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Jugendrat „Man kann wirklich etwas verändern“

Yannick Werner

Fußball-Turniere, Partys und besseres Schulessen: Yannick erzählt von seinem Engagement im Stuttgarter Jugendrat - und hat einen Tipp für euch.

Junger Mann vor Stuttgarter Kulisse

„Im Gemeinderat bin ich bei wichtigen Entscheidungen hautnah dabei.“ Yannick in seiner Heimatstadt Stuttgart. © privat

Es ist ein warmer Mittwoch im Juni, 18 Uhr. Im mittleren Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses eröffnet der frischgewählte Sprecher des Jugendrats die vierte Sitzung dieser Amtsperiode. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Vorstellung der Bürgerinitiative „Radentscheid“ und ein Rückblick zum Jugend-Hearing „Sicherheit und Kriminalprävention“.

An einem der Tische in diesem Saal sitze auch ich, als offiziell gewählter Jugendrat der Stadt Stuttgart. Und das obwohl ich bis vor einem Jahr noch nie etwas von einem „Jugendrat“ gehört hatte...

„Jugendrat“ – was ist das überhaupt?

Vielen Menschen geht es ähnlich wie mir früher, sie haben noch nie etwas von einem „Jugendrat“ gehört. Dazu muss man sagen, dass dieser Begriff nur einer von vielen ist. In anderen Städten heißen Jugendräte auch Jugendgemeinderäte, Jugendparlamente oder Jugendforen. Der Grundgedanke ist immer derselbe: Kommunen wollen Jugendliche an politischen Prozessen beteiligen.

Das heißt im Klartext: Jugendliche und junge Erwachsene sollen bei Entscheidungen in der Stadt mitbestimmen. So kann zum Beispiel bei einem Neubau des städtischen Jugendhauses direkt die Zielgruppe, also vor allem Jugendliche, darüber entscheiden, wie das Jugendhaus in Zukunft aussehen soll. Gibt es einen Skate-Park? Hat das Haus getrennte Bereiche für jüngere Kinder und Jugendliche? Kann man im neuen Jugendhaus auch etwas zum Essen kaufen?

Die Rolle des Jugendrats in der Kommunalpolitik

Die Einbindung der Jugendlichen geschieht häufig über eine Jugendvertretung, denn natürlich kann die Stadt nicht bei jeder Baumaßnahme alle Jugendlichen befragen. Eine solche Jugendvertretung ist dann beispielsweise ein Jugendrat. Die Mitglieder dieses Jugendrats werden von den Jugendlichen in der Stadt gewählt und haben die Aufgabe, ihre Wähler dann gegenüber dem Stadtrat, dem Gemeinderat und der Verwaltung zu vertreten.

Konkretes Beispiel: Der Jugendrat Stuttgart

Ich selbst bin Teil des Stuttgarter Jugendrates, einem der ältesten und größten deutschlandweit.

Die hard facts: Der Stuttgarter Jugendrat besteht aktuell aus 15 Bezirksjugendräten in den Stadtteilen und einem gesamtstädtischen Jugendrat, dem „Arbeitskreis Stuttgarter Jugendrat“. Insgesamt sind bei der letzten Wahl ungefähr 200 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren gewählt worden.

Viel interessanter als die nackten Zahlen sind die Ergebnisse, die wir in den letzten Jahren erreicht haben: Dazu gehören ein verbilligtes Jugend-Abo, besser ausgebauter Nachtverkehr, ein erhöhter Bio-Anteil beim Schulessen und der Aufbau von sogenannten „Calisthenics“-Sportanlagen.

Jugendliche auf einer Demonstration mit Banner 'Jugendrat'

Der Jugendrat Stuttgart bei einer Fridays for Future Demo. © Yannick Werner

Die Arbeit im Jugendrat

Um diese Ziele zu erreichen, stellen wir Anträge, bilden Arbeitsgruppen und treffen uns mit Politikern aus der Stadt und der Umgebung. Die Arbeit im Jugendrat ist vielseitig, auch für Leute, die sich eigentlich gar nicht so sehr für Politik interessieren. Vor allem in den kleineren Bezirksjugendräten geht es nicht nur um politische Prozesse. Hier werden Fußball-Turniere geplant, Partys veranstaltet oder Jugendliche in der Schule nach ihrer Meinung befragt.

Meine Arbeit als Jugendrat

Ich persönlich beschäftige mich gerne mit politischen Themen. Deswegen habe ich mich auch als Vertreter des Jugendrats in den Gemeinderat wählen lassen. Ich darf dort zwar nicht abstimmen oder debattieren, bin aber trotzdem bei wichtigen Entscheidungen hautnah dabei.

Außerdem habe ich einen Antrag an die Verwaltung gestellt, der mehr Wasserspender im aufgeheizten Stuttgarter Talkessel fordert. Mein Antrag wurde vom Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn persönlich beantwortet, der schriftlich versprochen hat, dass die Verwaltung ein Konzept für Trinkbrunnen erarbeitet. Das ist das Tolle an der Arbeit als Jugendrat: Man kann wirklich etwas verändern.

Wie kannst du dich einbringen?

Du willst auch etwas in deiner Stadt verändern, es gibt aber keinen Jugendrat? Wenn in deiner Kommune noch keine Jugendvertretung existiert, dann sprich doch mal die Verwaltung darauf an. Häufig wissen die Beamten und Stadträte gar nicht, dass es diese Möglichkeit gibt. Jeder Jugendrat hatte einmal seinen Anfang und du könntest derjenige sein, der den Startschuss gibt.

Portraitfoto von mitmischen-Autor Yannick Werner
Mitmischen-Autor

Yannick Werner

... ist 20 Jahre alt und studiert Soziologie und Politik. Als Jugendrat interessiert er sich sehr für jugendpolitische Themen und die Beteiligung junger Menschen an politischen Prozessen.

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