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Interview „Wir brauchen mehr Wohnheime“

Was er an den Vorschlägen der Linken und der Grünen zum Thema Studenten-Wohnheime gut und schlecht findet, erzählt der Vorsitzende des Ring Christlich-Demokratischer Studenten Sebastian Mathes.

Portrait Sebastian Mathes

„Inzwischen gibt es ganz moderne Studenten-Wohnheime“, findet Sebastian Mathes. © RCDS

Du studierst in Würzburg. Wie schnell hast du eine Wohnung gefunden?

Bevor ich nach Würzburg gezogen bin, habe ich ein Jahr lang in Bayreuth studiert. Dort habe ich in einer WG gewohnt, bin dann aber einer Studenten-Verbindung beigetreten, bei der ich in Würzburg untergekommen bin. Insofern bin ich kein ganz typischer Fall. Aber ich kriege über meine Kommilitonen immer wieder mit, dass es in Würzburg derzeit schwer ist, eine Wohnung zu finden.

Offenbar nicht nur in Würzburg. Überall liest und hört man, dass Studenten im Moment nur sehr schwer Wohnungen finden. Als Studentenverband mit Hochschulgruppen in vielen Städten habt ihr sicher einen Eindruck vor Ort: Ist es wirklich so schlimm?

Ich glaube, wir haben da schon ein sehr grundsätzliches Problem. Trotzdem muss man natürlich genau hingucken. In den Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München gibt es sicher die größte Wohnungsnot. Auf der anderen Seite gibt es in den neuen Bundesländern und in kleineren Hochschulstädten schon noch Möglichkeiten, günstig zu wohnen.

Woran liegt es aus deiner Sicht, dass viele Studenten Schwierigkeiten haben, eine Wohnung zu finden? Und was könnte man tun, um die Situation zu verbessern?

Ein Problem ist sicher, dass im Moment viele in die großen Städte wollen. Deshalb sollte man darüber nachdenken, wie man kleinere Hochschulorte wie Frankfurt an der Oder, Chemnitz oder auch Bayreuth attraktiver machen kann.

Ein anderer Punkt ist, dass Studenten natürlich auf dem Wohnungsmarkt mit ganz normalen Arbeitnehmern konkurrieren. Wir als RCDS finden, man sollte den Wohnungsbau von Betrieben fördern. Denn die Betriebe haben ja ein Interesse, junge Menschen an sich zu binden, weil sie Nachwuchs brauchen. So würden auch in großen Städten mehr bezahlbare Wohnungen frei werden. Wir haben da schon ein paar Ideen...

Wie werdet ihr politisch aktiv, damit solche Ideen Gehör finden?

Zum einen sind wir ja vor Ort in den Hochschulstädten gut vernetzt. Da haben wir überall Ansprechpartner in der Gesellschaft und der Politik, die wir über unsere Ideen und Beschlüsse informieren. Und dann sitzen wir zum Beispiel auch im Kuratorium des Deutschen Studentenwerkes, wo wir uns einbringen können.

Im Bundestag wird gerade auf Initiative der Linksfraktion diskutiert, ob und wie neue Wohnheimplätze geschaffen werden sollen. Wohnen Studenten gerne in Wohnheimen, ist das also ein guter Ansatz?

Wir brauchen auf jeden Fall mehr Studentenwohnheime. Es herrscht manchmal ein etwas antiquiertes Bild von Studentenwohnheimen vor. Aber inzwischen gibt es ja ganz moderne Wohnheime, die praktisch und nachhaltig gebaut werden und die zum Teil – wie in Würzburg oder Dresden – sogar Architekturpreise gewonnen haben. Ich glaube schon, dass viele Studenten gerne in Wohnheimen wohnen. Besonders für junge Studenten, die gerade erst von zuhause ausziehen und in eine neue Stadt kommen, ist es ein großer Vorteil, wenn sie dann gleich eine Gemeinschaft haben, mit der sie ins Studium starten können.

Ob die Linken da der richtige Ansprechpartner sind, ist eine andere Frage. Dort, wo in den letzten Jahren rot-grüne Regierungen am Zug waren, ist zu wenig passiert. Berlin ist ein Beispiel dafür: Dort regiert Rot-Grün schon lange und dort gibt es die schlechteste Wohnheimquote. Aber vom Ziel her sind wir uns auf jeden Fall einig.

Die Grünen im Bundestag schlagen vor, vorübergehend Bundesliegenschaften zu nutzen und das Nahverkehrsangebot zu verbessern, um Studenten, die einen weiten Weg zur Hochschule haben, das Leben zu erleichtern. Was hältst du von diesen Ideen?

Das sind aus unserer Sicht sehr gute Ideen, die der RCDS auch schon lange vorschlägt. Statt Bundesliegenschaften zu verkaufen, ist es angesichts der Wohnungsnot sicherlich sinnvoll, sie zu Studenten-Wohnheimen umzubauen. Und auch das Nachverkehrsangebot ist für Studenten ein ganz wichtiger Aspekt bei der Entscheidung für einen Studienort.

In dem Antrag sind allerdings auch andere Punkte drin, mit denen wir uns eher schwertun. Zum Beispiel die Frage, wie man beim neuen BAföG den Wohnungszuschuss strukturiert. Wenn der steigt, ist das auch wieder ein Anreiz für Vermieter, die Mieten zu erhöhen. Auch bei der Frage, wie wir in Zukunft Mieterhöhungen erlauben wollen, sind wir anderer Meinung. Die Grünen wollen das begrenzen, wir wollen, dass sich der Staat da nicht zu sehr einmischt.

Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten steht ja – wie der Name schon sagt – politisch den Christdemokraten nahe. Heißt das, dass ihr alle Initiativen der CDU/CSU-Fraktion unterstützt? Und die von anderen Fraktionen prinzipiell ablehnt?

Wir gucken uns generell erst mal alles an. Und wir sind den Christdemokraten zwar sehr nahe, aber trotzdem sind wir unabhängig. Es gibt auch CDU/CSU-Initiativen, die wir nicht unterstützen. Wir haben ja auch eine ganz andere Perspektive. Die CDU/CSU muss für alle Bürger denken, wir konzentrieren uns auf die Anliegen der jungen Generation.

Welche anderen Schwerpunktthemen hat der RCDS abgesehen vom Wohnraum für Studenten?

Vor Ort können das sehr unterschiedliche Dinge sein. Da geht es auch mal um das Mensa-Angebot oder einen Wasserspender auf dem Hochschulgelände. Auf der Landesebene geht es dann zum Beispiel um Hochschulgesetze und dergleichen. Auf Bundesebene haben wir uns in letzter Zeit etwa damit beschäftigt, wie man das BAföG gestalten sollte. Oder damit, wie man das Studium sozial gerecht gestaltet, zum Beispiel für Studenten, die Kinder kriegen oder ihre Eltern pflegen. Und eins der ganz großen Themen über alle Ebenen hinweg ist gerade die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit.

Über Sebastian Mathes

Sebastian Mathes ist 28 Jahre alt und studiert an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Kunstgeschichte und Political and Social Studies. Seit 2015 ist er im Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) aktiv. Im November dieses Jahres wurde er zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt.

(DBT/jk)

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