Götz Frömming (AfD) „Bohren dicker Bretter“
Götz Frömming hat die Alternative für Deutschland (AfD) mitgegründet. Heute sitzt er für sie im Bundestag. Ein Besuch bei ihm in seinem Wahlkreis Berlin-Pankow.
Botanischer Volkspark Pankow im Nordosten Berlins. Der Wind weht sacht durch die Bäume, nur wenige Menschen sind unterwegs, Blumen säumen den Wegesrand. Eine ruhige Oase im Großstadttrubel. Auf einer Bank unter einer Esche sitzt Götz Frömming und erzählt. „Ich habe eine Affinität zu vergessenen Parks“, sagt der 51-Jährige Gymnasiallehrer. Und so verweilt er dort in diesem vergessenen Park am Stadtrand Berlins, sinniert in ruhigem Ton über die Welt und flicht Zitate bekannter Dichter und Philosophen in seine Erzählungen ein.
Götz Frömming blieb
Wieso er in die AfD eingetreten sei? „Ich bin ja nie in die AfD eingetreten“, beginnt er zu erzählen, „ich habe sie selbst mitgegründet.“ Das war 2013, nachdem die Euro- und Finanzkrise seit 2008 die politische Landschaft erschüttert hatte. Frömming ist überzeugt, dass die Europäische Union damals massiv ihre eigenen Regeln verletzt hatte, um Banken und Staatshaushalte zu retten.
„Es wurde über den Willen der Bürger hinweg das Projekt EU weiter vorangetrieben“, meint er. Als Lehrer und „staatstreuer Beamter“ habe er mit diesem Vorgehen seine Probleme gehabt. Nachdem er zuerst bei den Freien Wähler aktiv war, gründete er mit Bernd Lucke, Hans-Olaf Henkel und vielen anderen die AfD. Viele Gründungsmitglieder verließen später die AfD und warfen der Partei vor, sich zu weit nach rechts zu bewegen. Götz Frömming blieb.
„Ich sehe keine Gefahr“
Auf den Vorwurf, seine Partei sei heute Heimat von Rechtsextremisten, entgegnet er, dass Extremismus eine Frage der Perspektive sei. „Extrem ist für mich, wenn man die Systemfrage stellt“, führt er aus. „Da sehe ich in der AfD aber keine Gefahr, dass sich das durchsetzen könnte.“ Er treffe in der AfD nicht die raubeinigen Sprücheklopfer, die andere beleidigten und Menschen diskriminierten. Es seien die Medien, die sich nur auf einzelne Überspitzungen stürzen würden.
„Zwei verschiedene Welten“
Der Bezirk Pankow ist die Heimat von Götz Frömming. Hier lebt er und betreibt sein Wahlkreisbüro. „Pankow ist ein spannender Bezirk, der sich weiterentwickelt, der aber auch seine Probleme hat“, erzählt er und berichtet, wie sich Kleingärtner dagegen wehren, für große Wohnprojekte von ihren Grundstücken vertrieben zu werden, wie Schulen mit Lehrermangel und schlecht ausgestatteten Gebäuden zu kämpfen hätten und wie ungleich der Bezirk sei.
„Wir haben im Süden den Prenzlauer Berg mit einer an sich vielfältigen, aber am Ende sehr homogenen Gruppe: top-ausgebildete, junge Menschen“, erzählt er. „Im Norden dagegen ist eher eine bodenständige Klientel anzutreffen. Und diese Mischung ist etwas ganz Besonderes; eigentlich zwei verschiedene Welten.“
Auf Missstände hinweisen
Als Bundestagsabgeordneter sei er in den Möglichkeiten, direkt vor Ort zu helfen, beschränkt. „Man kann hier und da mal auf Missstände hinweisen und versuchen, über einen kurzen Draht mit Parteimitgliedern in der Bezirksverordnetenversammlung etwas zu erreichen“ erzählt er. „Aber vieles ist, wie Max Weber sagte, ein Bohren dicker Bretter, das erst sehr viel später bei den Bürgern ankommt“.
In seine Sprechstunde kämen nur selten Besucher. Zum Einen würden viele Menschen Kontakt per Telefon oder über Soziale Medien aufnehmen, zum Anderen würden sich viele nicht trauen, weil sie nicht mit der AfD in Verbindung gebracht werden wollten. „Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich heute noch in eine Partei eintreten würde, die so sehr polarisiert und diffamiert wird, wie die AfD“, sagt er. Gleichwohl sei er froh, in der AfD zu sein. Er möchte auch in Zukunft für die Partei aktiv bleiben.
Über Götz Frömming
Götz Frömming, 51, stammt ursprünglich aus Schleswig-Holstein. In Berlin hat er Lehramt studiert und an verschiedenen Gymnasien gearbeitet, bevor er 2017 für die AfD in den Bundestag einzog. Er ist dort im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, im Vermittlungsausschuss und im Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung vertreten. Mehr erfahrt ihr auf seinem Bundestagsprofil.