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UN im Klassenzimmer „Beziehen Sie junge Menschen ein!“

Laura Heyer

Demokratie braucht Geduld – das weiß Cindy aus eigener Erfahrung. Die 20-Jährige wird im Klassenzimmer zur Diplomatin und erklärt Schülern die Welt-Organisation. Wie jeder politisch aktiv werden kann, erzählt sie im Interview.

Frau an Tisch mit UN-Flagge

Cindy ist Teil des Projektes "UN im Klassenzimmer" von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen. ©privat

Cindy, du bist Teil von „UN im Klassenzimmer“. Was ist das für ein Projekt?

UN im Klassenzimmer ist ein Projekt der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN). Es soll Schülerinnen und Schülern die Bedeutung von internationaler Zusammenarbeit aufzeigen. Dabei versuchen wir, spielerisch die Idee der Vereinten Nationen zu vermitteln und das Thema spannend darzustellen. Dazu gibt es verschiedene Unterrichtskonzepte, die sich am Alter und Wissensstand der Schüler orientieren.

Welche zum Beispiel?

In der Oberstufe simulieren wir den Sicherheitsrat der UN, der für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit sorgen soll. So können die Schüler und Schülerinnen in die Rolle von Diplomatinnen und Diplomaten schlüpfen. Und die Workshops werden von Studenten oder jungen Menschen in Berufsausbildung durchgeführt – wir nennen sie dann Teamer.

Du bist auch eine Teamerin. Wie bist du dazu gekommen?

Ich bin 2016 dazu gekommen, als ich das Projekt auf einer Konferenz kennengelernt habe. Danach habe ich dann eine Ausbildung zur Teamerin gemacht, da war ich selbst erst 16 Jahre alt und noch Schülerin. Mittlerweile führe ich sogar an meiner ehemaligen Schule Kurse durch.

Du betreust nun auch Klassen, die dort mitmachen. Welche Themen sind jungen Menschen gerade besonders wichtig?

Vor allem das Thema Klimaschutz beschäftigt die junge Generation, auch wenn Corona das etwas in den Hintergrund gerückt hat. Ein weiteres Thema ist Gendergerechtigkeit. Also die Frage nach der Frauenquote oder ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen. Aber auch allgemein die Akzeptanz von verschiedenen Geschlechtern und Orientierungen. Durch Corona ist aber auch das Thema Politik und ihre rechten wie linken Extreme mehr in den Fokus gerückt und die Frage, wie man wieder auf einen gemeinsamen Nenner kommt.

Was würdest du jungen Menschen raten, die sich politisch engagieren wollen?

Grundsätzlich braucht man zwei Sachen: man muss einfach den Mut haben, loszulegen und sollte Geduld haben. Denn Demokratie versucht, alle Meinungen einzubeziehen und das braucht viele Diskussionen, die Zeit kosten.

Wer sich politischen engagieren will, muss nicht unbedingt in eine Partei eintreten. Auch Organisationen wie die UNICEF oder die Jugendorganisation der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen verfolgen Ziele wie Menschenrechte zu schützen und den Frieden zu sichern. Wer sich für eine Partei entscheiden will, kann dort zu den Jugendorganisationen gehen oder bei den entsprechenden politischen Stiftungen vorbeischauen.

Zum 75. Geburtstag der Vereinten Nationen spricht UN-Generalsekretär António Guterres am 18. Dezember im Bundestag. Du kannst als Vertreterin für dein Projekt dabei sein. Wenn du im Namen von „UN im Klassenzimmer“ etwas sagen könntest, was wäre das?

Ich würde wahrscheinlich sagen: Lieber Herr Guterres, bitte beziehen sie mehr junge Menschen ein! Uns sind andere Themen besonders wichtig als den Älteren, die aktuell viel Einfluss haben. Es gibt schon einen guten Ansatz, um junge Stimmen einzubringen, und zwar die Jugenddelegierten der Vereinten Nationen. Jedes Jahr werden zwei junge Menschen ausgewählt, die dann auch vor der Generealversammlung der UN sprechen können und junge Themen vertreten. Doch es sollten noch deutlich mehr sein.

(lh)

Über Cindy

Cindy ist 20 Jahre alt und Teamerin bei „UN im Klassenzimmer“. Mit 16 Jahren hat sie begonnen, sich dort zu engagieren. Die Leipzigerin würde später gern auch bei der UN arbeiten. UN im Klassenzimmer gibt jungen Menschen die Möglichkeit, internationale Zusammenarbeit, politische Prozesse und die Ziele der Vereinten Nationen in der Praxis kennenzulernen. Mehr Informationen findet ihr hier.

Mitmischen-Autorin

Laura Heyer

hat in Heidelberg Geschichte studiert, in Berlin eine Ausbildung zur Journalistin gemacht und ist dann für ihre erste Stelle als Redakteurin nach Hamburg gegangen. Dort knüpft sie nun Netzwerke für Frauen. Aber egal wo sie wohnt – sie kennt immer die besten Plätze zum Frühstücken.

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