Homeoffice Recht auf Arbeiten von Zuhause?
Laura Heyer
Aktuell arbeiten viele Menschen aufgrund des Coronavirus von zu Hause. Sollte das in einer digitalen Welt regelmäßig möglich sein? Ja, sagen die Grünen. Einige Fraktionen sehen jedoch auch Gefahren.
Einfach mit dem Laptop auf der Couch arbeiten und zwischendrin mal eine Runde Netflix schauen – so stellen sich viele das Konzept Homeoffice vor. Klar ist: Homeoffice macht das Arbeiten selbstbestimmter. Denn man kann sich die Zeit, in der man arbeitet, anders einteilen als zum Beispiel im Büro. Andererseits trifft man keine Kollegen und arbeitet vielleicht sogar mehr. Und in manchen Bereichen wie etwa dem Einzelhandel oder in der Gastronomie kann man gar nicht mobil arbeiten.
Aktuell (Coronoa einmal ausgeklammert) nutzen in Deutschland 11 Prozent der Beschäftigten regelmäßig mobile Arbeit – laut Studien würden aber zwischen 30 und 40 Prozent gern auch auf diese Weise ihre Jobs erledigen. In den Niederlanden ist das schon der Fall: Dort arbeiten fast 40 Prozent der Menschen regelmäßig mobil. Aber ginge das auch in Deutschland? Und braucht es dafür ein eigenes Gesetz?
Homeoffice für alle?
Darüber hat der Bundestag am 12. März diskutiert. Grundlage war ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Recht auf Homeoffice“. Darin fordern die Abgeordneten, mobiles Arbeiten als Alternative zum festen Arbeitsplatz gesetzlich festzuschreiben. So soll es nicht nur ein Privileg von Arbeitnehmern sein, deren Firmen freiwillig diese Möglichkeit anbieten.
Damit die Arbeitnehmer im Homeoffice aber nicht plötzlich mehr arbeiten als im Büro, weil es eben keine festen Zeiten gibt, sollen Arbeitsschutz- und Arbeitszeitgesetz auch auf mobiles Arbeiten ausgedehnt werden. Arbeitgeber sollen Homeoffice und mobiles Arbeiten aber auch ablehnen können, wenn „wichtige und nachvollziehbare“ Gründe dagegen sprechen, fordern die Grünen.
Antrag der AfD
Ein zweiter Antrag, den die Abgeordneten auch diskutierten, kam von der Fraktion der AfD zur „Nutzung des Potentials der Digitalisierung“: Um die Kommunen und ländlichen Räume zu schützen, fordert sie konkrete Regeln, damit durch mobiles Arbeiten keine Arbeitsplätze wegfallen und Arbeitnehmer nicht ausgenutzt werden.
„Telearbeit“ könne die Probleme unsere Zeit lösen, sagte der AfD-Abgeordnete Enrico Koming in der Aussprache. Weniger Menschen müssten zum Beispiel pendeln und Büros könnten Platz sparen, wenn ihre Mitarbeiter von zu Hause arbeiteten. Statt einem Recht auf Homeoffice, wie die Grünen es in ihrem Antrag vorsehen, will die AfD jedoch, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer selbst Regeln finden.
Homeoffice als Gefahr?
Auch wenn sich alle Parteien im Kern darüber einig sind, dass mobiles Arbeiten Flexibilität fördert und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern kann, gab es doch unterschiedliche Ansichten zum Homeoffice. Jana Schimke von der CDU/CSU kritisierte, dass neue Regeln für die Unternehmen die Wirtschaft belasten könnten. Den Antrag der Grünen sieht sie als Überregulierung: Statt ein Recht auf Homeoffice und viele neue Richtlinien einzuführen, sollte jedes Unternehmen selbst entscheiden können. Den Antrag der AfD hält sie in seiner Idee zur „Telearbeit“ für veraltet und findet, die Fraktion wolle die Angst vor der Digitalisierung schüren.
Ähnlich sehen das auch ihre Parteikollegen. Gerade im Zuge der aktuellen Coronakrise müsse man die Wirtschaft unterstützen und nicht noch mehr Auflagen schaffen, warnte Mark Helfrich, ebenfalls CDU/CSU, in der Debatte.
SPD: "Mut, etwas zu ändern"
„Den Mut, etwas zu ändern“ fordert die SPD-Fraktion. Zwar lehnt auch sie den Antrag der Grünen auf ein Recht auf Homeoffice ab, findet aber, dass Rahmenbedingungen für Homeoffice geschaffen werden sollten. Eine „Entgrenzung der Arbeit“, also dass man nicht mehr zwischen Privatleben und Arbeit trennen kann, müsse verhindert werden, sagte Martin Rosemann in der Debatte. Daher will die SPD zusammen mit ihrem Koalitionspartner CDU/CSU im Laufe des Jahres ein eigenes Gesetz auf den Weg bringen.
Keine Homeoffice-Pflicht
Die FDP-Fraktion meint hingegen, es bedürfte keiner neuen Gesetze. Viel wichtiger als ein Gesetz für die Unternehmen sei es, mobiles Arbeiten klar zu definieren, sagte Johannes Vogel. Er nannte als Beispiel die Reform in den Niederlanden: Dort sei neben dem Recht auf Homeoffice vor allem der Arbeitsschutz und das Arbeitszeitgesetz an die neue Situation angepasst worden, so der Politiker.
Auch die Linke forderte, dass aus dem „Recht auf Homeoffice“ keine „Pflicht zum Homeoffice“ werden dürfe. Unternehmen sollten neue Regelungen nicht missbrauchen können, um zum Beispiel Büroflächen und Platz im Unternehmen zu sparen.
Nach der Aussprache überwiesen die Abgeordneten beide Vorschläge an den Ausschuss für Arbeit und Soziales, in dem weiter darüber beraten wird.
Das Video zur Debatte seht ihr hier:
Laura Heyer
hat in Heidelberg Geschichte studiert, in Berlin eine Ausbildung zur Journalistin gemacht und ist dann für ihre erste Stelle als Redakteurin nach Hamburg gegangen. Dort knüpft sie nun Netzwerke für Frauen. Aber egal wo sie wohnt – sie kennt immer die besten Plätze zum Frühstücken.