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Berufsausbildung Immer weniger Azubis

Julia Funk

Ein neuer Bericht zeigt: Immer weniger junge Leute beginnen eine Ausbildung. Für die Unternehmen wird das ein Problem, da die Fachkräfte von morgen fehlen.

Duale Ausbildung in Deutschland: Rückgang trotz Vorteile. © picture alliance/Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa

Eine Ausbildung im Betrieb machen und gleichzeitig in die Berufsschule gehen – das nennt sich duale Ausbildung. Weltweit wird Deutschland für dieses Konzept bewundert. Jahr für Jahr prüft das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit dem Berufsbildungsbericht, wie es um die duale Ausbildung steht. Am 11. September berieten die Abgeordneten des Bundestages die neuesten Zahlen – und zudem noch mehrere Anträge der Opposition.

Gute Nachricht für Azubis

Die beiden wichtigsten Ergebnisse aus dem Bericht: Sowohl die Zahl der Bewerber als auch die der Ausbildungsstellen sind je um acht Prozent gesunken. „Für die Auszubildenden und die, die noch einen Ausbildungsplatz suchen, ist das trotzdem eine gute Nachricht“, sagte Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU), denn „es stehen nach wie vor mehr Plätze zur Verfügung, als besetzt werden können“.

Die Ministerin betonte, dass das duale Ausbildungssystem maßgeblich dabei geholfen habe, Deutschland im Vergleich gut durch die Coronakrise zu bringen. „Es war plötzlich sehr sichtbar, warum wir um unsere duale Ausbildung so beneidet werden“, sagte Karliczek. Was sie damit meint: „gut ausgebildete Pflegekräfte, Einzelhandelskaufleute, Laborfachkräfte und viele andere“, die in der Corona-Krise viele Aufgaben übernommen hätten.

Weniger Schulabgänger

Um die Ausbildung in der Corona-Krise zu stärken, habe die Bundesregierung verschiedene Unterstützungen und Prämien für Ausbildungsbetriebe beschlossen, sagte die Ministerin.

Der Bildungsbericht zeigt zugleich den demografischen Wandel: Gingen 2009 noch 929.500 junge Menschen von der Schule ab, waren es im Jahr 2018 nur noch 812.200.

Fachkräfte fehlen

Viele Handwerks-, Industrie- und Handelsbetriebe hätten Probleme, Azubis zu finden, berichtete Karliczek. Das führt dazu, dass es immer weniger Fachkräfte in diesen Berufsfeldern gibt. Auch an den Hochschulen macht sich der demografische Wandel bemerkbar. Bis 2017 stieg die Zahl der Studienanfänger regelmäßig an. 2019 zeigt sich allerding ein Rückgang um 0,9 Prozent im Vergleich zum Jahr davor.

Eine weiteres Problem: Menschen, die gar keinen Berufabschluss besitzen – unter den 20 bis 34-Jährigen ist die Quote auf 14,4 Prozent gestiegen. Ein Grund dafür ist laut Bundesregierung der Zuzug von Flüchtlingen, die teilweise keinen formalen Abschluss haben.

AfD: Zu wenige Haupt- und Realschulabschlüsse

Götz Frömming (AfD) bemängelte, dass weniger Jugendliche einen Haupt- und Realschulabschluss machten, dafür häufig Abitur und dann ein Studium beginnen würden. Jeder dritte Student breche sein Studium erfolglos ab. Dabei sei die Abbruchquote unter ausländischen Studenten doppelt so hoch wie bei deutschen Studenten.

„Diese jungen Leute gehören überwiegend gar nicht in die Universitäten, sondern in die berufliche Ausbildung“, sagte der AfD-Politiker. Ihm bereite die Quote von 14,4 Prozent Menschen ohne Berufsabschluss Sorge. Er verwies darauf, dass diese Zahl unter Migranten doppelt so hoch sei wie bei Deutschen.

In ihrem Antrag setzt sich die AfD unter anderem für eine finanzielle Entlastung von Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern ein.

SPD: Migranten sind oft Fachkräfte

Yasmin Fahimi (SPD) erwiderte, dass gerade die Migranten und Migrantinnen sehr viel dazu beitrügen, dass „wir in Deutschland überhaupt noch einen funktionierenden Fachkräftemarkt haben“. Sie bemängelte, dass die Quote der Ausbildungsverträge, die wieder aufgelöst würden, mit 26,2 Prozent zu hoch sei.

Die SPD-Politikerin mahnte, dass sich die Politik fragen müsse, wie die Berufsorientierung besser aufgestellt werden könne, welche Qualität und welche Spielräume man in den Schulen dazu bräuchte.

FDP will Azubis besonders fördern

Jens Brandenburg (FDP) sagte, die Coronakrise habe Probleme verschärft, die vorher schon sichtbar gewesen seien. Die von der Bundesregierung beschlossenen Prämien reichten als Unterstützung nicht aus. „Kein Betrieb dieser Welt macht die Entscheidung für oder gegen eine dreijährige Ausbildung an 2.000 Euro mehr oder weniger fest“, sagte Brandenburg. Er verwies auf einen Vorschlag seiner Fraktion, die die Ausbildung vollständig steuer- und abgabenfrei stellen möchte.

In ihrem Antrag fordert die FDP unter anderem, dass Azubis von Begabtenförderungswerken finanziell und ideell unterstützt werden sollen.

Linke fordert Recht auf Ausbildung

Birke Bull-Bischoff (Die Linke) forderte ein Recht auf Ausbildung. Wenn Bewerber keinen Ausbildungsplatz finden, sollten sie einen staatlich finanzierten bekommen.

Eine weitere Forderung: Erzieher sollen während der Ausbildung eine Vergütung bekommen, aktuell müssten diese sogar oft Schulgeld zahlen. „Wir finden das falsch, wir finden das ungerecht. Und deshalb muss das auch geändert werden“, sagte Bull-Bischoff.

... und bringt drei Vorschläge ein

Deshalb brachte die Linke einen Antrag ein, mit dem sie die Erzieherausbildung bundesweit einheitlich und attraktiver gestalten möchte. In weiteren Anträgen fordert sie, die Ausbildung der Gesundheitsfachberufe zu ändern und eine umfassende Unterstützungen für Auszubildende in der Coronakrise. Unter anderem sollten Azubis, die in Kurzarbeit geraten, das volle Gehalt weitergezahlt bekommen.

Grüne: „Brauchen Konzepte, die wirklich helfen“

Beate Walter-Rosenheimer (Bündnis 90/Die Grünen) sagte, dass der Berufsbildungsbericht 2020 Entwicklungen gezeigt habe, „die uns Sorgen bereiten“. Trotz Fachkräftemangel würden weniger Menschen ausgebildet als in den Jahren zuvor. Nicht einmal jedes fünfte Unternehmen habe im Jahr 2019 noch ausgebildet, sagte Walter-Rosenheimer, obwohl viele Unternehmen gerne ausbilden wollten. Sie hätten dazu aber nicht die personellen oder finanziellen Ressourcen.

In zwei Anträgen forderten die Grünen unter anderem eine Ausbildungsplatzgarantie und die Gleichstellung von Abschlüssen von Ausbildungen und Studium.

Die ganze Debatte könnt ihr euch im Video anschauen.

Mitmischen-Autorin

Julia Funk

Julia hat Crossmedia und Public Relations studiert, Erfahrung im Film und Fernehen gesammelt und schreibt hin und wieder Artikel für verschiedene Online-Magazine. Auf Straßenschildern liest sie Sätze und Wörter gerne rückwärts.

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