Barbara Lenk (AfD) „Es geht mir um das Fachliche“
Eigentlich sollte ihre Bewerbung nur ein Scherz sein, aber nun sitzt Barbara Lenk (AfD) tatsächlich im Bundestag. Julia hat im Meißner Domkeller mit ihr über Bildung, Digitalisierung und das Meer gesprochen.
Auf den Steintreppen hoch zum Meißner Dom sitzt eine Katze. „Bei Katzen muss ich immer stehen bleiben“, sagt Barbara Lenk und fängt an zu kraulen. Zuhause hat sie auch Katzen, erzählt sie. Lenk lebt „auf dem platten Land“ in der Nähe von Meißen.
Ihr Wahlkreis liegt in Sachsen und ist relativ groß: 1.450 Quadratkilometer, 28 Gemeinden. Sie hat deshalb zwei Wahlkreisbüros, eins in Meißen, eins in Riesa. Wir haben uns im Meißner Büro getroffen, wo sie nach unserem Treffen noch ihre wöchentliche Bürgersprechstunde abhalten wird. Jetzt laufen wir durch die Altstadt hoch zum Domkeller, wo man einen schönen Blick über die Stadt hat. Hier komme sie mit Besuch immer her, sagt Barbara Lenk.
Bürgergespräche über Energiepreise, Bundesstraßen und Internet
Was treibt die Menschen um in diesem Landkreis? Womit kommen sie in die Bürgersprechstunde? Aktuell sind es zum Beispiel die steigenden Energiepreise, erzählt Lenk. „Das Thema Impfpflicht war auch ein heißes Eisen.“ Und um Infrastruktur gehe es oft, um den Ausbau von Bundesstraßen etwa. Ein Thema, das auch für junge Leute besonders relevant ist, ist die Internetversorgung auf dem Land. „Ich denke, dass schnelles Internet ein Grundrecht werden sollte“, sagt Barbara Lenk.
Damit sind wir auch schon bei ihrem Kernthema: Digitalisierung. Für Lenk „eine der großen Herausforderungen unseres Landes“. Die Corona-Pandemie habe den Nachholbedarf ja deutlich aufgezeigt, meint sie. Bei allem Respekt, den sie vor Lehrern habe, dürfe es zum Beispiel nicht sein, dass die Bildung von der „digitalen Scheu“ einzelner Lehrer oder auch von der Ausstattung mit digitalen Geräten im Elternhaus abhänge. Um die Dinge hier voranzubringen, engagiert sich die Bundestagsabgeordnete im Ausschuss für Digitales. Stellvertretendes Mitglied ist sie im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung.
„Interessiert, aber nicht engagiert“: Der Weg in die Politik
Beide Bereiche haben sie schon in Studium und Beruf begleitet. Lenk ist in Radebeul zur Schule gegangen, ihr Abitur hat sie am Berufsschulzentrum Meißen gemacht. In Leipzig studierte sie dann Bibliothekswissenschaft. „Danach bin ich erst mal im Westen gelandet“, erzählt sie. Sie arbeitete als Bibliothekarin an der Musikhochschule Nürnberg, verspürte aber den „inneren Drang, in die Heimat zurückzukommen“. Sie fand eine Anstellung an der Kunsthochschule Dresden, wo sie sich unter anderem mit der Digitalisierung der Bibliotheksbestände beschäftigte.
Bis dahin sei sie „zwar politisch interessiert, aber nicht politisch engagiert“ gewesen, erklärt Lenk. Dann aber lernte sie privat Leute kennen, die bei der AfD aktiv waren. Anfangs habe sie der Partei kritisch gegenübergestanden, erinnert sich Lenk. Als sie sich das Parteiprogramm aber genauer angeschaut habe, habe sie viele Anknüpfungspunkte gefunden. „Ich bin konservativ orientiert“, sagt Lenk. „Für mich ist das der Kern des Programms der AfD und dafür stehe ich“.
Als 2019 die Kommunalwahlen anstanden, kandidierte sie als Parteilose auf der AfD-Liste für den Kreistag Meißen. Ihr berufliches Umfeld an der Kunsthochschule Dresden sah das kritisch. „Das artete dann sogar in einer Bibliotheksbesetzung aus.“ Lenk verließ die Hochschule und begann im Büro eines AfD-Landtagsabgeordneten mitzuarbeiten.
Bundestagskandidatin durch einen Scherz
Als es 2020 bei der AfD um die Aufstellungen der Direktkandidaten für die Bundestagswahl ging, habe sie scherzhaft gesagt: „Ich kann ja antreten.“ Das habe sie nicht ernst gemeint – sie sei aber beim Wort genommen worden. „Ich habe gedacht: Gut, dann probiere ich das eben mal.“ Es folgten sechs Monate Wahlkampf. „Eine stressige Zeit“, erinnert sich Lenk, „aber ich hatte ja ein Ziel vor Augen.“ Als sie erfuhr, dass sie dieses Ziel erreicht hatte, sei sie stolz gewesen, dankbar und auch ein bisschen erleichtert.
Im Bundestag habe sie dann erst mal „das extreme Ausmaß an Bürokratie“ überrascht: „Man kann nichts einfach so machen, für alles gibt es ein Formular.“ Wer wie sie keine Mitarbeiter habe, die schon länger im Parlament arbeiteten, sei „als Neuling am Anfang wirklich aufgeschmissen“.
Trotzdem empfindet sie die Sitzungswochen in Berlin als „spannenden Input und gute Herausforderung“. Die Tage seien eng getaktet, man müsse sich gut organisieren können. Die Zeit reiche aber auch mal für abendliche Berlin-Touren. Lenk mag die Großstadt, „da ist richtig was los“, freut sich aber am Ende der Woche auch, „wieder in die Ruhe nach Hause zu kommen“.
Sommerpause: Zeit für den Wahlkreis – und die Hausarbeit
Aber jetzt ist ja erst mal Sommerpause und Barbara Lenk bleibt in ihrem Wahlkreis, wo sie weiter Bürger trifft, sich ab und zu bei einem Bürgermeister vorstellt als neue Bundestagsabgeordnete oder etwa mit Handwerkskammern spricht. „Ich freue mich aber auch auf ein bisschen Ruhe im August.“ Der Abgeordnetenalltag sei so voll, dass sowohl die Hausarbeit als auch der „Bewegungsausgleich“ zu kurz kommt. „Früher bin ich gern gewandert oder am Elberadweg entlanggefahren“, erzählt Lenk, „dafür fehlt mir jetzt die Zeit.“ Vielleicht klappt es im Sommer mit einer spontanen Ostsee-Reise: „Das Meer ist für mich immer ein Sehnsuchtsort gewesen.“
Vorbereitung auf die Ausschuss-Arbeit: „Digitalisierung ist ein sachliches Thema“
Ab Ende August wird es dann wieder losgehen mit der Vorbereitung auf die Arbeit im Ausschuss. „Unsere Anträge werden ja grundsätzlich von allen anderen Fraktionen abgelehnt“, bedauert Lenk. „Aber Digitalisierung ist ein sehr sachliches Thema, wir versuchen eine gute Sacharbeit zu machen und nicht populistisch daherzureden.“ Was sie und ihre Fraktion sich zum Beispiel wünschen würden, wäre ein Digitalministerium.
Was zum Thema Digitalisierung im Koalitionsvertrag stehe, klinge „schön und gut“, findet Lenk. „Aber Pläne und Umsetzung sind ja doch zwei Paar Schuhe.“ In diese Richtung ging auch die Kritik, die Lenk in ihrer ersten Rede im Bundestag äußerte. „Deutschland tritt bei der Digitalisierung auf der Stelle“, sagte sie da.
Diese erste Rede sei schon aufregend gewesen: „Wenn man da nach vorne läuft, geht der Puls doch in ungeahnte Höhen.“ Barbara Lenk ist „nicht böse“, dass ihr Ausschuss eher weniger Redezeit im Plenum abbekommt. Sie sieht sich eher als „Arbeiter im Hintergrund“ denn als große Rhetorikerin. „Mir geht es um das Fachliche“, sagt sie.
Zur Person
Barbara Lenk wurde 1982 in Dresden geboren. Nach dem Abitur studierte sie Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Sie arbeitete lange als Bibliothekarin, anschließend als Mitarbeiterin eines AfD-Abgeordneten im Sächsischen Landtag, bevor sie 2021 für die AfD in den Bundestag gewählt wurde. Mehr erfahrt ihr auf ihrem Profil auf bundestag.de.
(jk)