Diskussion Politik und Soziale Medien
Bedeutet Social Media eine „Medienkrise“? Oder eine Chance für die politische Kommunikation? Darüber stritten Journalisten, Wissenschaftler und Experten im Bundestag.
Donald Trump hat mehr Follower auf Twitter als die bekannte Zeitung News York Times. Und Youtuber Rezo konnte 16 Millionen Menschen dazu motivieren, sein kritisches Video über die Große Koalition auf Youtube aufzurufen.
Was macht die Politik mit diesen Zahlen? Wie geht sie mit den Sozialen Medien um? Wie verändern diese den klassischen Journalismus und die politische Kommunikation? Darum ging es am 23. Oktober in einer kontroversen Diskussion, die in einem Gebäude des Bundestags stattfand.
Eingeladen hatte dazu die Deutsche Vereinigung für Parlamentsfragen, die 1970 von Parlamentariern, Journalisten und Wissenschaftlern gegründet wurde.
Wie verändert sich die Kommunikation?
Die Wissenschaftler in der Runde stellten fest, dass sich durch die Sozialen Medien auf jeden Fall verändere, was in der Öffentlichkeit als wichtig wahrgenommen werde und was nicht. Darauf müssten sowohl die Medien als auch politische Kommunikatoren eingehen.
Außerdem sei wichtig, Öffentlichkeit heute global zu denken. Als ein Beispiel wurde die Me-Too-Debatte genannt. Weltweit wurde da über Sexismus in verschiedenen Branchen und im Alltag diskutiert.
Die Bundesregierung im sozialen Netz
Ein Vertreter des Bundespresseamtes (BPA) sagte, die Bundesregierung sei in den Sozialen Medien aktiv, um dort ihre „Entscheidungsprozesse transparent zu erklären“. Es gebe zwar Datenschutz-Bedenken, die man natürlich auch ernst nehmen müsse. Aber es sei nun mal die Aufgabe der Regierung, die Bevölkerung über ihr politisches Handeln zu informieren. Und dafür müsse man dorthin gehen, wo die Bevölkerung ist – insofern könne man Social Media nicht einfach ausblenden.
Zu wenig Geld für guten Journalismus
Welche Auswirkungen haben die Sozialen Medien auf den Journalismus? Ein Experte sprach von einem „Zahlungsbereitschaftsdilemma“. Damit meinte er nicht nur, dass Nutzer nicht bereit sind, für journalistische Inhalte im Netz zu bezahlen. Sondern auch, dass immer weniger Werbung in klassischen Medien geschaltet wird. Stattdessen würden Werbe-Budgets für Suchmaschinen und soziale Netzwerke ausgegeben. So hätten die klassischen Medien weniger Geld, das sie in guten Journalismus investieren könnten.
Optimistischer Ansatz
Es gab allerdings auch optimistischere Stimmen, gerade auch von Journalisten. Sie meinten, dass nach wie vor viele Menschen den klassischen Medien vertrauten. Tweets von Politikern seien eine gute Quelle für Journalisten. Allerdings dürften sie natürlich den direkten Kontakt zu Politikern nie ersetzen. Man müsse ein positives Miteinander alter und neuer Medien finden.
(DBT/jk)