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Überblick Was ist die Polizeiliche Kriminalstatistik?

Claudia Flach

Jedes Jahr sorgt sie für Aufregung und Diskussion. Unsere Autorin Claudia hat untersucht, was die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) eigentlich ist, was drinsteht – und was nicht.

Indikator für die Sicherheitslage in Deutschland: die Polizeiliche Kriminalstatistik © dpa/picture alliance

Ob Supermarktdiebstahl oder Körperverletzung – alle strafrelevanten Verstöße landen in der Polizeilichen Kriminalstatistik. Diese „Superstatistik“ bildet die Grundlage für die Diskussion über die Sicherheitslage in Deutschland. Parteien, Behörden, Verbände – sie alle nutzen die Ergebnisse der PKS für ihre Arbeit. Da in Deutschland die Behörden föderal organisiert sind, sammelt das Bundeskriminalamt von den 16 Landeskriminalämtern alle Daten über die Straftaten aus dem vergangenem Jahr. Daraus erstellt das Bundeskriminalamt die Polizeiliche Kriminalstatistik, die vom Innenministerium präsentiert wird.

Was erfasst wird

In der PKS werden jede Menge Daten dargestellt: Art und Anzahl der erfassten Straftaten, Tatorte und Tatzeiten, Angaben zu Opfern und Schäden, die Aufklärungsergebnisse sowie Angaben zu Alter, Geschlecht, Nationalität und andere Merkmale der Tatverdächtigen. Aber die PKS ist kein komplettes Abbild der Kriminalität in Deutschland: Zum einen werden kleinere Vergehen wie Verkehrsdelikte und Ordnungswidrigkeiten nicht erwähnt, zum anderen klammert die PKS die Bereiche aus, die nicht in den Aufgabenbereich der Polizei fallen – zum Beispiel die Steuerkriminalität. Und zuletzt gibt es noch die Dunkelziffer, also die nicht angezeigten Straftaten, die natürlich auch nicht in die PKS einfließen.

Die Aufklärungsquote der Polizei 2018

Wie sah es also in Deutschland 2018 beim Thema Kriminalität aus? Zunächst eine sehr erfreuliche Nachricht: Die Kriminalitätsrate ist weiter gesunken. Im Vergleich zu 2017 um 3,6 Prozent. Damit liegt sie so niedrig wie zuletzt 1992. Besonders oft konnte die Polizei Tötungsdelikte und Sozialleistungsbetrug aufklären. Die sogenannte Aufklärungsquote liegt hier zwischen 96 und 99 Prozent. Bei Diebstahl liegt die Aufklärungsquote hingegen nur bei circa 29 Prozent. Zugenommen haben im Vergleich zum Vorjahr Verstöße gegen das Waffengesetz, Rauschgiftdelikte und die Verbreitung von Pornografie. Dreiviertel aller Tatverdächtigen in Deutschland sind übrigens Männer.

Stichwort Dunkelziffer

Doch die Statistik bildet nur einen Teil der Realität ab, denn es gibt Fälle, in denen Betroffene nicht zur Polizei gehen. Daraus entsteht die sogenannte Dunkelziffer. Wer zum Beispiel aufgrund seiner sexuellen oder politischen Orientierung, Hautfarbe oder Religion befürchtet, bei der Polizei auf Unverständnis oder Ablehnung zu stoßen, der zeigt die Tat vielleicht erst spät oder nie an. Zudem muss man einigermaßen gut Deutsch sprechen und verstehen, um eine Anzeige aufzugeben. In manchen Situationen fürchten die Opfer von Straftaten, dass ihnen eine Mitschuld gegeben wird, beispielsweise bei Vergewaltigungsfällen. Und dann gibt es noch ein drittes Problem: Wer mit den Täterinnen oder Tätern befreundet oder verwandt ist oder wenn es sich um Arbeitskollegen oder gar Vorgesetzte handelt, fällt der Gang zur Polizei besonders schwer. Gerade bei Sexualdelikten wird daher Schätzungen der Polizei zufolge nur etwa einer von sechs Vorfällen angezeigt. Das sagte der ehemalige BKA-Chef Jörg Ziercke der Deutschen Presse-Agentur im Gespräch über die Polizeiliche Kriminalstatistik.

Gefühlte und statistische Sicherheit

Statistisch betrachtet leben wir Deutschen also immer sicherer. Aber viele Menschen fühlen sich im Alltag trotzdem nicht ausreichend geschützt. Eine mögliche Ursache für dieses unterschwellige Bedrohungsgefühl könnte sein, dass wir aufgrund der ständigen Verfügbarkeit von Nachrichten viel mehr damit konfrontiert sind, wo überall gerade schlimme Dinge passieren. Auch Falschmeldungen und Halbwahrheiten verbreiten sich rasant, manchmal auch dann, wenn die Polizei zum Schutz der Ermittlung ausdrücklich um Diskretion bittet.

Wird sich in den nächsten Jahren etwas ändern?

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen brachte 2018 einen Gesetzesentwurf ein, mit dem ein Periodischer Sicherheitsbericht umgesetzt werden soll. Dieser Bericht würde zusätzlich zu den erhobenen Daten die Umstände von Straftaten beleuchten. Er wäre aussagekräftiger als die reine Datenerhebung der PKS. Um die erwähnten Lücken in der Statistik zu schließen, schlagen die Grünen vor, Dunkelfeld-Opferbefragungen durchzuführen. Dabei werden repräsentative Teile der Bevölkerung befragt, ob sie Opfer einer Straftat geworden sind und ob sie eine Anzeige aufgegeben haben.

Alle Parteien begrüßten grundsätzlich die Idee, solch einen Bericht einzuführen. Allein die CDU/CSU zeigte sich skeptisch, weil sie die Notwendigkeit und Aussagekraft eines Periodischen Sicherheitsberichts anzweifelt. Nachdem der Gesetzesentwurf noch im letzten Jahr an den Ausschuss für Inneres und Heimat überwiesen wurde, fand dort im März 2019 eine Expertenanhörung statt. Alle angehörten Experten stimmten zu, dass es sinnvoll wäre, einen Periodischen Sicherheitsbericht einzuführen. Sie waren sich nur uneins darin, wie oft er herausgegeben und welche Bereiche darin erfasst werden sollten.

Mitmischen-Autorin

Claudia Flach

Claudia lebt in Leipzig und freut sich immer wieder über die vielen Parks in der Stadt und die zahlreichen Seen drumherum.

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