Wohnungsmangel Opposition fordert mehr Studi-Wohnraum
Eric Matt
Ob Einzelwohnung, WG oder Wohnheim – in vielen Uni-Städten ist es schwer, eins der begehrten Zimmer zu ergattern. Was tun? Grüne und Linke fordern mehr Wohnheime. Experten schlagen unter anderem sogenannte „Variowohnungen“ vor.
Nach jahrelangem Büffeln in der Schule hat man dann irgendwann endlich den Abschluss in der Tasche. Die Welt steht einem offen und die verschiedensten Ideen schwirren durch den Kopf. Viele gehen ins Ausland, absolvieren ein Freiwilliges Jahr oder beginnen eine Ausbildung, andere fangen an zu studieren.
Letzteres ist meist mit einem Umzug verbunden, weshalb man eine neue Bleibe braucht. Egal ob Einzelwohnung, WG oder Wohnheim – in vielen Uni-Städten ist es schwer, eins der begehrten Zimmer zu ergattern. Und wenn man eins gefunden hat, sind die Preise oft astronomisch hoch.
Was tun? Das fragten die Abgeordneten des Ausschusses für Bau und Wohnen am 9. September einige Experten und berieten zugleich über zwei Anträge der Opposition.
Großstädte: Zu wenig Angebot
Wie konnte das Problem entstehen? Das wird in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) deutlich. Für die Studie haben sich Wissenschaftler auf der einen Seite angeschaut, wie viel Wohnraum von Bürgern allgemein benötigt wird, und auf der anderen Seite, wie viele Wohnungen tatsächlich gebaut werden. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass etwa in Berlin nur 73 Prozent des eigentlichen Bedarfs gedeckt werden. Noch schlechter sieht es in München (67 Prozent) und Stuttgart (56 Prozent) aus. Eines der Schlusslichter stellt Köln dar: Dort reicht der Wohnraum gerade einmal für 46 Prozent der Suchenden.
Die Linke: 50.000 neue Wohnheimplätze
Um dem entgegenzuwirken fordert Die Linke in ihrem Antrag unter anderem, in den nächsten vier Jahren 50.000 neue Wohnheimplätze zu errichten. Die Fraktion argumentiert, dass man dadurch „Studierende unmittelbar mit Wohnraum versorgen und gleichzeitig den Druck auf den freien Wohnungsmärkten in den Hochschulstädten spürbar mindern“ würde.
Grüne: Wahl des Studienortes darf nicht vom Geldbeutel abhängen
Auch die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fordert in ihrem Antrag die Bundesregierung auf, eine „Offensive für bezahlbaren Wohnraum für Studierende“ zu starten. Wie Die Linke verweisen auch die Grünen darauf, dass die Zahl der Studierenden in Deutschland seit Jahren ansteige und man diesem Anstieg endlich gerecht werden müsse. Die Grünen-Fraktion konstatiert, dass die Wahl des Studienortes nicht vom Geldbeutel abhängen dürfe. Derzeit sei dem aber mitunter so.
Zustimmung der Experten
Ähnlich sahen dies die eingeladenen Experten, die die beiden Anträge weitestgehend unterstützen.
Unter anderen war Achim Meyer auf der Heyde zu Gast, der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerkes (DSW). Das Deutsche Studentenwerk ist für rund 80 Prozent der geförderten Wohnheimplätze verantwortlich. Der Experte sagte, ein Ausbau der Wohnheimplätze sei wichtig, da derzeit „Studierende mit entsprechend niedrigem Einkommen vor erheblichen Problemen stehen.“
Auch Reiner Nonnengässer, der CEO der International Campus GmbH, würde es „befürworten, wenn das Thema studentisches Wohnen auf der Prioritätenliste einen höheren Stellenwert einnehmen würde.“ Er stellte fest, dass die Wohnsituation von Jahr zu Jahr angespannter werde. Für Sebastian Zechrau, der als Studierendenvertreter geladen war, besteht „kein wirklicher Zweifel, dass ein groß angelegtes Wohnheimbauprogramm notwendig ist.“ Deshalb unterstütze auch er die beiden Anträge.
Helga Kühnhenrich vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) empfahl die Förderung von studentischem Wohnen durch sogenannte „Variowohnungen“. Das sind Wohnungen, die besonders innovativ, preiswert und flexibel nutzbar sind, etwa durch standardisiertes Bauen beim Rohbau und den Ausbaukomponenten.
Hier könnt ihr euch die ganze Anhörung im Video anschauen:
Eric Matt
... ist 22 Jahre alt und studiert an der Universität Konstanz Politik- und Verwaltungswissenschaften. Zurzeit macht er ein Auslandssemester in Israel.