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PPP-Stipendiaten in den USA Justus, 16, von Niedersachsen nach Texas

„Texas ist eine ganz andere Welt“ - das hat sich Justus schon vor dem Abflug gedacht und lag damit absolut richtig! In seinem Blog berichtet er von seiner Abenteuerreise samt Marching-Band, Highschool-Life, Footballspielen, neuer Familie, Freunden und natürlich Cowboys in Amerika!

Justus (in der Mitte) wurde am Flughafen von seinem Gastvater (rechts von ihm) und einigen Mitgliedern der Schul-Marching-Band empfangen. © privat

Howdy! Ich bin Justus,...

…16 Jahre alt und komme aus Bramsche in der Nähe von Osnabrück in Niedersachsen. Nach inzwischen fast zwei Monaten im US-Bundesstaat Texas habe ich mir es aber schon fast angewöhnt zu sagen, dass ich aus „Meridian“ komme – der Kleinstadt, die ich dank des 41. Parlamentarischen Patenschaftsprogramms zehn Monate „Zuhause“ nennen darf! 

Den Traum, ein Auslandsjahr zu machen, hatte ich schon seit langem. Eine meiner Lieblingsaktivitäten ist es nämlich, Deutschland und Europa zu bereisen. Doch ich wollte immer schon mehr als das sehen, was man bei einer kurzen Reise von Kultur und Lebensweise erfährt. Ich wollte auch das wirkliche Leben hinter den Orten und Menschen erleben, die ich so gerne besuche. Das geht aber nur über einen längeren Zeitraum, was den Wunsch nach einem „Exchange-Year“ in mir geweckt hat. Besonders fasziniert hat mich Amerika bei einer Reise, die ich mit meiner Familie als kleiner Junge gemacht habe. Seitdem konnte ich nur davon träumen, auch ein Jahr dort verbringen zu dürfen – was mir das PPP endlich ermöglicht. 

In Deutschland habe ich mich nämlich schon seit langem sehr für Politik interessiert und mich engagiert. Neben dem Debattieren spiele ich Theater und schwimme, doch als Cellist und Chorsänger und Teil einer sehr musikalischen Familie ist eine meiner größten Leidenschaften die Musik. 

Das kann ich hier nun auch weiterführen: Ich bin Teil der Marching-Band meiner Schule, die es in den letzten Jahren immer bis zu den texanischen Meisterschaften gebracht hat. Das ist vor allem meinem Gastvater zu verdanken, der der Band-Director meiner Schule ist. Auch wenn in unserem Haus nur er und ich leben, sind wir niemals wirklich allein, weil er in der ganzen Stadt als ehemaliger Bürgermeister und durch die Band eng vernetzt ist und ich mich dank dieser vielen Kontaktmöglichkeiten wirklich wie „Zuhause“ fühle. Erleben durfte ich hier bis jetzt also schon ganz, ganz, GANZ viel: Und auf diese Reise möchte ich euch in meinen Blogeinträgen mitnehmen!

Wie aus „Moin“ ganz schnell ein „Howdy“ wurde

Wahnsinn! Seit etwa zwei Monaten bin ich nun in Texas. Ob ich es will oder nicht – die Zeit vergeht fast genauso schnell wie der Flug hierher. Doch in dieser kurzen Zeit habe ich es geschafft, extrem viel zu erleben, neue Freunde zu finden und allmählich eine gewisse Normalität im Trubel zu etablieren.

Mit dem Soundtrack im Herzen

Aktuell dreht sich alles um die Marching Band unserer Schule – wirklich alles. Neben täglichen Proben während und nach der Schulzeit (ja, das Schulsystem hier ist anders!) üben wir für unsere Halftime-Show, mit der wir auch an Wettbewerben teilnehmen. Das kann ziemlich anstrengend sein, aber unsere musikalische Begleitung bei den Footballspielen der „Meridian Yellow Jackets“ macht alles wieder wett. Der „School-Spirit“, den sich jeder Austauschschüler erhofft, ist hier so spürbar, dass man es kaum glauben kann! Dass unser Team bisher jedes Spiel verloren hat, fällt da kaum ins Gewicht.

Die Marching Band ist übrigens auch der perfekte Ort, um Freunde zu finden. Mein Auslandsjahr hat inzwischen wirklich seinen eigenen Soundtrack!

Fotocollage aus zwei Bildern: links ein junger Mann Arm in Arm mit einem älteren mann in rotem Oberteil, links vier Personen.

An meinem ersten Schultag mit meinem Gastvater und mit Freunden beim Thema „Amerika“ zur Pep-Rally (eine Aufmunterungs-Veranstaltung) in der Band-Hall. © privat

Moment mal – ich bin Homecoming-Prince?!

Das wichtigste Footballspiel von allen ist jedoch das Homecoming-Spiel, ein typisch amerikanisches Ereignis, bei dem die gesamte Schule, Ehemalige und sogar die ganze Stadt zusammenkommen. Jede Stufe wählt zwei Repräsentanten, die ihre Klasse vertreten – und wie auch immer: Ich wurde Homecoming-Prince!

Nach einer Parade durch die Stadt, zusammen mit meiner Prinzessin (inzwischen eine enge Freundin) wurden wir von jubelnden Menschenmengen am Spielfeld empfangen. Der Höhepunkt: Ein Footballspiel, das so knapp war, dass es in die dritte Verlängerung ging. Ich habe zwar immer noch keine wirkliche Ahnung, was auf dem Feld passiert ist, aber dank unserer Musik war die Stimmung eine der besten, die ich je erlebt habe. Und dann: Der erste Saisonsieg mit nur einem Punkt Vorsprung! Ein Moment, den ich nie vergessen werde.

Fotocollage aus zwei Bildern: Blick auf ein Footballfeld und vier junge Personen vor dem Feld.

Das Football-Feld während des Spiels und ich als Teil des „Homecoming-Courts“. © privat

Zwischen Stress und Gelassenheit, Football-Field und Klassenzimmer, Amerika und Deutschland

Und von solchen unvergesslichen Momenten gab es schon einige. Von einem Besuch an einem College und einem legendären Footballspiel dort, über Shopping-Trips, einem Besuch im Kennedy-Museum in Dallas und einem typischen texanischen Rodeo und BBQ, bis hin zu entspannten Tagen im State Park oder einem Abendessen im Fast-Food-Drive-Through (natürlich nur manchmal!) – von meiner Bucket-List kann ich immer mehr abhaken!

Fotocollage aus zwei Bildern: links ein Rodeo mit Pferden, rechts ein Geländer mit texanischen und us-amerikansichen Flaggen.

Rodeo und Flaggen - amerikanischer wird es wohl nicht mehr! © privat

Meine „zweite Familie“ hier – bestehend aus der Schwester, der Nichte und den Eltern meines Gastvaters – sowie die vielen neuen Freunde in allen Klassenstufen haben mich hier wirklich wie einen Einheimischen aufgenommen. Die „Community“ der Stadt empfängt mich ebenfalls mit offenen Armen.

Über den eigenen Schatten springen – Kulturelle Überraschungen

Natürlich kommt es vor allem wegen meiner Kurse auf College-Level, die an meiner Schule angeboten werden, auch manchmal zu Stress, aber trotzdem bleibt meistens jedes Wochenende noch Zeit, etwas mit Freunden oder Bekannten zu unternehmen. Dabei fällt mir besonders auf, wie unterschiedlich die „Amis“ in so vielen Belangen verglichen mit uns sind. Von simpleren Dingen wie der Offenheit, Herzlichkeit und auch „Indirektheit“, die man ja vielleicht so erwartet hätte, bis hin zu komplett unterschiedlichen sozialen Normen wie dem Respekt vor dem Alter, der hier nicht hinterfragt werden sollte, oder die Abhängigkeit vom Auto, um überhaupt von A nach B zu kommen, bin ich immer wieder erstaunt und manchmal auch ein bisschen überrumpelt. Schließlich ist hier selbst die Art, wie man Socken zusammenlegt, anders! Häufig ist es dann einfach das Richtige, diese Unterschiede zu akzeptieren und nicht alles zu hinterfragen, auch wenn das bedeutet, dass man selbst seine eigene Lebensweise hinter sich lassen muss, denn nur so kann man wirklich etwas aus diesem Jahr mitnehmen!

Fotocollage aus drei Bildern: links zwei junge Männer, die auf und an einem roten Motorrad lehnen, in der Mitte der Blick auf eine lange leere Straße, rechts der Blick auf eine Skyline vom Beifahrersitz eines Autos aus.

Eine Lebensfreiheit in den unendlichen Weiten von Texas. © privat

Aktuell befinde ich mich also in einer Phase der Selbstfindung – in einer komplett neuen Umgebung, an die man sich auf jeden Fall anpassen muss. Regelmäßig erinnere ich mich noch daran, wie ich meine Familie und Freunde und noch vieles mehr zurücklassen musste und natürlich vermisse ich das alles – mein „altes“ Leben in Deutschland – sogar sehr. Nach nun etwa zwei Monaten bin ich aber wirklich mehr als froh, diese Herausforderung angenommen zu haben. 

Den Schritt zum richtigen Takt wagen

Einen Spruch höre ich in der Band besonders oft: „Take the step or you’ll be runnin‘.“ (Auf Deutsch bedeutet das so viel wie: „Mach den Schritt zur richtigen Zeit, oder du wirst eine Runde laufen.“)

Mit Disziplin zwischen Sport und ganz viel Musik. © privat

Dieser Satz beschreibt nicht nur die Proben, sondern auch mein Auslandsjahr. Es war ein Risiko, Deutschland und alles, was ich kannte, hinter mir zu lassen und in ein völlig neues Leben zu starten. Aber ich weiß jetzt, dass sich dieser Schritt gelohnt hat – anstatt in der gewohnten Umgebung immer wieder nur Runden zu laufen!

Nun freue ich mich auf all die weiteren Abenteuer, die auf mich warten, und kann endlich sagen: Ich bin in dieser neuen Welt angekommen!

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