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Vizepräsident Friedrich "Es ist ihre Zukunft"

Sophia Förtsch

"Unser Wohlstand, unsere Freiheiten und unser gesellschaftliches Miteinander sind nicht zufällig da", sagt Hans-Peter Friedrich (CSU) und rät: Engagiert euch! Sophia hat den Vizepräsidenten des Bundestages getroffen.

Hans-Peter Friedrich im Interview

"Alle gleich und fair zu behandeln", das sei wichtig in seinem Amt, sagt Hans-Peter Friedrich. © Jonas Geue

Hans-Peter Friedrich im Interview

Für seine erste Rede, die er mit 16 Jahren hielt, hat Hans-Peter Friedrich (CSU) noch jeden Satz ausformuliert. © Jonas Geue

Hans-Peter Friedrich im Interview

Seine Herzensangelegenheit: das Thema Digitalisierung. © Jonas Geue

Herr Friedrich, als Vizepräsident des Bundestages leiten Sie häufig Sitzungen des Parlaments. Was war die kniffligste Situation, die Sie einmal erlebt haben?

Das Knifflige ging schon in der ersten Sitzung los. Ich hatte gerade die Leitung übernommen und den Kollegen Hans Michelbach (CSU) als Redner angekündigt. Als er fertig war, gab es eine einfache Abstimmung. In der Regel kann man auf den ersten Blick erkennen, wofür die meisten Abgeordneten stimmen. Doch plötzlich sagt der Schriftführer neben mir, dass dies nicht deutlich zu sehen sei. Unglaublich: Es waren meine ersten zehn Minuten als Leiter der Sitzung und schon musste ich einen sogenannten "Hammelsprung" einleiten.

Einen Hammelsprung – was ist das denn?

Das ist ein besonderes Prozedere, das dann stattfindet, wenn unklar ist, wofür die Mehrheit stimmt. Alle Abgeordneten müssen dann den Saal verlassen und die Türen werden zunächst verschlossen. Über drei der Türen stehen Schilder mit Ja, Nein oder Enthaltung. Diese werden geöffnet und die Abgeordneten gehen durch die für sie richtige Tür und werden dabei von Helfern gezählt.

Im Plenum gibt es manchmal heftige Schlagabtausche. Welche Debatte ist Ihnen in besonderer Erinnerung?

Das Aufregendste war eine Debatte zum Bundeshaushalt Anfang September. Die AfD-Fraktion hat einfach den Saal verlassen, weil die Rede eines SPD-Koalitionsabgeordneten einigermaßen scharf war. Natürlich war da die Frage, wie wir die Abgeordneten wieder herein bekommen.

Manchmal ist das, was Politiker im Plenum sagen, für die Zuhörer schwer verständlich. Schon die Titel der Tagesordnungspunkte klingen oft wie Zungenbrecher. Verstehen Sie immer alles?

Ich sag mal so: Jeder Abgeordnete ist in seinem Bereich Spezialist, aber wer im Bundestag spricht, weiß in der Regel, dass er verständlich reden muss. Zuschauer im Fernsehen und die Nichtexperten sollten es verstehen können. Den meisten Abgeordneten gelingt es, so zu sprechen, dass es auch der Vizepräsident versteht.

Was macht für Sie einen guten Redner aus?

Das Allerwichtigste ist, dass man nicht abliest. Außerdem sollte der Eindruck entstehen, dass das, was man sagt, gut durchdacht ist. Ein guter Redner ist in der Lage, den Zuhörer zu fesseln. Das kann man lernen, und am besten lernt man reden, indem man viele Reden hält.

Haben Sie mit Redenhalten erst im Bundestag angefangen oder schon in ihrer Jugend?

Wenn man Politik macht, muss man immer Reden halten. Die ersten Reden, die ich gehalten habe, waren mit 16 in der Schülerunion. Ich kann mich gut daran erinnern: Das erste Treffen war mit dem Bürgermeister und ich habe jeden Satz vorher ausformuliert.

Als Vizepräsident haben Sie auch noch andere Aufgaben. Sie repräsentieren den Bundestag als Ganzes nach außen. Welche Termine haben Sie da zum Beispiel?

Ich empfange zum Beispiel hochrangige Besucher aus anderen Ländern oder Botschafter. Das teilen wir Vizepräsidenten uns auf, da es unglaublich viele offizielle Vertreter aus anderen Ländern gibt. Umgekehrt besuchen wir auch andere Parlamente, leider habe ich persönlich dies bisher noch nicht geschafft. Und dann gibt es auch Veranstaltungen, zu denen man als Vizepräsident eingeladen wird, wie beispielsweise Gedenkveranstaltungen.

Haben Sie weitere Aufgaben?

Ja. Als Vizepräsident leitet man auch eine der vielen Kommissionen der Verwaltung. Ich bin verantwortlich für alles, was die innere Organisation des Bundestages betrifft: der Fahrdienst für Abgeordnete, Abläufe in den Kantinen, die Bundestags-Kita, die Öffentlichkeitsarbeit.

Ist es wichtig, als Vizepräsident die eigene Parteizugehörigkeit zurückzustellen?

Wenn es um die Leitung der Sitzungen im Parlament geht, ist der Vizepräsident zu absoluter Neutralität verpflichtet. Ich glaube, dass ich es ohne große Bemühungen oder Schwierigkeiten hinbekomme, alle gleich und fair zu behandeln. Außerhalb der Sitzungsleitungen und des Parlaments ist jeder Vizepräsident auch Abgeordneter seiner Fraktion und Vertreter seiner Partei.

Dürfen Sie als Vizepräsident gewisse Themen voranbringen? Welche sind Ihnen wichtig und wie tun Sie das?

Jeder hat so seine Herzensangelegenheit. Für mich ist es zurzeit das Thema Digitalisierung. Und ich glaube, dass es auch ein Thema ist, das die Politik mitgestalten muss. Der Ausbau der Leitungen und die Regulierung im Netz können nur mit politischen Entscheidungen bewältigt werden.

Zum Abschluss noch eine ganz andere Frage: Kann ich als junger Mensch politisch überhaupt etwas bewegen?

Ich rate unbedingt dazu, sich zu engagieren. Unser Wohlstand, unsere Freiheiten und unser gesellschaftliches Miteinander sind nicht zufällig da. Sie sind auch das Ergebnis von politischen Entscheidungen. Und alles, was heute politisch entschieden wird, hat großen Einfluss auf die Welt von morgen. Es ist Ihre Zukunft! Auf jeden Fall sollten Sie zur Wahl gehen. Wer seine Verantwortung als Wähler jetzt nicht wahrnimmt, der braucht sich 2030 auch nicht zu beschweren.

Über Hans-Peter Friedrich:

Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU), geboren 1957, ist seit 2017 Vizepräsident des Deutschen Bundestags. Er ist seit 1998 im Bundestag. Von 2011 bis 2013 war er Bundesminister des Innern, von Dezember 2013 bis Februar 2014 Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. Friedrich ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss Digitale Agenda. Sein Wahlkreis ist Hof/Wunsiedel.

Sophia Förtsch

Mitmischen-Autorin

Sophia Förtsch

studiert Kunstwissenschaft und Journalismus

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