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Online-Rankings Immer kritisch sein!

Laura Heyer

Ob Handyvertrag oder Restaurantbesuch – wenn wir etwas Neues kaufen oder testen, verlassen wir uns oft auf Online-Bewertungen oder klicken auf Vergleichsportale. Aber wie funktionieren diese Portale überhaupt? Und was sollte man beachten?

Frau vor Bildschirm

Onlineangebote vergleichen ist hilfreich – aber worauf sollte man bei den Vergleichsportalen achten? © picture alliance / dpa Themendienst | Andrea Warnecke

„Hier check ich alles“ – mit diesen oder ähnlichen Slogans werben Vergleichsportale im Internet. Die Idee: Die Seiten vergleichen nach eigenen Angaben alle möglichen Angebote. Ob Hostelzimmer für den nächsten Urlaub oder das günstigste Angebot für den Lieblingssneaker – jeder User soll dort schnell und einfach die besten Deals finden. Das Angebot von Check24, Idealo, Verifox und Co klingt verlockend – denn man kann damit viel Zeit und vermeintlich auch Geld sparen. Aber stimmt das auch?

Fest steht: Jeder zweite Internetnutzer in Deutschland hat laut einer forsa-Umfrage schon einmal ein Vergleichsportal genutzt. Vielen hilft etwa Yelp oder Tripadvisor bei der Suche nach dem besten Restaurant. Ob ein Café vier oder fünf von fünf Punkten bei den Bewertungen hat, entscheidet oftmals darüber, wo man Essen geht.

Wer kann bewerten?

Bei Portalen mit Nutzerbewertungen kann meist jeder seine Meinung abgeben. Oftmals muss man angemeldet sein, aber nicht immer. Die Bewertung erfolgt in Symbolen wie Sternen oder Kringeln, meist auf einer Skala von eins bis fünf oder zehn. Die Gesamtnote berechnet sich oftmals aus dem Mittelwert aller Bewertungen – sie werden also zusammengezählt und dann durch die Gesamtanzahl aller Bewertungen geteilt.

Bei Vergleichsportalen wie Check24 oder Verifox wird die Bewertung vom Anbieter selbst übernommen. Dabei soll man in wenigen Sekunden das günstigste Angebot finden. Meist kann man auf der Seite selbst noch einen Vertrag mit dem Strom- oder Handyanbieter abschließen oder den neuen Sneaker kaufen.

Wie entstehen die Bewertungen?

Das ist oft nicht leicht herauszufinden. Auf der Seite vieler Plattformen wird nicht klar, wie sich die Gesamtnote errechnet. Auch können Menschen unter falschen Namen ihre Bewertungen abgeben. Einige Portale prüfen ihre Texte, bevor sie veröffentlicht werden – das geschieht teilweise durch Menschen, manchmal aber auch durch Algorithmen. Oft gibt es auch sogenannte „Verifizierte Nutzer“. Bei Amazon bedeutet das zum Beispiel, dass Amazon sicherstellt, dass der Käufer das Produkt auch wirklich bei Amazon gekauft und keinen Rabatt dafür bekommen hat. Bei Google und Amazon gibt es auch Produkttester, die quasi professionell Rezensionen schreiben und dafür Produkte und Vergünstigungen bekommen.

Vergleichsportale, oder Vermittlungsplattformen wie sie auch genannt werden, funktionieren oftmals wie Makler. Das heißt, sie bilden nicht alle verfügbaren Angebote ab, sondern vorwiegend diejenigen, von deren Anbietern sie Geld bekommen, eine sogenannte Provision. Das zumindest ist das Ergebnis einer Untersuchung der Verbraucherzentrale von 2017. Wie genau die Unternehmen mit der Plattform zusammenhängen (oder auch nicht) ist für den Kunden meist nur sehr schwer herauszufinden.

Was ist das Problem?

Weder bei den Bewertungen noch bei den Rankings können die Kundin oder der Käufer genau nachvollziehen, was das Ergebnis wirklich bedeutet. Ein gutes Restaurant kann zum Beispiel sehr weit hinten im Ranking stehen, weil es einfach insgesamt weniger Bewertungen hat, wenn dieses Kriterium auch eine Rolle spielt.

Bei Vergleichsportalen verstecken sich für Nutzer und Nutzerinnen oftmals verdeckte Kosten. Zwar verlangen die meisten Vermittlungsplattformen nicht direkt Geld für ihre Leistungen. Aber die Seiten schalten teilweise verdeckt Werbung, sammeln persönliche Daten oder haben einfach höhere Preise als beim originalen Anbieter. Oft erhöhen sich die Preise bei Strom- oder Handyverträgen nach einer gewissen Zeit, wenn man nicht vorher kündigt – das ist aber auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Und auch die Verantwortlichkeiten sind nicht immer klar: Wer trägt die Kosten, wenn man den Urlaub absagen muss oder das Produkt kaputt ist?

Was kann ich tun?

Kritisch sein, sagen die „Marktwächter“ der Verbraucherzentrale. Oft hilft es, sich auf unterschiedlichen Portalen umzuschauen und den gleichen Artikel zu suchen. Zusätzlich sollte man immer noch einmal auf der Seite des Anbieters direkt nachschauen, da dort die Produkte möglicherweise günstiger sind. Zudem kann man genau hinschauen, ob gewisse Vergleiche als „gesponsort“ oder „Anzeige“ gekennzeichnet sind. Dann hat der Anbieter dafür Geld bekommen und der Nutzer bekommt diese Angebote besonders weit oben angezeigt.

Bei Online-Bewertungen hilft es oft, mehr als eine Bewertung zu lesen und auch auf Seite zwei oder drei zu schauen. Ein Blick auf das Datum der Bewertung kann Aufschluss geben, denn vielleicht hat sich seit 2015 einiges verändert. Auch hier gegeben Kennzeichnungen wie „gesponsort“ oder „Anzeige“ Aufschluss darüber, ob die Person Geld für das Posting bekommen hat.

(lh)

Mitmischen-Autorin

Laura Heyer

hat in Heidelberg Geschichte studiert, in Berlin eine Ausbildung zur Journalistin gemacht und ist dann für ihre erste Stelle als Redakteurin nach Hamburg gegangen. Dort knüpft sie nun Netzwerke für Frauen. Aber egal wo sie wohnt – sie kennt immer die besten Plätze zum Frühstücken.

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