IPS-Alumni Von Brückenbauern und Watchdogs
Nicole Tepasse
78 Alumni des Internationalen Parlaments-Stipendiums (IPS) aus 50 Ländern haben sich drei Tage lang darüber ausgetauscht, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt gestärkt und wie Polarisierung entgegengewirkt werden kann. Über diese Frage diskutierten sie auch mit Abgeordneten, denen sie außerdem vorschlugen, wie das IPS-Programm verbessert werden kann.
Der Anhörungssaal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus ist voll. Allerdings findet dort am 30. November keine klassische Anhörung eines Ausschusses statt, aber in gewisser Weise passt der Ausdruck „Anhörung“ trotzdem. Im Saal versammelt sind 78 ehemalige IPS-Stipendiaten aus 50 Ländern. Auf Einladung des Bundestages waren sie für drei Tage in Berlin, um sich darüber auszutauschen, wie sich der gesellschaftliche Zusammenhalt stärken lässt und Polarisierung entgegengewirkt werden kann. Das diskutierten sie nicht nur untereinander, sondern auch mit den Abgeordneten des Bundestages, die für das IPS-Programm zuständig sind. Diese wollte zudem hören, was das IPS-Programm für die ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten bedeutet und welche Verbesserungsvorschläge sie für das Programm haben.
Was bedeutet IPS?
„Geld ist gut angelegt“
Die Vorsitzende der IPS-Berichterstattergruppe Marianne Schieder (SPD) stellt beim Blick in den Raum zunächst fest: „Wir sind stolz auf dieses Programm.“ Wichtig sei, dass das IPS nicht allein die Aufenthalt in Berlin ausmache, sondern auch, wie es nachwirke und wie das Netzwerk genutzt werde. Steffen Kotré (AfD) bezeichnete das Programm als Bereicherung. Das Programm sei es wert, Unterstützung zu bekommen. Auch Christian Haase (CDU/CSU) zeigte sich überzeugt: „Das Geld für das IPS ist gut angelegt.“ Das sage er als Haushälter, der sich dafür stark machen wolle, dass für das Programm auch weiterhin ausreichend Geld zur Verfügung stehe.
„Programm überwindet Hass“
Das ist auch die Überzeugung der Ehemaligen. Das Geld sei nachhaltig investiert, beschrieb ein Alumnus aus Marokko seinen Eindruck, der mit dem durch das IPS-Programm entstandene Selbstverständnis anderer Alumni übereinstimmt: Von „Botschafterin für Deutschland“ über „Brückenbauer“ bis hin zu „Watchdog“ beschrieben die Alumni, wie sie sich nach der Teilnahme an dem Programm und die Rolle der Alumni-Netzwerke sehen. Diese würden eine immer größere Rolle spielen, auch wenn ihr Wert nicht genau bemessen werden kann. Dass das Programm in viele gesellschaftliche Bereiche hinwirkt, bestätigten die Alumni aus Ländern, die in schwieriger Nachbarschaft lebten oder leben: „Das Programm überwindet Hass.“ So formulierte es ein Kosovare.
Neben der Begeisterung für das Programm und seine positiven Nachwirkungen standen auch mögliche Verbesserungen zur Diskussion. So schlug eine Alumna aus Kanada vor, die Sonderprogramme für afrikanische und arabische Staaten in das ursprüngliche IPS-Programm zu integrieren. Ein Programm für junge Menschen aus Konfliktregionen ins Leben zu rufen, formulierte eine Teilnehmerin aus Syrien als Idee.
Einbindung von Stipendiaten aus nicht-demokratischen Ländern
Darüber, dass die Alumni einen engen Kontakt zu den deutschen Botschaften in ihren Ländern suchen und die Botschaften ihrerseits mit den ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten netzwerken sollten, bestand unter den Alumni und den Abgeordneten Einigkeit. Ralph Lenkert (Die Linke) regte an, dass Parlamentariergruppen und Ausschussdelegationen bei ihren Reisen die Alumni-Gruppen besser bzw. überhaupt in ihre Reisepläne integrieren sollten.
Einschätzung der Alumni ist gefragt
Außerdem griff Manfred Grund (CDU/CSU) den Vorschlag eines usbekischen Alumnus auf, der dafür geworben hatte, dass sich auch junge Menschen aus nicht-demokratischen Staaten für das Programm bewerben können sollten. Auch wenn es gute Gründe und wichtige Sicherheitsüberlegungen gebe, die aktuell dazu führten, dass manche Länder von der Teilnahme ausgeschlossen seien, schlug Grund vor, mit Stipendiaten zu sprechen, die für ihre Region und die Situation junger Menschen aus ihren Nachbarländern eine Einschätzung geben könnten, welche Staaten in das Programm aufgenommen werden könnte.
Darauf ging auch Marianne Schieder zum Schluss noch einmal ein: „Wir machen uns immer wieder Gedanken, welche Länder wir in das IPS einbeziehen wollen.“ Dies hänge auch immer wieder an der Frage, wo viele junge Menschen Deutsch lernten, denn die Sprache zu beherrschen, sei für das Programm unerlässlich sagte sie und schloss mit dem Appell an die Alumni, sie in ihren Netzwerken zu engagieren, um das IPS nachwirken zu lassen.