Bruttoinlandsprodukt
Wer sich beim Bäcker eine Rosinenschnecke kauft, muss dafür Geld bezahlen. Schließlich musste das Produkt hergestellt und von einer bezahlten Arbeitskraft verkauft werden. Auch wenn wir zum Friseur gehen, werden wir zur Kasse gebeten. Der Friseur verkauft uns zwar keine anfassbaren Rosinenschnecken, dafür aber eine Dienstleistung, nämlich das Frisieren.
Solche Waren und Dienstleistungen haben einen Geldwert, den wir spätestens an der Kasse spüren. Indem man die Geldwerte aller für den Endverbrauch produzierten Waren und Dienstleistungen innerhalb eines Staates addiert, ermittelt man für einen festgelegten Zeitraum das Bruttoinlandsprodukt (kurz: BIP). Mit dem BIP lässt sich die wirtschaftliche Leistung eines Landes etwa innerhalb eines Jahres messen. Wenn das aktuelle BIP im Vergleich zum BIP des Vorjahres steigt, spricht man vom „Wirtschaftswachstum“.
Mit den Messwerten können verschiedene Länder (oder auch einzelne Branchen) in ihrer wirtschaftlichen Leistung verglichen werden: Land A hat ein höheres Bruttoinlandsprodukt als Land B. Das BIP dient außerdem als Maßstab für die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse des Staates. Der Staat darf in der Regel nur 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukt pro Jahr aus Krediten einnehmen, bei wirtschaftlicher Flaute darf es auch etwas mehr sein.
Im Jahr 2020 lag das Bruttoinlandsprodukt für Deutschland laut Statistischem Bundesamt bei rund 3,33 Billionen Euro. Das BIP als Maßstab für Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität wird seit Jahren ganz grundsätzlich überdacht: Die Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ des Bundestages versuchte zwischen 2011 und 2013, neue ganzheitliche Wohlstands- und Fortschrittsindikatoren zu entwickeln. Entstanden sind dabei die W3-Indikatoren:
Materieller Wohlstand (Bruttoinlandsprodukt, Einkommensverteilung, Staatsschulden)
Soziales und Teilhabe (Beschäftigung, Bildung, Gesundheit, Freiheit)
Ökologie (Treibhausgase, Stickstoff, Artenvielfalt)