vorläufige) Zahlen für das Bundesland oder eben ganz Deutschland zu erhalten, meldet der Vorsitzende des Wahlvorstandes die Wahlergebnisse seines Wahlbezirks telefonisch, elektronisch oder auf andere Weise der Gemeinde. Diese leitet die Zahlen dem Kreiswahlleiter weiter und er gibt sie an den Landes- und dann gegebenenfalls den Bundeswahlleiter weiter.

Das endgültige Ergebnis kann der Landes- oder Bundeswahlleiter erst herausgeben, wenn alle Stimmen final ausgezählt und geprüft sind. Die Wahlvorstände übergeben die Wahlniederschriften sowie die versiegelten Pakete mit den Stimmzetteln der Gemeinde. Dort prüft der Kreiswahlleiter die Ergebnisse und gibt sie an den Landeswahlleiter. Zum Schluss werden sie noch einmal vom Bundeswahlleiter geprüft, der dann das amtliche Endergebnis bekannt gibt. Dies geschieht meist wenige Tage nach der Wahl.

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(lh)

Mitmischen-Autorin

Laura Heyer

hat in Heidelberg Geschichte studiert, in Berlin eine Ausbildung zur Journalistin gemacht und ist dann für ihre erste Stelle als Redakteurin nach Hamburg gegangen. Dort knüpft sie nun Netzwerke für Frauen. Aber egal wo sie wohnt – sie kennt immer die besten Plätze zum Frühstücken.

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