Berufsausbildung „Spitzen-Azubis“ fördern
Anna Khaerdinova
Für besonders gute Studenten gibt es verschiedene Stipendien und andere Fördermöglichkeiten. Die FDP findet: Talentierte Azubis sollten genauso unterstützt werden.
Wer sich ein Studium nicht leisten kann, aber sehr begabt ist, kann sich für ein Stipendium bewerben. Er bekommt dann monatlich Geld für Bücher und andere Anschaffungen, die er zum Studieren braucht. Außerdem kann er an exklusiven Schulungen und Seminaren teilnehmen und seinen Horizont erweitern. Er wird auch Teil eines spannenden Netzwerks anderer intelligenter Menschen. In Deutschland gibt es 13 sogenannte Begabtenförderungswerke, die Studenten so unterstützen.
Warum aber sind diese Werke nicht auch offen für Azubis? Alle Angebote sollten auch Talenten aus der beruflichen Bildung offenstehen, findet die FDP. Ein Antrag der Fraktion zu diesem Thema mit dem Titel „Begabtenförderung für Talente der beruflichen Bildung öffnen“ wurde am 27. September im Bundestag debattiert.
Was schlägt die FDP vor?
Die FDP will die akademische Begabtenförderung für die Berufsausbildung öffnen. Die Begabtenförderungswerke würden nach wie vor eigenständig über die Angebote und Auswahlkriterien für ihre Stipendien entscheiden. Mehr Geld vom Bund bekämen aber solche Werke, die zu mindestens zehn Prozent Stipendiaten fördern, die eine Berufsausbildung machen.
Außerdem sollen Stipendiaten aus der akademischen und beruflichen Bildung gemeinsam an denselben Programmen und Exkursionen teilnehmen. Dadurch würden die Netzwerke wertvoll erweitert werden und die Attraktivität der beruflichen Bildung würde steigen, so die Hoffnung der Liberalen. Schließlich würden so auch die berufliche und die akademische Bildung gleichgestellt werden, glauben sie. Die FDP hat vor, die Unterstützung für Spitzen-Azubis 2020/2021 zu starten.
Was sagen die anderen Fraktionen dazu?
Die Koalitionsfraktionen wiesen darauf hin, dass schon viel für begabte Azubis getan werde. Stipendien bekämen Azubis beispielsweise bereits von der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung. Der Vorschlag der FDP würde indes eine „Überforderung der Begabtenförderungswerke“ bedeuten, meinte die SPD.
Von den Oppositionsfraktionen gab es in Ansätzen Zustimmung für die Vorschläge der FDP. „Wir können Ihrem Antrag einiges abgewinnen“, hieß es von Seiten der AfD. Insgesamt liege das eigentliche Problem aber woanders: nämlich darin, dass die Politik die akademische Ausbildung grundsätzlich überbewerte und daher die beruflichen Ausbildung zu kurz käme.
Auch die Linke fand: „Wenn man sich für Inklusion einsetzt, kann man eigentlich gar nicht gegen diesen Antrag sein.“ Allerdings würden nach dem Vorschlag der FDP „wieder nur Privilegierte gefördert“. Die Linke sprach sich deshalb dafür aus, benachteiligte junge Menschen stärker zu fördern.
Den Grünen ging der Antrag der FDP nicht weit genug. „Warum keine echte Öffnung?“, fragten sie. Dass die FDP nur einen Förderungsanteil von zehn Prozent für die berufliche Bildung vorsieht, finden sie mutlos und nicht konsequent.
Nach der Debatte im Plenum wurde der Antrag der FDP zur federführenden Beratung an den Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung überwiesen. Hier könnt ihr die Debatte anschauen:
Anna Khaerdinova
ist 22 und kommt aus Moskau. Dort und in Berlin studiert sie internationale Beziehungen. Aktuell macht sie im Rahmen des Internationalen Parlaments-Stipendiums ein Praktikum im Bundestag.