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Erfahrungsbericht Mein Weg zum Studienplatz

Eric Matt

Sarah ist 22 Jahre alt und studiert im fünften Semester Medizin. Sie hat mitmischen-Autor Eric von ihren Erfahrungen bei der Bewerbung erzählt – und ein paar Tricks verraten.

Junge Frau mit Hund auf einer Parkbank

Glückliche Studentin: Sarah mit ihrem Hund in Tübingen, wo sie an der Eberhard Karls Universität Medizin studiert. © privat

Seit 2017 habe ich das Glück, in Tübingen, einem wunderschönen Studentenstädtchen in Baden-Württemberg, Medizin studieren zu dürfen. Dieses Vergnügen haben allerdings nicht allzu viele junge Leute in Deutschland, da die Zulassungsvoraussetzungen für diesen Studiengang sehr streng sind.

Während die Voraussetzungen für das Medizin-Studium sehr hoch sind, war das Verfahren der Bewerbung umso einfacher. Bei dem Portal Hochschulstart.de, über das alle Bewerbungen für bundesweit zulassungsbeschränkte Fächer laufen, konnte ich mich mit ein paar Klicks online bewerben. Ich musste lediglich meine Abitur-Note eingeben und die Universitäten nennen, an denen ich am liebsten studieren würde.

Die Bewerbung wurde dann zunächst nur an meine erste Wahl geschickt, bei mir war das Tübingen. Dort wurde ich zu meinem Glück auch direkt genommen. Folglich wurde meine Bewerbung den anderen Unis gar nicht mehr zugesendet. Das ist meiner Meinung nach auch fair, da die Abiturbesten somit nicht gleichzeitig fünf Zusagen erhalten können. Denn das würde bedeuten, dass für andere, eventuell etwas schlechtere Kandidaten die Plätze unnötigerweise versperrt wären.

Es kann natürlich auch anders laufen. Wie bei meinem Freund Simon, der zuerst bei keiner seiner Wunsch-Universitäten angenommen wurde. Er bekam erst durch das Nachrückverfahren einen Studienplatz. Deshalb musste er Wochen lang mehrere Stunden am Tag pendeln, weil er so spontan keine Wohnung fand.

Und ohne Einser-Abi?

Man braucht nicht zwangsläufig ein Eins-Komma-Null-Abi, um Medizin studieren zu können. Über diesen Weg kommen aktuell nur 20 Prozent zu ihrem Studium. Weitere 20 Prozent der Studienplätze werden über eine Warteliste verteilt und 60 Prozent über uniinterne Regelungen. Das finde ich auch richtig so, da ein hervorragendes Abitur nicht zwingend etwas über die Intelligenz oder gar über die fachliche Eignung für den Beruf des Arztes aussagt.

Zweifellos aber kann die Abitur-Note Aufschlüsse darüber geben, wie ehrgeizig, diszipliniert oder fleißig jemand ist. Solche Attribute sind nämlich auch für ein erfolgreiches Medizin-Studium essenziell, da die Masse an Lernstoff enorm ist. Dass diese jedoch auch ohne ein perfektes Abi-Zeugnis zu bewältigen ist, kann man im Rahmen des Medizinertests beweisen, durch den man sein Abitur verbessern und somit die Chancen auf einen Studienplatz deutlich erhöhen kann.

Wie läuft der Medizinertest?

Dort werden grundlegende Fähigkeiten geprüft – wie beispielsweise das räumliche Denken, das Auffassungsvermögen, das Textverständnis oder auch medizinisch-naturwissenschaftliches Grundwissen.

So hat es beispielsweise meine beste Freundin Johanna gemacht, die ‚nur‘ ein Abitur von 1,8 hatte. Über diesen Wege aber ist sie trotzdem zu ihrem Studienplatz gekommen. Aber Achtung: Den Medizinertest kann man nur ein einziges Mal absolvieren – also lieber konzentriert und intensiv lernen, anstatt diese einmalige Chance in den Sand zu setzen.

Was erhöht sonst noch die Chancen auf einen Studienplatz?

Weitere Möglichkeiten, um die Aussichten auf einen Platz zu verbessern, sind ein Freiwilliges Soziales Jahr, ein Bundesfreiwilligendienst oder eine Berufsausbildung im medizinischen Bereich. Einer meiner Kommilitonen hat seinen Studienplatz sogar durch seine Mitarbeit an einem Projekt bei ‚Jugend forscht‘ erhalten. Das ist aber wohl eher die Ausnahme.

Alles in allem finde ich, dass die derzeitige Regelung, wie Studienplätze vergeben werden, die beste Lösung ist, die ich mir vorstellen kann – auch wenn sie sicherlich nicht perfekt ist. Das Leistungsprinzip, das bei diesem Studiengang meiner Meinung nach auf jeden Fall bleiben muss, wird durch die Vergabe an die Abiturbesten gewahrt. Aber gleichzeitig werden außerschulisches Engagement, Berufserfahrung und soziale Dienste honoriert – oder sogar die reine Geduld und das Warten.

Portraitfoto von mitmischen-Autor Eric Matt
Mitmischen-Autor

Eric Matt

... ist 22 Jahre alt und studiert an der Universität Konstanz Politik- und Verwaltungswissenschaften. Zurzeit macht er ein Auslandssemester in Israel.

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