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Abgeordneten-Interview „Die Dusche war in der Küche“

Laura Heyer

Warum nicht mehr Unis im ländlichen Raum bauen?, fragt Emmi Zeulner (CDU/CSU). Die 33-Jährige ist selbst mit 16 Jahren ausgezogen und findet: Wohnen muss für alle jungen Menschen bezahlbar sein.

Portraitfoto

Nicht jeder muss in einer Großstadt studieren, findet Emmi Zeulner (CDU/CSU).©privat

Frau Zeulner, wann sind Sie bei Ihren Eltern ausgezogen?

Ich bin mit 16 von Zuhause ausgezogen. Meine erste Wohnung hatte ich mit einer guten Freundin zusammen im wunderschönen Bamberg in Oberfranken. Die Dusche war in der Küche und wir haben mit einem Ölofen geheizt. Die Wohnung war direkt unter dem Dach im 5. Stock ohne Aufzug. Aber es war eine geniale Zeit und für eine erste Wohnung perfekt. Unterstützung bekam ich von meinen Eltern, darüber hinaus habe ich diverse Ferienjobs gemacht und auch neben dem Studium habe ich im Krankenhaus gearbeitet.

Im Schnitt kostet ein Zimmer in Hochschulstädten rund 400 Euro pro Monat. In München oder Hamburg kann ein WG-Zimmer schnell mal 700-800 Euro kosten. Können nur noch Kinder wohlhabender Eltern studieren?

Nein, das kann natürlich nicht sein. Deswegen gibt es ja auch Unterstützungsleistungen, wie zum Beispiel das BAföG. Es ist auf jeden Fall wichtig, dass mehr Wohnraum für Studenten geschaffen wird. Dies ist die Aufgabe der Bundesländer und in Bayern zum Beispiel wird die Schaffung eines Wohnplatzes für einen Studenten mit 32.000 Euro gefördert. Darüber hinaus unterstützt der Bund die Länder von 2018 bis 2021 mit fünf Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau und mit diesen Mitteln können die Länder auch Wohnungen für Studenten bauen.

Die Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und die Linken fordern in aktuellen Anträgen mehr staatlich geförderten Wohnraum für Studierende. Wie stehen Sie dazu?

Das Bauen von staatlich geförderten Wohnungen ist Aufgabe der Bundesländer. Der Bund unterstützt hier die Länder finanziell sehr stark. Es liegt aber bei den Ländern, wofür sie dieses Geld einsetzen. Deswegen freue ich mich, dass Bayern beispielsweise mit den Finanzmitteln des Bundes ein extra Förderprogramm für studentischen Wohnraum aufgelegt hat.

Was kann man noch tun?

Für mich ist klar, dass nicht alle Studenten in München oder Hamburg studieren müssen. Das klappt vom Wohnraum her nicht und auch nicht von den Kapazitäten der Universitäten. Deswegen schlage ich schon länger vor, dass man mehr Universitäten und Hochschulen in ländlichere Regionen verlagert. Ich gehe sogar soweit, dass die Wissenschaftsminister der Länder eine potentielle Erweiterung einer Hochschule an die Voraussetzungen knüpfen sollen, dass ausreichend studentischer Wohnraum tatsächlich zur Verfügung steht.

In meiner Heimat in Oberfranken in Bayern entstehen zum Beispiel gerade zwei Hochschulstandorte in den kleineren Städten Kulmbach und Kronach. Das Besondere daran ist, dass der jeweilige Campus mitten in den schönen historischen Innenstädten liegt. Dort sind die Wege kurz und die Wohnungen deutlich bezahlbarer als in den Großstädten.

Durch die Corona-Pandemie wohnen viele Studierende weiterhin zuhause, die sonst in eine Stadt gezogen wären. Wie nutzt die Politik die Zeit, damit der vorhersehbare Ansturm im kommenden Jahr nicht zu noch höheren Mieten führt?

Der Mieterschutz wird traditionell in unserem Land sehr hoch gehalten. So gibt es zum Beispiel die sogenannte Mietpreisbremse: dieses Gesetz soll verhindern, des die Preise bei Neuvermietungen immer weiter steigen. Auch die Baubrache war nicht untätig, sodass weitere Wohnungen gebaut werden konnten.

Aber wir müssen noch stärker neue Wege gehen. Beispielsweise, dass Studenten günstig bei Senioren wohnen können, wenn sie dafür kleine Alltagsaufgaben übernehmen. Oder eben auch das Nutzen der Ressourcen der ländlichen Räume.

(lh)

Zur Person

Emmi Zeulner (CDU/CSU) hat nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin gemacht. Die 33-Jährige sitzt seit 2013 im Deutschen Bundestag und ist Obfrau im Ausschuss für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen. Mehr über Emmi Zeulner erfahrt ihr auf ihrem Profil auf bundestag.de.

Mitmischen-Autorin

Laura Heyer

hat in Heidelberg Geschichte studiert, in Berlin eine Ausbildung zur Journalistin gemacht und ist dann für ihre erste Stelle als Redakteurin nach Hamburg gegangen. Dort knüpft sie nun Netzwerke für Frauen. Aber egal wo sie wohnt – sie kennt immer die besten Plätze zum Frühstücken.

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