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Rentensystem Sparen statt Hamstern

Laura Heyer

Mehr als 38 Millionen Deutsche zahlen jeden Monat in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Aber wie funktioniert das Rentensystem eigentlich? Und wie viel Rente bekommt ihr?

Woran denkt ihr bei dem Wort Rente? An die Großeltern, an Freizeit ohne Ende und wenige Verpflichtungen? Wahrscheinlich auf jeden Fall an etwas, das für euch selbst weit in der Zukunft liegt. Doch das Thema Rente betrifft auch junge Menschen: Jedem, der mindestens fünf Jahre gearbeitet und Beiträge gezahlt hat, steht in Deutschland eine gesetzliche Regelaltersrente zu.

Das System: Punkte sammeln

In Deutschland ist die Altersvorsorge nach einem Drei-Säulen-Model gegliedert: Die Basis-Vorsorge mit der gesetzlichen Rente, die betriebliche Vorsorge und die private Vorsorge. Die gesetzliche Rente speist sich aus Beiträgen, die der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber anteilig einzahlen; sie werden direkt vom Lohn abgezogen. Aktuell liegt der Anteil bei 18,6 Prozent.

Ansprüche auf die Rente sammelt man in Form von Entgeltpunkten, umgangssprachlich auch Rentenpunkte genannt. Sie bemessen sich nach der Höhe des Einkommens im Vergleich zum Durchschnitt in Deutschland.

Einen Entgeltpunkt sammelt, wer im jeweiligen Jahr genau so viel verdient, wie die Deutschen im Durchschnitt. Im Jahr 2019 waren das 38.901 Euro. Wer nur die Hälfte verdient, bekommt für dieses Jahr einen halben Entgeltpunkt, wer das Doppelte verdient, eben zwei Punkte. Einem Entgeltpunkt ist ein Geldwert zugeordnet und am Ende werden alle Punkte zusammengezählt.

Was hat es mit dem Generationenvertrag auf sich?

Das gesetzliche Rentensystem beruht auf dem sogenannten Umlageverfahren. Junge Leute, die arbeiten, zahlen Beiträge, die in einen "Topf" fließen. Aus diesem werden wiederum gleichzeitig die Renten für Menschen im Ruhestand gezahlt. Das Geld wird also eingezahlt und direkt umgelegt. Wer heute arbeitet, bekommt seine Rente später entsprechend durch die folgenden Generationen der Kinder und Enkelkinder finanziert. Man spricht daher auch von einem Generationenvertrag.

In Deutschland wird die Gesellschaft aber immer älter – daher müssen in Zukunft immer weniger Erwerbstätige für immer mehr Rentner zahlen. Folge: Es gibt weniger Rente, das sogenannte Rentenniveau sinkt.

2018 hat sich die Große Koalition darauf verständigt, das derzeitige Rentenniveau von 48 Prozent bis 2025 zu stabilisieren. Das bedeutet: Wer 45 Jahre eingezahlt und immer durchschnittlich viel verdient hat, bekommt dann 48 Prozent seines letzten Gehaltes als Rente. Das entspricht aktuell, nach dem Abzug von Pflege- und Krankenversicherung, rund 1250 Euro netto im Monat.

Wer ist wie versichert?

Die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland sind pflichtversichert. Wo man genau versichert ist, hängt von der Berufsgruppe ab. Auch einige selbstständige Berufe aus dem Handwerk, Fahrlehrer, Erzieher oder Physiotherapeuten fallen darunter. Eine vollständige Listet findet ihr bei der Deutschen Rentenversicherung.

Einige Freiberufler sind in sogenannten Versorgungswerken pflichtversichert. Dazu zählen unter anderem niedergelassene Ärzte, Architekten oder Rechtsanwälte. Anders als bei der gesetzlichen Rentenversicherung zahlen hier nicht die Jungen für die Alten, sondern das Geld wird aus den Rücklagen der Versorgungswerke gezahlt. Auch hier ist das Rentenniveau in der Zukunft gefährdet, da aktuell die Zinssätze für angelegtes Geld sehr niedrig sind.

Wer als Beamter, Richter, Berufssoldat oder Pfarrer arbeitet, bekommt eine andere Art der Altersvorsorge. Diese wird vom Bund und den Ländern bezahlt.

Und wie viel Rente bekomme ich?

Jeder kann sich heute schon über seine voraussichtliche Rente informieren – etwa, indem man auf die gesetzliche Renteninfomation schaut, die jeder ab dem 27. Lebensjahr per Post bekommt, der mindestens fünf Jahre gearbeitet hat. Wer diese Info noch nicht hat oder sofort seine Rente kennen will, kann einen Online-Rechner benutzen.

Wichtig ist dabei die sogenannte Rentenlücke: Also die Differenz zwischen dem, was man an Rente bekommen wird und dem, was man eigentlich zum Leben braucht. Hat man diese Differenz ausgerechnet, kann man einschätzen, was man im Monat zurücklegen muss, um den Lebensstandard langfristig zu sichern, der den eigenen Bedürfnissen entspricht.

Was gibt es für zusätzliche Möglichkeiten?

Für welche zusätzliche Form man sich neben der gesetzlichen Rentenversicherung entscheidet, hängt stark von der persönlichen Situation und den eigenen Bedürfnissen ab. Bei der Betriebliche Altersvorsorge (bAV) zahlt der Arbeitgeber allein Beiträge für seine Angestellten ein, um ihnen so eine zusätzliche Rente zu ermöglichen.

Die Riester-Rente ist ein geflügeltes Wort, wenn es um die Altersvorsorge geht. Bei dieser Form der geförderten Vorsorge unterstützt der Staat den Arbeitnehmer und Beamte bei der Altersvorsorge. Seit ihrer Einführung nach der Rentenreform 2001 haben bis heute etwa 16 Millionen Deutsche Riester-Verträge abgeschlossen.

Wer langfristig Vermögen aufbauen will, zum Beispiel um es als Altersvorsorge zu nutzen, der kann in Aktien investieren. Für Verbraucher, die Geld möglichst gewinnbringend anlegen wollen, aber nicht sehr viel Geld investieren können, gibt es zum Beispiel sogenannte Fondsparpläne oder sogenannte ETFs (Exchange Traded Funds).

(lh)

Mitmischen-Autorin

Laura Heyer

hat in Heidelberg Geschichte studiert, in Berlin eine Ausbildung zur Journalistin gemacht und ist dann für ihre erste Stelle als Redakteurin nach Hamburg gegangen. Dort knüpft sie nun Netzwerke für Frauen. Aber egal wo sie wohnt – sie kennt immer die besten Plätze zum Frühstücken.

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