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Fridays for Future Streit um die Klimastreiks

Ladina Bissinger

Zu Tausenden versammeln sich Schüler weltweit, um auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen – und verpassen dabei Unterricht. Ladina hat ihre Forderungen an die Politik zusammengefasst und sich auch angeschaut, wie die Abgeordneten im Bundestag die Streiks beurteilen.

Demonstration

Hoher Besuch: Bei der Fridays-Demo am 29. März in Berlin war auch Greta mit dabei. © picture alliance/Michael Kappeler/dpa

Streiken fürs Klima

"Die Uhr tickt!", "Wäre die Erde eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet.", "Das Klima ist aussichtsloser als unser Mathe-Abi!" Es ist Freitagvormittag und die Stuttgarter Innenstadt ist voll mit jungen Menschen, die Plakate mit diesen und anderen Aussagen hochhalten. Dazu rufen sie im Chor: "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!" Was es damit auf sich hat? Es handelt sich um Schüler und Unterstützer der Bewegung "Fridays for Future". Statt in den Unterricht gehen sie jeden Freitag auf die Straße, um für eine zukunftsfähige Klimapolitik zu demonstrieren.

Der Beginn einer großen Bewegung

Alles begann im Sommer 2018, als sich die damals 15-jährige Greta Thunberg mit einem Schild vor den Schwedischen Reichstag setzte. Auf diesem stand: "Skolstrejk för klimatet" ("Schulstreik für das Klima"). Dort saß sie drei Wochen lang – bis zur gerade fälligen Wahl des Schwedischen Reichstages – täglich, anschließend jeden Freitag. Damit wollte sie auf Maßnahmen für den Klimaschutz aufmerksam machen und ein schnelleres Handeln von Politikern fordern. Nachdem sie anfangs alleine demonstrierte, schlossen sich mit der Zeit viele Schülerinnen und Schüler in anderen schwedischen Städten und in anderen Ländern an.

Internationale Aufmerksamkeit

Im Dezember 2018 hat Greta Thunberg dann auf der UN-Klimakonferenz im polnischen Katowice eine Rede gehalten und kritisierte das Verhalten der Politiker: "Ihr sagt, ihr liebt eure Kinder mehr als alles andere, und trotzdem klaut ihr ihnen ihre Zukunft direkt vor ihren Augen!" Daraufhin erlangte sie internationale Aufmerksamkeit und immer mehr Schüler weltweit beteiligten sich an den Protesten. Daraus entstand die internationale Bewegung "Fridays for Future", an die sich inzwischen auch Parteien und Organisationen anschließen und weitere Kinder und Jugendliche mobilisieren. Am 15. März gingen nach Angaben der Bewegung rund 300.000 Schülerinnen und Schüler nicht in die Schule, sondern auf die Straße.

Die Ziele

Die Ziele der Bewegung sind nicht klar definiert. Allgemein geht es um den Klimaschutz und nachhaltiges, umweltbewusstes Verhalten. Viele Demonstranten fordern, die Braunkohleförderung zur Stromerzeugung einzustellen. Dafür soll die alternative Energieerzeugung mittels Solaranlagen und Windrädern verstärkt werden.

Wissenschaftler unterstützen Schüler

Die Schüler werden von Interessengruppen und Wissenschaftlern unterstützt, zum Beispiel von den Scientists for Future. In einer Stellungnahme erklärten die Forscher die Kritik und Forderungen der Schüler für berechtigt und wissenschaftlich gut begründet. "Die derzeitigen Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichen bei weitem nicht aus", bestätigten sie. Nur wenn nun schnell und konsequent gehandelt werde, könne man die Erderwärmung noch begrenzen. Anders sei es kaum möglich, ein Massensterben von Tieren und Pflanzen zu verhindern. Und auch die natürlichen Grundlagen für die Zukunft der Menschheit seien stark gefährdet. Über 23.000 Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben diese Stellungnahme mittlerweile unterzeichnet.

Das Klima – nur was für "Profis"

In der Politik und der Öffentlichkeit werden die Schulstreiks auch stark kritisiert, weil die Schüler die Schule schwänzen und Unterricht verpassen. Auf die Frage, warum sie nicht am Sonnabend oder Sonntag auf die Straße gehen, lautete die Antwort: Arbeiter würden ja auch nicht sonntags streiken, sonst bekämen sie gar keine Aufmerksamkeit.

Einige Politiker zweifelten ganz grundsätzlich am Sinn der Schulstreiks. So forderte FDP-Chef Christian Linder dazu auf, den Umgang mit dem Klimawandel "den Profis" zu überlassen. Daraufhin erntete er einen ordentlichen Shitstorm und Experten wie die Scientists for Future betonten erneut, dass sie – die Profis – hinter den Forderungen der Schüler stünden.

Bundestag: Wir machen ja schon

Auch der Deutsche Bundestag debattierte am 15. März über die Bewegung. Die Politiker der Fraktionen, gegen die wegen der vermeintlichen "Tatenlosigkeit" demonstriert wird, lobten das Engagement der Jugendlichen. Nur die AfD bezeichnete die Proteste als "kollektive Hysterie" und forderte, die Schulpflicht streng durchzusetzen. Die Union verwies ebenfalls auf die Einhaltung der Schulpflicht. Die Fraktion betonte, was sie gemeinsam mit der SPD bereits für den Klimaschutz getan habe. Thema war unter anderem das kürzlich gegründete Klimakabinett, das für die Einhaltung der Klimaziele bis 2030 sorgen soll. Grüne und Linke halten dies nicht für ausreichend und forderten die Regierung zum schnellen Handeln auf. Die FDP rief dazu auf, die Schüler ernst zu nehmen, ihre Argumente aber auch zu hinterfragen. Die komplette Debatte mit allen Argumenten könnt ihr euch hier im Video anschauen.

Ladina Bissinger

Mitmischen-Autorin

Ladina Bissinger

studiert Soziologie und Politik

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