Stipendiatin in den USA Livia, 15, entdeckt North Carolina
Für ein Jahr in North Carolina leben – das kann Livia dank des Parlamentarischen Patenschafts-Programms.
Mein Auslandsaufenthalt neigt sich dem Ende entgegen und ich habe noch zwei Wochen in den USA. Seit dem letzten Blogeintrag habe ich wieder ganz schön viel erlebt und zu tun gehabt, also steigen wir direkt ein:
Das Allererste, das nach der Spring Break anstand, war der Prom. Was für ein Erlebnis! Es ist ein riesiges Event, sogar in einer winzigen Stadt irgendwo in North Carolina. In der Vorbereitungsphase zum Prom stand einiges auf der To-Do-Liste: Ein Kleid musste her; ein Plan, was es zu Essen geben würde, musste her; und es musste natürlich eine Antwort auf die Frage gefunden werden, ob man mit einem Date (und wenn ja, mit wem), mit einer Freundesgruppe oder alleine zum Prom geht.
Am Ende hat es sich für mich superschön ergeben. Meine besten Freundinnen und ich sind gemeinsam zum Prom gegangen. Wir sind neun Austauschschülerinnen aus aller Welt, die sich zufällig hier getroffen haben und über das ganze Jahr super eng zusammengewachsen sind. Ich habe alle eingeladen, dass wir uns zusammen bei mir zu Hause schick machen, jeder hat etwas zu Essen mitgebracht und wir hatten ein kleines Buffett. Anschließend hatten wir eine Foto-Session bei uns im Garten. Und dann war es auch schon Zeit, zu unserem Veranstaltungsort zu fahren. Es war alles dekoriert, unser Motto war „Masquerade in Paris“, also ein Maskenball in Paris, nur wurde der Maskenteil nicht allzu ernst genommen. Es wurde Musik gespielt und getanzt, es gab noch mehr Essen und Getränke und das Highlight war die Krönung des, von den Schülerinnen und Schülern gewählten, Paares aus Prom-King und Prom-Queen. Wir hatten unglaublich viel Spaß zusammen, auch mit unseren amerikanischen Freunden, und die Stimmung war fantastisch. Es war ganz anders als in den Highschool-Filmen, die ich bisher gesehen habe. Auf dem Dancefloor lief vor allem Rap-Musik. Was aber auf jeden Fall mit den Filmen übereinstimmte, war der Fakt, dass der Prom das absolute Jahreshighlight für alle darstellte.
Nach dem Prom ging es für mich weiter in meinen künstlerischen Bereichen: Wir hatten unsere Konzerte mit dem kleinen Schulorchester und die Aufführung unseres Schultheaterstücks. Beides lief super, und ich habe wirklich enge Freundschaften in beiden Ensembles geschlossen. Das macht es noch schwerer zu gehen, da alle neuen Freundinnen und Freunde sehr unerwartet in mein Leben traten und sie einfach so unglaublich toll sind.
In den Wochen nach der Theateraufführung war ich dann im Lern-Modus, denn meine Collegelevel-Examen kamen auf mich zu und ich hatte das Gefühl, gar nicht genug dafür lernen zu können. An den Abenden vor meinem Geschichts- und Englisch-Examen war ich supernervös, trotz prima Vorbereitung, aber bei beiden Klausuren waren die drei Stunden Prüfungszeit wie im Flug vorbei und überhaupt nicht schwer – und danach war es eine Riesenerleichterung, meine schulischen Verpflichtungen in diesem Auslandsschuljahr fertig zu haben.
Und in den vergangenen Wochen wurde es Zeit zu reflektieren. Ich habe meinen Geburtstag gefeiert, bin fertig mit der Schule und habe eine Menge Zeit die zehn Monate Revue passieren zu lassen.
Ich hatte mir genau diesen Moment das ganze Jahr vorher im Kopf ausgemalt. Selbst als mir meine Gastfamilie und Schule schon in Deutschland zugeteilt wurden und meine Fantasien sich daraufhin sehr veränderten, hatte ich noch immer eine feste Vorstellung davon, wie es werden würde, und es kam alles so anders und unerwartet. Ich kann mich kaum noch an diese Versionen erinnern, die ich mir damals ausgemalt habe. Ich hatte gute und schlechte Tage, aber ich hatte nie eine schlechte Zeit, denn wenn ich jetzt zurückblicke, mir Fotos anschaue und mit meinen Freundinnen darüber spreche, dann kann ich dankbar sagen, dass ich eine 100 Prozent positive Erfahrung gemacht habe.
Dazu kommen all die neuen Lern-Erfahrungen: über mich selbst, andere und das Leben, mögen sie auch noch so simpel sein. Ich habe gemerkt, als ich im ersten Semester jeden Tag Sport gemacht habe, dass ich so viel besser mit allem anderen klargekommen bin: dem Druck in der Schule, dem Vermissen meiner Familie zu Hause und dem Kennenlernen von neuen Leuten, was ganz schön viel sein kann. Es hat mich sehr entspannt und sich einfach gut angefühlt, sodass meine Gastmutter und ich, nachdem ich im zweiten Semester nichts mit Sport zu tun hatte, angefangen haben, jeden Morgen laufen zu gehen, was auch nochmal richtig unsere Gastmutter-Tochter-Verbindung vertieft hat.
Über andere habe ich gelernt, wie verschieden die Menschen, je nachdem, wo sie herkommen, sein können, und wie wichtig die Erfahrungen sind, die uns zu der Person machen, die wir heute sind. Natürlich wurde das durch die amerikanischen Schüler schon sehr hervorgehoben, aber mit meinen internationalen Freundinnen war das auf einem höheren Level spürbar. Wir haben unglaublich tiefe Freundschaften innerhalb eines einzigen Jahres aufgebaut, eben auch aufgrund unserer Verschiedenheit. Das ist auch etwas, das ich über das Leben gelernt habe.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass dieses Jahr mein Startschuss in die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von meinen Eltern war. Mit 15 Jahren das Haus zu verlassen, scheint mir im Rückblick viel zu früh zu sein. Und auch wenn man hier im Auslandsjahr bei einer Familie wohnt und andere einen unterstützen, ist man erstmal auf sich alleine gestellt, denn: Was wenn die Gastfamilie sich gar nicht kümmert? Es gibt so viele Dinge, die schief gehen könnten. Aber der Wille, mehr zu lernen und neue Erfahrungen zu machen, ist einfach zu stark, und der Spaß, den man am Ende hat, ist es absolut wert. Aber ich weiß, dass ich die zwei Jahre, die ich jetzt noch in meinem deutschen Zuhause leben und zur Schule gehen werde, ganz anders erleben und verbringen werde als die Zeit vor meinem Auslandsjahr. Denn jetzt habe ich ein zweites Zuhause, und jetzt habe ich schon so viel Unabhängigkeit geschnuppert, da werde ich jetzt nicht einfach aufhören, mehr sehen und lernen zu wollen. Ich habe so viele Pläne für die nächsten zwei Jahre, da werde ich Zuhause vielleicht nur noch schlafen. Aber das werden wir alles sehen, wenn ich in zwei Wochen lande und meine Familie wieder in die Arme schließen kann.
Bis dahin werde ich es hier noch ausgiebig genießen und werde um tausende Erfahrungen reicher zurück nach Deutschland gehen, unglaublich dankbar und erfüllt.
Guten Tag alle zusammen!
Ich habe eine ganze Menge erlebt seit meinem letzten Beitrag!
Mitte Februar hatte ich meine letzten Cheerleading-Basketballspiele. Mittlerweile vermisse ich es sehr, allerdings bin ich jetzt anderweitig beschäftigt: Zum einen mit dem Schultheaterstück, für das die Proben jetzt schon richtig losgegangen sind, aber auch aufgrund der Tatsache, dass ich jetzt Posaune in der Marching Band der Schule mitspiele. Es war ein ganz schöner Wechsel vom ersten Halbjahr, in dem ich an den meisten Tagen drei Mal Sport gemacht habe, während ich jetzt täglich zwei Instrumente und Theater spiele. Ich habe also erstmal meine sportliche Seite bedient und bin jetzt dabei, meine künstlerische auszuleben.
Wir sind in der Schule jetzt schon mit drei von vier „grading periods“, so wird ein neun-wöchiger Abschnitt des Schuljahres genannt, fertig. Am Ende dieser neun Wochen werden die Noten für alle Fächer festgelegt. Das Schuljahr neigt sich also in großen Schritten dem Ende entgegen und es ist beinahe gruselig, wie schnell die Zeit hier vergeht.
Zum Ende der grading period hat unsere Local Coordinator, eine Person außerhalb unserer Gastfamilien, mit der wir über alles reden können und die mit uns viele Sachen unternimmt, alle PPP-Stipendiaten, die hier in der Umgebung wohnen, auf einen Trip in den Westen North Carolinas eingeladen. Wir haben ein wunderschönes Wochenende dort verbracht mit einer Wanderung und einem Besuch von Asheville, einer hübschen Stadt in den Bergen. Wir haben die Zeit wirklich genossen und möglicherweise ein bisschen zu viel Deutsch geredet.
Als ich zurückkam, hatte es sich ergeben, dass ein Mädchen, das auch von meiner Local Coordinator betreut wird, ihre Gastfamilie wechseln musste. Da sie auf dieselbe Schule geht wie ich, hat es sich angeboten, dass meine Gastfamilie sie vorübergehend aufnimmt. Es ist nochmal etwas ganz anderes, eine zusätzliche Gastschwester aus einem anderen Land – sie kommt aus Brasilien – zu haben, manchmal gibt es Kommunikationsschwierigkeiten oder es wird einfach zu eng im Haus. Aber wir haben die Herausforderung gut angenommen, und es ist schön, noch etwas über eine zusätzliche Kultur lernen zu können. Und zum ersten Mal eine Schwester zu haben, die relativ dauerhaft mit mir zusammenlebt, ist toll und ich genieße die neue Erfahrung.
Dann war letzte Woche Spring Break, also sowas wie die Osterferien in Deutschland. Mit meiner Gastfamilie mitsamt neuer Gastschwester hatte ich die einmalige Gelegenheit, einen Roadtrip durch Arizona und Colorado zu machen. In Europa machen Leute solche Reisen mit dem Zug. Das Auto als Hauptverkehrsmittel für längere Reisen war neu für mich, aber definitiv eine sehr amerikanische Erfahrung. Wir sind zuallererst nach Phoenix geflogen, von dort zum Grand Canyon gefahren und haben am nächsten Morgen den Sonnenaufgang genossen. Weiter ging es zum Monument Valley, wo wir ebenfalls übernachtet und am nächsten Tag eine Tour mit dem Auto und eine Wanderung gemacht haben. Es war eine unglaubliche Erfahrung da draußen, wo praktisch nichts gibt und die raue Landschaft einfach nur wunderschön ist. Wir sind weiter gefahren nach Durango, ein Berg-Städtchen mit vielen süßen Läden in Colorado, wo wir sehr gut gegessen haben. Am Tag darauf hatten wir unsere längste Fahrt vor uns, von Durango nach Colorado Springs, ein ganz schöner Ritt zu fünft in einem Auto. Aber dort angekommen haben wir einen unserer schönsten Abende zusammen verbracht, wieder mit extrem gutem Essen. Da ist mir einmal mehr aufgefallen, wie sehr eine gemeinsame Mahlzeit Menschen verbindet und zusammenbringt. Am letzten richtigen Reisetag sind wir bis Denver gefahren und haben uns dort umgeschaut und am Ende ein deutsches Restaurant besucht. Die meisten Sachen waren akkurat, aber die Qualität der Butterbrezel ist durchaus noch ausbaufähig :) Am nächsten Morgen ging es früh zurück mit dem Flugzeug nach North Carolina, um ein Abenteuer im Gepäck reicher.
Wir haben es alle wirklich genossen, waren am Ende aber auch fertig von den langen Autofahrten, jeder Nacht in einem anderen Hotel und natürlich der Zeitverschiebung.
Ich habe jetzt noch knapp zwei Monate übrig und es kommt eine ganze Menge auf mich zu. Zuallererst ist nächste Woche Prom, dann habe ich einige Konzerte mit dem Orchester als auch der Band und dann kommen noch meine Examen!
Ich bin gespannt, wie das alles wird. Bis bald!
Lang ist’s her, aber hier bin ich wieder!
In so einem Auslandsjahr erlebt man unglaublich viel und hat mit alldem kaum Zeit, noch einen Artikel zu schreiben, aber im Moment gibt es für mich eine kleine Pause, nachdem die letzten zwei Monate wahnsinnig aufregend waren.
Halloween habe ich mit meiner Gastfamilie nicht wirklich groß gefeiert, wir hatten lediglich ein entspanntes Abendessen mit Freunden. Thanksgiving hingegen war unglaublich cool und aufregend. Wir sind zu den Eltern meines Gastvaters gefahren und haben dort das lange Wochenende verbracht. Am 23. November haben wir den ganzen Tag kochend zugebracht und acht verschiedene Gerichte zubereitet, die man kombinieren aber auch einzeln essen konnte. Da ich Vegetarierin und kein großer Fan von Truthahn bin, haben wir für mich eine super Variation aus Tofu gemacht. Das ist für North Carolina, den Staat des BBQs, durchaus ungewöhnlich und war daher unfassbar lieb und aufmerksam von meiner Gastfamilie.
Ende November hatte ich auch meinen ersten Wettkampf im Cheerleading, wo wir eben nicht die spielenden Jungs angefeuert haben, sondern selbst angetreten sind mit Stunts, Sprüngen, Pyramiden und Tanz-Performances.
Direkt nach Thanksgiving (Ende November) geht hier schon das Weihnachtschaos los. Alle dekorieren das gesamte Haus, stellen sich ihre Bäume ins Wohnzimmer und schmücken, auch wenn es noch nicht einmal Dezember ist. Die Weihnachtszeit war superschön und stressig zugleich. Ich habe im Dezember mit Schwimmen in der Schule angefangen und hatte mitunter zwei Mal täglich Cheerleading-Training für die Vorbereitung auf meinen zweiten Wettkampf.
Die Weihnachtsferien markieren auch das Ende des Halbjahres und damit den Anfang der Examen-Phase für die Fächer des ersten Semesters, wofür fleißig gelernt wurde. Weihnachten selbst haben wir mit der Mutter meiner Gastmutter verbracht und deren Schwester samt Familie. Es war komisch, am 24. Dezember abends keine große Bescherung zu machen (wir haben um der deutschen Tradition willen jeder eins am Abend ausgepackt). Am 25. sind wir zu meiner Gast-Oma gefahren und haben dort ein festliches Frühstück und große Bescherung gemacht (das zieht sich, wenn zehn Leute im Raum sind, meine beiden älteren Gastgeschwister kamen aus dem College zu Besuch). Nach Weihnachten sind die beiden älteren Gastgeschwister, meine Gastmutter und ich zu den Outer Banks gefahren, der östlichste Teil von North Carolina und eine wunderschöne Inselgruppe im Atlantik. Dort haben unter anderem die Brüder Wright ihren ersten Flug gewagt. Ich war dort tatsächlich baden, aber kann dies bei 0 Grad mit starkem Wind auf jeden Fall nicht empfehlen.
Neujahr kam und ging und schon hat die Schule wieder angefangen, mit neuen Kursen, neuen Leuten und einer anderen Atmosphären als zuvor. Ich habe jetzt Orchester, immer noch Englisch und Geschichte sowie Spanisch. Es ging erstmal entspannt los, aber langsam ziehen die Lehrer ein bisschen an und man merkt, es wird jetzt wirklich aufs Ende zugearbeitet (vor allem für mich fühlt es sich so an, als würde ich morgen früh die Augen aufschlagen und abfliegen, da das erste Halbjahr im Wimpernschlag vergangen ist). Ich werde auf jeden Fall alles aus den letzten vier Monaten herausholen!
In der dritten Woche nach den Ferien hatte ich dank des Parlamentarischen-Patenschafts Programmes das Privileg, für fünf Tage nach Washington D.C. zu gehen, gemeinsam mit anderen PPP-Stipendiatinnen und Stipendiaten. Wir haben verschiedene Seminare besucht, das Capitol und die Memorials von Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Martin Luther King angeschaut und durften Senatoren und Mitglieder des House of Representatives und deren Mitarbeiter treffen. Außerdem haben wir vor dem Weißen Haus Bilder gemacht und ein NBA Spiel besucht (und ich kann stolz sagen, dass ich die Regeln von Basketball durch Cheerleading bei Basketballspielen verstehe). Es war eine unglaublich tolle Woche, aber auch sehr anstrengend und gefüllt mit einer ganzen Menge Events.
Am Tag, an dem ich aus D.C. zurück gekommen bin, hatte ich meinen letzten Schwimm-Wettkampf und bin damit nun fertig, Cheerleading geht allerdings noch bis Anfang März.
Ich bin auf jeden Fall gespannt, was jetzt noch so auf mich zukommt!
September
Hallihallo, hier bin ich wieder!
Diese ersten drei Monate sind wie im Flug vergangen, da blieb mir kaum Zeit einen Blog zu schreiben.
Die ersten Schulwochen waren aufregend und ich fand es ganz besonders interessant, wie sich die USA in dieser Hinsicht von Deutschland unterscheiden. Ich bin Junior, also Elftklässlerin und habe jeden Tag dieselben vier Fächer: weightlifting, english-language and composition, US-history und biology. Englisch und Geschichte habe ich als AP-Classes, das bedeutet „Advanced Placement“ gewählt. Dies sind schwierige Kurse, auf College-Niveau, die darauf abzielen, am Ende des Schuljahres College-Credits zu bekommen, die man dann am College nicht mehr machen muss. Diese beiden Kurse sind durchaus anspruchsvoll, machen aber super viel Spaß, da man in kleinen Gruppen von acht bis fünfzehn Leuten unterrichtet wird (ein normaler amerikanischer Kurs hat zwischen 30 und 40 Schüler und Schülerinnen!). Mittlerweile habe ich mich an den Schulalltag gewöhnt, aber manchmal passieren sehr ungewohnte Sachen, die ich dann immer erstmal verdauen muss. Was hier zum Beispiel üblich ist: Tests nur einen Tag vorher anzukündigen. Meine Klasse in Deutschland hätte da einen Aufstand gemacht. Dort müssen Tests mindestens eine Woche vorher angekündigt werden.
Als „extracurricular activities“, also Aktivitäten, die ich an der Schule außerhalb des Unterrichts mache, habe ich Cheerleading und Yearbook belegt. Da es Cheerleading in Deutschland nicht gibt, musste ich hier mit meinen Geräteturn-Kenntnissen Vorlieb nehmen und alles neu lernen, während alle anderen mindestens schon aus der Middle School, wenn nicht aus vorangegangenen High-School-Jahren, Erfahrung mitgebracht haben. Und auch wenn das Lernen von Football Cheers ganz schön schwierig war, hat sich die Hartnäckigkeit des Trainings (vier bis fünf Mal pro Woche) als erfolgreich erwiesen. Die Football Saison ist jetzt auch schon wieder vorbei. Wir machen aber auch Wettkampf-Cheerleading, mit Stunts und Leuten, die da oben durch die Luft fliegen. Tatsächlich bin ich ein sogenannter „Flyer“, der in der Luft herumgeworfen wird. Da ich mich auf meine Teampartnerinnen verlassen können muss und wir wie ein einziger Organismus zusammenarbeiten müssen, ist der Teamgeist super und ich verstehe mich mit allen 15 meiner Teamkameradinnen ganz wunderbar. Natürlich gibt es einige Klischees zu Cheerleaderinnen. Zum Beispiel werden sie in vielen High-School-Filmen als abgehobene, unhöfliche „Ziegen“ dargestellt, die gerne mal die Erzfeindin des weiblichen Hauptcharakters sind. Das ist überhaupt nicht der Fall. Cheerleaderinnen sind super offene, selbstbewusste Mädchen, die sich trauen vor hunderten Menschen komplizierte und unter Umständen auch gefährliche Kunststücke zu machen. In vielen Fällen sind sie auch die am besten integrierten Leute in der Schule, sie sind super offen und wenn man sie nach einem Spiel im Flur wiedererkennt, grüßen sie an allen Ecken und Enden Leute und wünschen allen einen schönen Tag. Ein Klischee das allerdings wahr ist, ist, dass die meisten von ihnen in Beziehungen mit irgendwelchen Footballspielern sind.
In Yearbook, also Jahrbuch, bin ich Fotografin und Editorin, das bedeutet, dass ich bei Events wie Football-Games und Dances aber auch der „Homecoming Week“ mit einer super Kamera durch die Schule streife und so viele besondere Momente wie möglich für das Yearbook von diesem Jahr einfange. Als Editorin kümmere ich mich mit den anderen Yearbook-Mitgliedern darum, wie das Buch am Ende aussieht und was zusätzlich zu den Fotos drinsteht.
Vor Kurzem war tatsächlich die „Homecoming Week“, ein Event, dass den „School Spirit“ und „School Pride“ zeigen soll. Jeden Tag gibt es ein anderes Motto, nachdem man sich kleiden soll. Bei uns waren es White Lie (man schreibt eine Lüge über sich auf ein weißes T-Shirt), Soccer Mom vs. Barbecue Dad (man zieht sich entweder als Klischeehafte Fußball-Mama oder Vater am Grill an), Country vs. Country Club, Surfers vs. Bikers und der Freitag der „Homecoming Week“ war der Spirit Day, an dem man sich in den Schulfarben angezogen hat. Ebenfalls Teil der „Homecoming Week“ sind die Krönung der Homecoming Courts, das Homecoming Game und der Homecoming Dance, der bei uns leider abgesagt wurde. Beim Homecoming Court werden von jedem Jahrgang ein Junge und ein Mädchen gekrönt, die im Fall von 9., 10. und 11. Klasse Prince und Princess werden und im Fall der 12. Klasse King und Queen werden. Man kann sich dafür bewerben, über die Dauer der „Homecoming Week“ Wahlkampf betreiben und während der Pep Rally am Spirit Day, wo die Cheerleader und die Marching Band Stimmung für das Spiel am Abend einheizen, wird anonym gewählt und die Sieger werden in der Halbzeit des Homecoming Games bekannt gegeben. Im Allgemeinen ist Homecoming eine Tradition um die ehemaligen Jahrgänge der High School „Willkommen zu Hause“ zu heißen. Beim Game wurden die Jahrgänge von 1993, 2003 und 2013 aufs Feld gebeten und gewürdigt, und ich habe gecheert.
Da mein Gastbruder ein Senior ist (12. Klasse) und dieses Schuljahr seinen Abschluss macht, guckt er sich jetzt nach Colleges und Universitäten um. Drei seiner Favoriten liegen in und um Philadelphia. Dort sind wir vergangenes Wochenende hingefahren und haben mal reingeschnuppert. Wir haben uns die Universitäten Swarthmore, University of Pennsylvania und Princeton University angeschaut – es war wahnsinnig interessant, die jeweilige Stimmung auf dem Campus zu erleben und zu vergleichen und sich selbst auszumalen, wie das Universitätsleben wohl sein würde. Wir haben uns auch Philadelphia angeschaut: Es war ein gewaltiger Unterschied von der Kleinstadt Rocky Mount in diese Großstadt zu kommen. Es gab super viel zu sehen, beispielsweise die Independence Hall, wo 1776 die „Declaration of Independence“ unterzeichnet wurde, es gab eine viel größere Vielfalt an Menschen und Essen. Solltet ihr mal nach Philly kommen, schaut beim Reading Terminal Market vorbei, ihr habt noch nie so viel unterschiedliches Essen auf einmal gesehen.
Mit den anderen Austauschschülern hier unternehme ich so viel wie möglich. Wir haben zusammen als Volunteer-Work Betten gebaut, was ein Teil unseres „Jobs“ als Grants-Student ist. Wir waren bowlen, haben einen 18. Geburtstag gefeiert und gehen kommendes Wochenende ins Kino. Aber auch mein Bekannten- und Freundeskreis an Einheimischen wächst und jetzt plane ich, ein „Deutsches Dinner“ mit Spätzle und Rahmsoße für alle zu kochen!
Schaut gern wieder hier vorbei – demnächst ist Halloween, Thanksgiving und mein deutsches Dinner-Event!
August
Hallihallo! Mein Name ist Livia, ich bin 15 Jahre alt und komme aus Konstanz, ganz aus dem Süden von Deutschland am schönen Bodensee. Ich darf dank des parlamentarischen Patenschafts-Programms ein Jahr in den USA leben. Seit ich sieben Jahre alt war und meine Familie zwei Austauschschüler aufgenommen hat, wollte ich ein Auslandsjahr machen, am liebsten in den USA, so wie meine Eltern, die beide immer viel von ihren Erlebnissen aus ihren Auslandsjahren erzählt haben. Ich fand es schon immer interessant zu reisen und andere Kulturen kennenzulernen und ein Auslandsjahr ist ein Intensiveinblick in ein anderes Land mit anderen Kulturen und Traditionen.
Dann habe ich mich im Sommer 2022 endlich mit meinem Vater auf die Suche nach Austauschprogrammen begeben und wir sind auf das PPP gestoßen.
Und jetzt bin ich seit dem ersten August im schönen North Carolina an der Ostküste und habe nach knapp eineinhalb Monaten schon einiges erlebt. Ich bin zuallererst in eine Gastfamilie bekommen, mit der das Zusammenspiel einfach nicht funktioniert hat. Ich hatte einen Gastvater, zwei kleine Gastgeschwister und zwei kleine Hunde. Nach eineinhalb Wochen habe ich mich mit meinem Gastvater darauf geeinigt, dass es besser wäre, wenn ich in eine andere Familie käme, zu der ich mich mehr öffnen und ich selbst sein könnte.
Und so kam ich, nach einer Woche ungewissen Wartens, die ich bei einer anderen deutschen Austauschschülerin und ihrer Gastmutter verbracht habe, zu meiner jetzigen Gastfamilie.
Ich habe hier Hund und Katze, einen großen Gastbruder und natürlich meine Gasteltern. Schon in den ersten zwei Tagen habe ich mich hier pudelwohl gefühlt und bin jetzt nach knapp drei Wochen wirklich gut angekommen und fühle mich zu Hause.
In diesem Beitrag werdet ihr regelmäßig Neues über Livias Zeit in North Carolina lesen.