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Hostel-Betreiber „Es geht um jeden Euro“

Im Hostel Mondpalast in Dresden haben 99 Gäste Platz. Im Moment ist Geschäftsführer Michael Lottes meistens alleine dort. Er hofft, die nächsten Monate mit den staatlichen Hilfen zu überstehen.

Porträt des Hostel-Betreibers Michael Lottes

Seit zwei Jahren betreibt Michael Lottes den Mondpalast. Er bleibt optimistisch, dass das Hostel die Corona-Krise überlebt. © privat

Der Mondpalast liegt mitten in der Neustadt, dem jüngsten und quirligsten Viertel in Dresden. Zum Hostel gehört ein Café, das abends zur Bar wird. Eigentlich ist jetzt die Zeit, in der nach der verschlafenen Winter-Saison in dem schönen Altbau in der Louisenstraße alles wieder richtig anläuft. Normalerweise.

In diesem Corona-Frühling sieht alles anders aus. „Ab Mitte März ging es rapide bergab, da hat’s nur noch Stornierungen gehagelt“, erzählt Geschäftsführer Michael Lottes. Für den April waren ursprünglich Übernachtungen im Wert von etwa 30.000 Euro eingebucht. Umgesetzt wurden davon nur etwa 1.500 Euro.

„Anfang April haben wir unsere üblichen Storno-Bedingungen durchgezogen, weil es für uns wirklich um jeden Euro und jeden Cent geht“, sagt Michael Lottes. Wer jetzt eine Buchung storniert, bekommt sein Geld natürlich zurück. Manche Gäste verschieben ihre Reservierung in den Herbst hinein. Aber viele Dresden-Besuche waren an Veranstaltungen gekoppelt, an das Stadtfest zum Beispiel oder an große Konzerte – das alles fällt nun erst mal aus.

Gutscheine helfen ein bisschen

Der Mondpalast beteiligt sich auch an der internationalen Aktion „Adopt a Hostel“: Wer eine Unterkunft unterstützen möchte, kann jetzt einen Gutschein kaufen, den er später einlöst, wenn die Zeiten wieder reisefreundlicher sind. „Das funktioniert so“, erklärt der Geschäftsführer: „Man bezahlt einen Gutschein und wir legen 20 Prozent drauf. Wenn man uns jetzt also zum Beispiel 50 Euro überweist, bekommt man einen 60-Euro-Übernachtungsgutschein.“ Sehr viele Gäste haben davon allerdings noch nicht Gebrauch gemacht, fünf oder sechs Gutscheine gingen bis jetzt weg.

Die Mini-Jobber entlassen, die Mitarbeiter auf Kurzarbeit

Geschlossen hat der Mondpalast übrigens nicht: „Ich habe dieser Tage immer mal ein, zwei Gäste. Das sind Leute, die in Dresden eine Wohnung suchen oder die zuhause raus mussten. Da sind wir im Moment auch preislich sehr flexibel, weil wir ja eh Platz haben.“

„Wir haben weiterhin für euch geöffnet“, steht auf der Website des Hostels, „…und geben unser Bestes, der ungewöhnlichen Situation gerecht zu werden.“ Sechs besondere hygienischen Maßnahmen listet Lottes auf, dazu die Rabattaktionen.

Ernstzunehmenden Umsatz macht das Hostel dennoch im Augenblick nicht. 18 Mitarbeiter hatte es vor der Krise. Die elf Mini-Jobber musste der Chef entlassen. Die sieben Festangestellten sind in Kurzarbeit – auf null Stunden. „Ich betreibe das hier gerade alleine“, sagt Michael Lottes.

Straße, an der Ecke das Hostel 'Mondpalast'

Nicht geschlossen, aber nur sehr spärlich besucht: der Mondpalast in der Dresdner Neustadt. © privat

Nach dem Corona-Sommer die Neben-Saison

Hilfe hat er beantragt und auch schon bekommen: 15.000 Euro gab es vom Bund, das ist die Förderung für kleine Betriebe bis zehn Mitarbeiter in Vollzeit. 1.000 Euro kamen noch mal von der Stadt Dresden dazu, eine regionale Hilfe für Kleingewerbe. Und vom Land Sachsen gab es ein Darlehen von 50.000 Euro. Das muss natürlich zurückgezahlt werden. Michael Lottes schätzt: „Mit dem Geld kommen wir vielleicht die nächsten fünf, sechs Monate hin, aber dann geht ja auch die Neben-Saison wieder los – dann wird’s spannend für uns.“

Mit seinem Vermieter ist er im Gespräch. Zwei Monate Miete hat er dem Hostel schon gestundet, vielleicht ist noch ein Monat mehr drin. „Ich hoffe, wir können das alles ein bisschen auf die nächsten Jahre verteilen, die dann hoffentlich wieder besser werden“, meint Michael Lottes.

Er rechnet damit, dass er frühestens nächstes Jahr im März oder April den Betrieb wieder regulär aufnehmen kann. „Das wird sich im Laufe des nächsten Jahres sicherlich wieder normalisieren. Aber die Grenzen werden ja noch eine Weile zu bleiben. Insofern rechne ich auch nächstes Jahr nicht mit internationalen Gästen.“ Das nahe Tschechien zum Beispiel habe ja schon angekündigt, seine Grenzen frühestens in einem Jahr wieder zu öffnen.

„Wir schaffen das“

Ein weiteres Problem des Hostels: „Ein Großteil unserer Zimmer sind ja Mehrbett-Zimmer.“ Das ist natürlich zu Corona-Zeiten zusätzlich schwierig. Und wenn man die Zimmer nur teilweise belegt, sinken die Einnahmen noch mal.

Auch wenn das Hostel überlebt, wird es realistisch betrachtet wohl mehrere Jahre mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen haben. „Ich bin grundoptimistisch“, meint Michael Lottes trotzdem. „Deshalb denke ich, wir schaffen das.“ Viele Gäste, die jetzt absagen, beteuerten, sie halten die Daumen gedrückt.

Über Michael Lottes

Michael Lottes ist 43 Jahre alt und betreibt den Mondpalast seit 2018, außerdem ein zweites kleineres Hostel in Dresden, das Lollis Homestay. Nach der Schule hat er ein Geschichtsstudium begonnen, dann eine Ausbildung zum Restaurantfachmann. Das Reisen war ihm letztlich aber immer wichtiger. So ist er auch darauf gekommen, selbst ein Hostel zu starten.

(jk)

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