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Erfahrungsbericht „Ich mag die multikulturelle Umgebung“

Sebastian besucht die German International School Washington D.C. Er hat Julia erzählt, was dort anders ist als an einer Schule in Deutschland, was er mag und was manchmal schwierig ist.

Ein junger Mann mit lockigen Haaren grinst in die Kamera, hinter ihm ein Gebäude mit chinesischen Schriftzeichen.

Nach dem Abi will Sebastian erst mal nach Japan. Später könnte er sich ein Studium in Deutschland vorstellen. © privat

Manche Fächer werden an unserer Schule bilingual unterrichtet. Das heißt, einige Themen behandeln wir auf Deutsch, andere auf Englisch. In Geschichte haben wir zum Beispiel die Weimarer Republik auf Deutsch durchgenommen, den Zweiten Weltkrieg auf Englisch. In Klausuren müssen wir dann einen Teil auf Englisch schreiben, einen auf Deutsch.

Wenn man mich vor einem Jahr gefragt hätte, welche Sprache ich besser spreche, wäre die Antwort auf jeden Fall Englisch gewesen. Aber ich bemühe mich sehr um mein Deutsch.

Geboren bin ich in Heinsberg in Nordrhein-Westfalen. Aber dort habe ich nur meine ersten zwei Lebensjahre verbracht, entsprechend kann ich mich natürlich an gar nichts erinnern. Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater Amerikaner. Die beiden haben sich in Texas kennengelernt, waren dann aber eine Zeitlang in Deutschland, weil mein Vater dort in einer Kaserne stationiert war. Er ist bei der US Airforce.

Als ich zwei war, sind wir nach Washington gezogen. Dort besuche ich schon seit dem Kindergarten die Deutsche Schule. Viele unserer Lehrer ab der fünften Klasse sind deutsche Beamte, die nur für ein paar Jahre hier sind.

Wer auf meine Schule geht

Welche Sprache wir Schüler außerhalb des Unterrichts sprechen, hängt ein bisschen von der Gruppe ab. Es gibt Schüler, deren Eltern für eine kurze Zeit in den USA arbeiten. Wer gerade frisch aus Deutschland kommt, redet natürlich lieber Deutsch. Dann gibt es welche wie mich, die quasi schon immer hier leben. Und es gibt auch Kinder von Diplomaten aus ganz anderen Ländern. In meiner Stufe sind viele aus Südamerika.

Unsere Schule ist sehr klein. In meinem ganzen Jahrgang sind wir nur 23 Schüler. Das ist einerseits schön, weil wir eine sehr enge Gemeinschaft sind. Es gibt viele tolle Veranstaltungen wie den Martinsbasar oder den Weihnachtsmarkt. Und die Eltern bringen sich viel ein, sie helfen zum Beispiel in der Cafeteria beim Essenmachen. Dass sich alle so gut kennen, Schüler wie Lehrer, kann aber auch schwierig sein. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir dadurch größere Erwartungen aneinander haben – und die Enttäuschung auf allen Seiten größer ist, wenn sie nicht erfüllt werden.

Realschule am Gymnasium

Eine Besonderheit ist bei uns, dass Realschüler und Gymnasiasten zusammen unterrichtet werden. Die Realschüler schreiben nur andere Klausuren, das ist der einzige Unterschied. Ich war selbst von der sechsten bis zur zehnten Klasse auf der Realschule, bevor ich dann aufs Gymnasium gewechselt bin. Manchmal hätte ich mir schon gewünscht, dass der Unterrichtsstoff für uns Realschüler noch mal anders erklärt wird.

Der riesige Vorteil an unserer Schule ist natürlich die multikulturelle Umgebung. Wir haben wirklich Schüler aus ganz vielen verschiedenen Ländern. Und wir machen einen doppelten Schulabschluss: das deutsche Abitur und das amerikanische Highschool-Diplom.

Zukunftspläne

Ich möchte nach dem Abi erst mal nach Japan. Ich interessiere mich sehr für Asien und vor allem für Japan. Basis-Kenntnisse habe ich schon und in den Herbstferien war ich dort, um mir Sprachschulen anzuschauen. Der Plan ist, eine zweieinhalbjährige Sprachausbildung zu machen und Dolmetschen zu lernen. Danach möchte ich dann entweder in den USA oder in Deutschland studieren, wahrscheinlich Umwelt-Technik. Vielleicht kann ich in meinem Fachgebiet später dolmetschen.

Ein Studium in Holland könnte ich mir auch vorstellen, das Land hat mir gut gefallen. Aber es wäre schon spannend, mal richtig in Deutschland zu leben. Ein bisschen Sorge habe ich auch, dass es mir nicht gefallen könnte. Das ging meiner Schwester so: Sie ist nach dem Abi nach Passau gegangen, um zu studieren, dann aber bald zurückgekommen. Aber natürlich sollte mich das nicht abhalten, ich will ja meine eigenen Erfahrungen machen. Und schließlich habe ich Freunde in Deutschland, mit denen ich jeden Tag schreibe. Ganz fremd würde ich mich dort bestimmt nicht fühlen.

(protokolliert von jk)

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