Abgeordnete „Wir sollten die Gefahren ernst nehmen"
Was sind Sonnenstürme? Und wie können sie uns gefährlich werden? Joana Cotar von der AfD erklärt, warum ihre Fraktion zu diesem Thema eine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet hat.
Ihre Fraktion hat der Bundesregierung Fragen zu sogenannten Sonnenstürmen gestellt. Was ist das überhaupt?
Die Sonne schleudert ständig Unmengen elektromagnetischer Strahlungen in den Weltraum. Man kennt die Bilder, das sieht aus wie Fontänen von Feuer. Dieser kontinuierliche Strom von Partikeln wird als Sonnenwind bezeichnet. Im Spiel mit unserem Erdmagnetfeld erzeugen diese Sonnenwinde auf der Erde im Norden die bekannten Polarlichter.
Zusätzlich zu diesen Sonnenwinden, die harmlos sind, gibt es aber auch Explosionen auf der Sonnenoberfläche. Und diese Sonnenstürme können uns wirklich gefährlich werden.
Wie genau?
Diese Explosion sorgt dafür, dass auf einen Schlag viele hochaufgeladene Teilchen in den Weltraum geschossen werden. Aus dem leichten Sonnenwind wird dann eine Art Stoßwelle, die in Richtung Erde geschossen wird und den Druck auf unsere Magnetoberfläche erhöht. Das ist das Schutzschild unserer Erde. Und wenn das unter massiven Druck gerät, kann es sogar reißen.
Die Auswirkungen sind ganz real: Die Kommunikationsnetze könnten ausfallen. Die Stromversorgung könnte kollabieren. Wir kennen das von der Bordelektronik im Flugzeug, die behindert wird. Oder ganz banal: Der Handyempfang wird gestört. Wir hatten das zum Beispiel 2003, da hat es die Satelliten, die für unser GPS-System verantwortlich sind, gestört.
Unter Umständen drohen sogar militärische Gefahren. Wir hatten 1972 einen großen Sonnensturm, der weltweit für Störungen der Elektronik gesorgt hat. Vor der vietnamesischen Küste sind tausende Magnetminen der US-Navy explodiert.
Was wird aktuell getan, um die Erde vor Sonnenstürmen zu schützen? Und müsste Ihrer Meinung nach mehr getan werden?
So wie wir das Wetter hier auf der Erde beobachten, beobachten wir auch das Weltraumwetter. Es gibt Weltraumwettervorhersagen. Natürlich können wir die Aktivitäten auf der Sonne nicht verhindern, das ist klar. Wir können aber wissen, wann diese Stürme drohen, damit wir uns darauf vorbereiten können. Da reichen auch schon einige Tage Vorbereitungszeit, dann können wir Satelliten in einen Sicherheitsmodus versetzen und Notfall-Stromnetze aktivieren.
Es gibt Webseiten, auf denen man in Echtzeit die Aktivität auf der Sonne beobachten kann, spaceweatherlive.com zum Beispiel. Die machen genau das: Das Weltraumwetter beobachten und Voraussagen machen.
Aus der Antwort der Bundesregierung geht hervor, dass in Zukunft auch eine nationale Weltraumwetterzentrale aufgebaut werden soll. Eine gute Idee?
Absolut, das ist eine super Idee. Das Problem ist, das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie arbeitet derzeit an einem Konzept und wenn ich mir die Umsetzung des Digitalisierungskonzepts durch die Bundesregierung anschaue, gehe ich davon aus, dass einige Jahre ins Land gehen werden, bevor wir so etwas tatsächlich auch haben. Zum Vergleich: In den USA gibt es dieses US National Space Weather Program bereits seit Jahren und das ist immer weiter ausgebaut worden. Es ist also höchste Zeit, dass Deutschland hier aufholt.
Die Bundesregierung hat geantwortet, dass sie mögliche Schäden durch Sonnenstürme für unrealistisch hält. Was ist Ihre Einschätzung?
Die Regierung hat durchaus gesagt: Es sind Untersuchungen zu den möglichen Auswirklungen geplant, die gerade vorbereitet werden, und wir werden weitersehen, wenn die Ergebnisse vorliegen. Das machen wir als AfD gerade auch: Wir tragen die Experten-Meinungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammen. Wir können aber jetzt schon sagen, dass wir der Meinung sind, dass wir diese Gefahren erst nehmen sollten. Bis jetzt gab es noch keine Sonnenstürme mit verheerenden Auswirkungen auf die globale Infrastruktur. Aber wir waren auch technologisch noch nie so verwundbar wie jetzt. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind: Es gibt alle 100 bis 200 Jahre einen wirklich folgenreichen Sonnensturm. Früher hat man nur die Lichter am Himmel gesehen oder der Magnet-Kompass ist gestört worden. Was so ein Sonnensturm in unserer technisch hochentwickelten Welt bedeutet, kann man sich leicht ausmalen.
Werden Sie das Thema in Ihrer Fraktion weiterverfolgen und dazu Vorschläge erarbeiten?
Ja. Mich persönlich fasziniert das Thema Weltraum seit ich denken kann. Insofern verwende ich gerne einen Teil meiner parlamentarischen Arbeit auch für den Bereich. Wir tragen, wie gesagt, im Moment alle Studien zusammen und schauen uns die möglichen Auswirkungen und die denkbaren Vorkehrungen an – und ich rechne damit, dass wir in der nächsten Legislaturperiode einen Forderungskatalog oder einen Antrag einreichen werden.
Über Joana Cotar
Joana Cotar, 47, sitzt für die AfD im Bundestag. Sie ist Obfrau im Ausschuss Digitale Agenda und Mitglied in der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz“. Mehr erfahrt ihr auf ihrem Profil auf bundestag.de.
(jk)