Frederik Hintermayr (Linke) „Ich möchte Augsburgs soziale Stimme sein“
„Das muss bundespolitisch geregelt werden“, hörte Frederik Hintermayr immer wieder. Genau deswegen will er jetzt in den Deutschen Bundestag. Der 29-Jährige kandidiert für Die Linke im Wahlkreis Augsburg und möchte für „ein besseres Gesundheitssystem, gute Arbeitsbedingungen und ein soziales Land streiten".
Warum kandidierst du für den Bundestag?
Ich engagiere mich seit vielen Jahren in der Kommunalpolitik. Das bereitet mir große Freude. Ich erlebe dort aber auch immer wieder Grenzen, wenn es heißt: Das muss bundespolitisch geregelt werden. Und genau das möchte ich jetzt machen. Ich möchte Augsburgs soziale Stimme im Bundestag sein und gemeinsam mit meiner Fraktion für ein besseres Gesundheitssystem, gute Arbeitsbedingungen und ein soziales Land streiten.
Was waren deine Beweggründe, in die Politik zu gehen?
Ich engagiere mich politisch seit ich 15 bin. Damals organisierte ich gemeinsam mit Mitschülern und Mitschülerinnen Proteste gegen Studiengebühren und das G8, das sogenannte achtjährige Gymnasium. Später war ich während meiner Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger in der Jugend- und Auszubildendenvertretung meiner Klinik aktiv. Das war das zweite Schlüsselerlebnis, das mir gezeigt hat: Wir müssen uns organisieren und zusammenschließen. Dann können wir gemeinsam etwas verändern und unsere Zukunft gestalten.
Was haben deine Freunde und deine Eltern zu deiner Kandidatur gesagt?
Viele meiner Freunde und Freundinnen unterstützen meine Kandidatur und hängen zum Beispiel Plakate auf oder verteilen meine Flyer in den Briefkästen ihres Stadtteils. Mit meinen Eltern und meiner Ehefrau habe ich mich vor der Kandidatur lange beraten. Als klar war, dass ich mich für einen aussichtsreichen Listenplatz bewerben werde, war mir die Unterstützung meiner Familie sehr wichtig.
Denn: Falls es am 26. September wirklich klappen sollte und ich dem nächsten Deutschen Bundestag angehöre, wird das Auswirkungen für meine gesamte Familie haben. Zum Beispiel werde ich dann regelmäßig in Berlin sein und auch an den Wochenenden mehr Termine als bisher haben. Das ist eine Herausforderung für unsere ganze Familie. Vor allem, weil wir zwei kleine Söhne haben. Gemeinsam haben wir entschieden, dass wir das schaffen und möchten.
Warum trittst du für deine Partei an und nicht für eine andere?
Oft wird in der Politik darüber gesprochen, wo gespart und gekürzt werden muss, aber nicht darüber, auf welche Einnahmen verzichtet wird, weil Reichtum nicht angemessen besteuert wird. Wenn wir sehr hohe Vermögen endlich richtig besteuern, könnten bundesweit Schulen, Kitas, Krankenhäuser und sozialer Wohnungsbau besser finanziert werden.
Die Linke ist die einzige Partei, die da wirklich ran möchte. Aber für mich wird auch bei der Klimapolitik deutlich, warum Die Linke die richtige Wahl ist. Als einzige Partei verknüpfen wir Klimapolitik nämlich mit der sozialen Frage.
Es nützt nichts, zum Beispiel die Preise für Sprit zu erhöhen, wenn die Reichen dann weiterhin die Luft verschmutzen können, während die alleinerziehende Mutter sich die Autofahrt in die nächste Stadt nicht mehr leisten kann und es bei ihr im Dorf auch keinen Bus gibt, der regelmäßig fährt.
Wie machst du Wahlkampf und macht es dir Spaß?
Durch Corona läuft vieles gerade anders, als ich es mir vorgestellt habe. Ich wäre gerne seit Monaten bei den Menschen in den Stadtteilen, würde Haustürbesuche organisieren und mit viel mehr Leuten ins Gespräch kommen. Ich bin froh, dass das jetzt endlich wieder geht. Zumindest teilweise.
Ich glaube nämlich, dass Politik davon lebt, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und einander zu erleben. Das können keine Instagram-Storys oder Videomeetings ersetzen. Auch wenn das natürlich dazugehört und ich mich immer wieder freue, wenn ich sehe, dass wir auch durch diese Medien Menschen erreichen und überzeugen.
Solltest du in den Bundestag kommen – in welchem Ausschuss willst du am liebsten mitarbeiten?
Ganz klar der Gesundheitsausschuss. Als ausgebildeter Gesundheits- und Krankenpfleger möchte ich für die Pflege eine verlässliche und laute Stimme im Deutschen Bundestag sein. Da gibt es so vieles, was wir endlich ändern müssen. Zum Beispiel brauchen wir endlich ein Gesetz, das dafür sorgt, dass es mehr Personal auf den Stationen im Krankenhaus gibt.
Wirst du deine anderen Ämter oder Aufgaben weitermachen?
Ich glaube, das Bundestagsmandat ist mehr als ein Vollzeitjob. Deshalb würde ich als erstes mein Stadtratsmandat abgeben und hier Platz für eine Nachrückerin machen.
Mehr über Frederik Hintermayr
Frederik Hintermayr ist 29 Jahre alt und in Augsburg geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Zurzeit arbeitet er als Gewerkschaftssekretär, ausgebildet wurde er als Gesundheits- und Krankenpfleger. Seit 2013 ist er Mitglied des schwäbischen Bezirkstags. Seit 2020 ist er Stadtrat in Augsburg und dort stellvertretender Fraktionsvorsitzender der „sozialen Fraktion“ von SPD und Die Linke. Zur Bundestagswahl 2021 tritt er als Direktkandidat für den Wahlkreis 252 Augsburg-Stadt sowie auf Listenplatz 8 der Landesliste der bayerischen Linken an.
Früher wollte Frederik Hintermayr Arzt werden. In seiner Freizeit kocht er am liebsten oder sitzt mit seiner Familie im Biergarten.
Seine Website: www.frederik-hintermayr.de
(loh)