Fußball-Europameisterschaft 2024 „Sport war schon immer politisch“
Jasmin Nimmrich
Anpfiff: Am 14. Juni wird in München die Fußball-Europameisterschaft eröffnet, die 2024 an zehn Orten in Deutschland ausgetragen wird. Wir haben mit Stephan Mayer, dem Sprecher für Sport und Ehrenamt der CDU/CSU-Fraktion, darüber gesprochen, was der Sportausschuss mit der Fußball-EM zu tun hat und wie viel Politik eine Sportgroßveranstaltung verträgt.
Mit 19 Mitgliedern zählt der Sportausschuss zu den kleineren Ausschüssen des Deutschen Bundestages. Dies macht ihn aber nicht weniger bedeutend. In erster Linie beschäftigen wir uns mit der Förderung und Finanzierung des Spitzen- und des Leistungssportes in Deutschland. Die Zuständigkeiten sind dahingehend aufgeteilt, dass wir uns auf Bundesebene dem Spitzen- und Leistungssport widmen, während die Bundesländer für die Förderung und Finanzierung des Breitensports verantwortlich sind. Doch im Sportausschuss blicken wir auch über die Grenzen unserer verfassungsrechtlichen Zuständigkeit hinaus und betrachten den Sport in Deutschland als Ganzes. Daher beschäftigen wir uns auch viel mit dem Amateursport oder der Förderung von ehrenamtlichem Engagement, gerade nach den Einbrüchen während der Corona-Pandemie. Wir befassen uns darüber hinaus beispielsweise mit der Instandhaltung von Sportstätten.
Als Ausschuss haben wir uns regelmäßig darüber informieren lassen, wie es um die Vorbereitungen für die Fußball-Europameisterschaft steht. Dafür haben wir uns in Sitzungen unter anderem mit Vertreterinnen und Vertretern des Deutschen Fußballbundes und der UEFA, also dem formalen Veranstalter der EURO 2024, ausgetauscht. Denn dass die Europameisterschaft erfolgreich über die Bühne geht, ist für uns von großer Bedeutung.
In der Durchführung einer Sportgroßveranstaltung dieses Kalibers steckt eine große Chance für Deutschland, sich international zu präsentieren. Denken wir zurück an das Sommermärchen 2006, als die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland stattgefunden hat. Es ist vielleicht nicht übertrieben, wenn man sagt, dass diese viereinhalb Wochen unser Land auch ein Stück weit verändert haben. In dieser Zeit hat Deutschland, meiner Einschätzung nach, sein internationales Image verbessert: Es ist klar geworden, dass man hier nicht nur ganz solide organisieren kann, sondern dass wir auch Spaß haben und eine große Feier auf die Beine stellen können. Auch die Verwendung von Nationalsymbolen wie einer schwarz-rot-goldenen Flagge am Auto oder auf dem Balkon hat im Inland für einen gesunden Patriotismus und eine positive Wahrnehmung des eigenen Heimatlandes gesorgt. Und einen ähnlichen Erfolg erhoffe ich mir von der anstehenden Fußball-Europameisterschaft.
Die innere Sicherheit spielte vor dieser Europameisterschaft eine viel präsentere Rolle, als sie es vor der Weltmeisterschaft 2006 getan hat. Die Gefahrenlage, die durch politisch oder religiös motivierte terroristische Anschläge entsteht, ist leider größer geworden, und darauf müssen wir uns vorbereiten. Hinzu kommt, dass sich mit der Ukraine ein Land für die Europameisterschaft qualifiziert hat, für dessen Mannschaft zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen eingerichtet werden müssen. Uns liegen dahingehend noch keinerlei Hinweise vor, aber wir müssen derartige potentielle Gefahren ernst nehmen.
Sport war schon immer politisch und politische Geschehnisse haben sich auch schon immer auf Sportgroßveranstaltung ausgewirkt. Ein Beispiel wäre die Invasion Afghanistans durch die Sowjetunion 1979. Als Reaktion darauf haben fast alle westlichen Staaten die Olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau boykottiert. Vier Jahre später kam dann die Retourkutsche der Sowjetunion und ihrer Satellitenstaaten, die die Olympiade in Los Angeles boykottierten. Politik und Sport haben sich also schon immer aufeinander ausgewirkt und das ist in meinen Augen auch völlig okay. Was sehr wichtig ist, ist, dass der Sport sich nicht politisch instrumentalisieren lässt und nicht missbraucht wird für die vermeintliche Profilierung von Diktatoren oder autoritären Regimen. Aber diese Gefahr besteht immer. Als Demokratien müssen wir dagegen einen Kontrastpunkt setzen und die Autonomie des Sportes sicherstellen.
Wenn wir am 15. Juli die Bilanz ziehen können, dass wir ein friedliches und fröhliches Fest des Fußballs gefeiert haben, nicht nur an den zehn Austragungsorten, sondern auch in vielen anderen Städten und Kommunen in Deutschland, bin ich mehr als zufrieden. Das Sahnehäubchen wäre natürlich eine gute bis sehr gute Platzierung der deutschen Fußballnationalmannschaft.
Potentiell stehen sich in meiner Vorstellung die belgische und die deutsche Nationalmannschaft auf dem Rasen im Berliner Olympiastadion gegenüber.
Stephan Mayer (CDU/CSU) ist seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages. Er ist ordentliches Mitglied im Sportausschuss des Deutschen Bundestages und Sprecher für Sport und Ehrenamt der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.