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Juniorwahl Gerald Wolf: „Mit der Juniorwahl Demokratie leben“

Max Schaffstein

Keine Demokratie ohne freie Wahlen. Die Juniorwahl bringt seit 1999 Schülerinnen und Schülern das Wählen näher. Gerald Wolf, der Leiter des Projekts, hat mitmischen-Autor Max im Interview erzählt, wie das Ganze abläuft und warum es wichtig ist, dass diese Wahlsimulation unter realen Bedingungen stattfindet.

Eine Reihe von jungen Menschen steht an einem Tisch und dürft Zettel in einen Kasten auf dem steht 'Wahlurne'.

© Juniorwahl

Die Europawahl, die vom 6. bis 9. Juni 2024 in der gesamten EU stattfindet, rückt immer näher. Und damit wird es auch wieder Zeit für die Europawahl-Edition der Juniorwahl! Juniorwahl bedeutet, dass, wie auch bei jeder Bundestags- und Landtagswahl, die Europawahl an mehr als 5.000 Schulen in ganz Deutschland simuliert wird. Um euch einen Einblick hinter die Kulissen der Juniorwahl zu geben, hat mitmischen-Autor Max ein Interview mit Gerald Wolf, dem Projektleiter der Juniorwahl, geführt.

Wer und welche Idee steckt hinter der Juniorwahl?

Hinter der Juniorwahl steht ein gemeinnütziger und überparteilicher Verein, der Kumulus e.V. aus Berlin. Den haben wir 1998 aus einer Schulklasse heraus gegründet. Der Kumulus e.V. hat zwei Ziele, zum einen die Förderung von Kunst und Kultur und zum anderen Projekte zur Stärkung der parlamentarischen Demokratie.

Wie genau ist das Projekt Juniorwahl entstanden?

Als der renommierte Politikwissenschaftler Jürgen Falter im Fernsehen über seine Erfahrungen mit dem Projekt „KidsVoting“ aus den USA sprach, wurde uns klar, dass es sehr wichtig und richtig ist, das Thema „Wählen als Möglichkeit“ für den Politikunterricht zu entwerfen. Dann haben wir ein Konzept zur Behandlung von Wahlen im Unterricht entwickelt. Unser Projekt hat zwei Säulen: die Lehrkräfte, die den Unterricht verantworten, und die Schülerinnen und Schüler, die den Wahlakt organisieren und durchführen. Uns geht es darum, die Wahlteilnahme zu üben, ohne politische Forderungen zu stellen.

Ich habe in meinem Freundeskreis gemerkt, dass diejenigen, die an der letzten Juniorwahl teilnehmen konnten, auch an der Europawahl teilnehmen wollen. Andererseits haben die, die die Juniorwahl nicht mitgemacht haben, deutlich weniger Motivation, an der Wahl teilzunehmen.

Dass Ihre Mitschüler bei der Juniorwahl mitgemacht haben und daraufhin auch bei der Europawahl abstimmen wollen, ist großartig und lässt uns das Herz höher springen. Es gibt Untersuchungen, die sagen, wer die ersten drei Mal in seinem Leben wählen geht, hat eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, sein gesamtes nachfolgendes Leben wählen zu gehen. Wir setzen Impulse, den Akt des Wählens als Selbstverständlichkeit zu sehen und nicht gleichgültig gegenüber Wahlen zu sein. Das ist der Kern, worum es uns geht!    

zwei Personen sitzen an einem Tisch und schauen sich Ordner und Dokumente an.

Die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) mit Gerald Wolf vom Vorstand des Vereins Kumulus e.V. © Ute Grabowsky / photothek

Wie sehen die Vorbereitungen für die Juniorwahl aus?

So ein Projekt umzusetzen, ist ein gigantischer Aufwand. Wenn wir zur Europawahl von mehr als 5.000 Schulen reden, reden wir von 5.000 Wahllokalen. Das sind doppelt so viele Wahllokale wie Berlin hat. Dafür braucht es einiges an Material: Es geht um insgesamt 1,8 Millionen Schüler und Stimmzettel. Wir verwenden originales Stimmzettelpapier, das sind Tonnen an Papier, die versandt werden. Diese riesige logistische Herausforderung wird von vielen verschiedenen Dienstleistern bewältigt. Die Abgeordneten im Deutschen Bundestag haben bei der letzten Haushaltsaufstellung dafür gesorgt, dass die Juniorwahl so ausgestattet wird, dass alle Schulen in Deutschland, die teilnehmen wollen, es auch können. Das ist die entscheidende Grundlage.

Man merkt, dass es Ihnen sehr wichtig sein muss, die Juniorwahl unter realistischen Bedingungen durchzuführen. Können Sie das erklären?

Wir kennen es aus unserer Schulzeit: Die Schülerinnen und Schüler müssen ernst genommen werden. Und nicht nur so zum Schein, sondern es soll wirklich darum gehen, zu vermitteln: „Du hast die Wahl. Du wirst ernstgenommen.“ Zu diesem Ernstnehmen gehört es dann, die Wahl wie im echten Leben durchzuspielen, mit Wählerverzeichnis, Ausweiskontrolle und echtem Stimmzettelpapier.

Was möchten Sie unseren Leserinnen und Lesern abschließend noch mitgeben?

Wer bei der Europawahl noch nicht wählen darf, wird garantiert bei der Juniorwahl zur Bundestagswahl teilnehmen können. Wie die Schülerinnen das Projekt zum Leben erwecken, organisieren, sich engagieren, finde ich großartig. Das müssen wir hochhalten. Das Angebot Juniorwahl dafür zu nutzen, um unsere Demokratie zu leben, ist das Großartigste, was es für uns gibt!

Zur Person

Portrait des Autoren
Mitmischen-Autor

Max Schaffstein

wurde 2006 geboren und wohnt in Hessen. Wenn er mal nicht Bundestagsdebatten verfolgt oder mit seinen Freunden über Politik diskutiert, spielt er in seiner Freizeit Dart, geht gerne ins Kino oder kocht für seine Familie. Er glaubt fest daran, dass man mit genug Willen und Motivation alles schaffen kann, deswegen ist sein Motto „Yes, we can!“

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