USA-Stipendiatin Solin, 17, Idaho
Solin Mohammad
Wegen der Corona-Krise musste Solin ihr Austauschjahr drei Monate früher beenden als geplant. Wieder zuhause, blickt sie auf schöne und prägende Monate zurück - und hofft, Idaho bald wiederzusehen.
März 2020: Rückblick und Abschied
Die letzten Monate hat man hier sehr wenig von mir gehört, also gibt es nun eine Zusammenfassung all der wundervollen Dinge, die ich erlebt habe.
Washington mit Trump und NBA-Spiel
Im November beispielsweise war ich für die Civics Education Week eine Woche lang mit anderen Stipendiaten in Washington D.C. Dort habe ich Museen besucht, Denkmale besichtigt und die verschiedenen Regierungsgebäude, ja sogar Politiker in Aktion gesehen und mich mit ihnen unterhalten.
Besonders spannend war, dass wir zu Zeiten des Impeachment-Verfahrens Donald Trumps dort waren, weshalb es einen rieseigen Medienrummel um den Capitol Hill gab. Zudem besuchten wir ein NBA-Spiel und am letzten Tag konnten wir in den Archiven sogar die originale amerikanische Verfassung und andere historisch denkwürdige Dokumente betrachten.
Sehr spannend war auch unser Besuch in der deutschen Botschaft, bei dem wir von Diplomaten eine Menge über ihre Arbeit als Träger deutsch-amerikanischer Beziehungen erfahren haben. Alles in allem war es eine sehr lehrreiche, aber auch spannende, einmalige Woche, in der wir Politik so hautnah wie noch nie erleben durften.
Mein amerikanischer Traum: Cheerleader
Einen Tag nach meiner Rückreise nach Boise stand dann etwas anderes sehr Aufregendes an – mein erstes Basketballspiel als Cheerleader! Wie bereits in einem früheren Post erwähnt, gab es an meiner ersten Schule kaum Möglichkeiten, einen Sport zu machen, an meiner zweiten konnte ich dann aber meinen ‘‘amerikanischen Traum‘‘ als Cheerleader ausleben.
Die Saison war, obwohl ich die Footballspiele verpasst habe, sehr lang und anstrengend, aber ich habe sehr viele wundervolle Freundschaften geknüpft und es war schon etwas Besonderes, ein Cheerleader zu sein – fast schon wie im Film, es war einfach wunderschön!
Feiertage und Traditionen
Die letzten Monate in 2019 waren dann voller besonderer Feiertage, angefangen mit Thanksgiving, das ich mit meiner Gastfamilie in einem wunderschönen Erholungsort im Norden Idahos (McCall) verbrachte. Wir schauten uns die berühmte Parade an, aßen den traditionellen Truthahn und verbrachten den Abend gemeinsam als Familie mit Danksagungen.
Und einen Monat später war dann endlich Weihnachten! Es gab eine riesige Familienfeier bei der ich wie bei jeder familiären Gelegenheit als ‘‘dazuadoptierte deutsche Tochter‘‘ betitelt und behandelt wurde und somit war das Heimweh an den Feiertagen sehr gering und die Vorfreude auf das bald anstehende Neujahr umso größer.
Am Neujahrsabend bin ich mit Freunden dann in die Innenstadt gegangen (wieder war ich sehr dankbar dafür, in der Hauptstadt zu leben) und habe dort mit Freunden mit Feuerwerk und dem berühmten Idahoan Kartoffel-Fall den Beginn des neuen Jahrzehnts gefeiert.
Und ein kleiner Spaßfaktor am Rande war, dass mein Papa aus Deutschland mich um Mitternacht auch noch angerufen hat, denn durch die Zeitverschiebung war es für ihn 8 Uhr morgens und er auf dem Weg zur Arbeit.
Traumhafter Jahresbeginn
Die ersten Monate 2020 waren mit die Schönsten meines Auslandsjahres, denn ich war richtig angekommen. Ich hatte meinen Sport, meine Freunde, das „mock trial team“ meiner Schule (eine Art Debattierteam im Stil eines Gerichtsverfahrens) und meine Familie und einfach eine tolle Zeit. Ich trat dem Tennis-Team bei, traf mich mit Freunden in der Arkade, auf Milkshakes und zum Shoppen und gewann sogar ein Stipendium zu einer Konferenz in Baltimore im April.
Die erste Begegnung mit Corona
Zudem wurde es politisch sehr interessant, da die Vorwahlen anstanden, über die wir in meiner American Government Klasse viel gelernt und in den Freundeskreisen viel geredet haben.
Erstmals über das Coronavirus erfahren habe ich relativ früh im Wirtschaftsunterricht, weil mein Lehrer dort durch sein Wissen und seine Erfahrung schon Prognosen gemacht hat, die zu dem Zeitpunkt, besonders im abgelegenen Idaho, unmöglich erschienen.
Die Amerikaner waren lange sehr entspannt bei dem Thema, sodass ich mich kaum sorgte und auch an Essen und Klopapier mangelte es kaum. (Die Situation in Idaho wurde erst um die Tage meiner Heimreise herum prekär.)
Tränenreicher Abschied
Und dann, an einem Donnerstagmorgen, erhielt ich die entscheidende Benachrichtigung, dass ich und die anderen Bundestagsstipendiaten unverzüglich zurück nach Deutschland sollten. In Idaho gab es zu dem Zeitpunkt noch keinen bestätigten Fall, aber selbstverständlich hatte ich viel Verständnis für diese Entscheidung und erzählte direkt meiner Gastfamilie unter Tränen davon.
Ich entschied mich, die letzten zwei Tage noch zur Schule zu gehen, wo ich dann meinen Freunden und Lehrern (mit denen man in den USA häufig eine viel persönlichere Beziehung hat als in Deutschland) von den traurigen Neuigkeiten erzählte.
Die Schule hat fast 2000 Schüler und nur zwei Stipendiaten aus Deutschland (von denen einer zu der Zeit in Hawaii war und ich somit die einzige Anwesende) – und dennoch hat sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet und selbst Fremde kamen auf mich zu, um mich zu verabschieden.
An diesem Nachmittag hatte ich dann mein letztes Tennisspiel in einem eine Stunde entfernten Dorf und mein Trainer hielt eine Abschiedsrede, überreichte mir Boise High Tennis Kleidung und es gab eine Donut Party. Mein Spiel gewann ich übrigens und es war ein perfekter ‘‘Saisonabschluss‘‘ für mich.
Der beste und traurigste Schultag
Und dann kam mein letzter Schultag, der beste und traurigste zugleich. Meine Freunde und Lehrer brachten mir allerlei Geschenke, Blumen, Essen (auch Selbstgebackenes) und Co. In meiner vorletzten Stunde wurde eine kleine und in meiner letzten Stunde eine große Abschiedsfeier gefeiert.
Besonders bei der letzten flossen bei mir dann die Tränen, weil das die Deutschklasse war, in der ich Lehrerassistentin war und mir die Schüler extrem ans Herz gewachsen und viele richtige Freunde geworden waren. Sie übergaben mir Karten, schenkten mir Blumen und jeder hatte etwas typisch Amerikanisches zu Essen und Trinken gekauft oder gebacken.
Es war der perfekte Abschied und als ich dann noch alle meine Lieblingslehrer, von denen eine mein Cheerleading-Coach war, verabschiedete und sie weinten, wusste ich, dass der Abschied, so traurig er auch war, mir auch zeigt, wie vielen Menschen ich hier wichtig war.
Die letzten Tage verbrachte ich mit Einkaufen, Freunde treffen, Tubing in den Bergen, einer Geburtstagsfeier und einem letzten Abendessen beim Lieblingsitaliener meiner Gastfamilie – und sehr, seeeehr viel Packen. Tipp an alle zukünftigen Austauschschüler: Packt unter keinen Umständen eure Koffer bei Anreise voll!
Wieder zuhause: Was ich aus den USA mitgenommen habe
Und dann kam der Tag, den ich erst in drei Monaten erwartet hatte: meine Abreise. Meine Gastfamilie und meine beste Freundin, die mich am Flughafen überraschte, musste ich schweren Herzen verabschieden und das wundervolle Idaho, das mir in den letzten Monaten so sehr zur Heimat geworden war, verlassen.
Nach einer turbulenten Reise erreichte ich dann am Mittwoch gegen Mittag Frankfurt, wo mich meine besorgten, aber überglücklichen Eltern wieder in den Arm nehmen durften – meine wundervolle, emotionale Reise hatte ein Ende gefunden.
Nun, etwa zwei Wochen nach Wiederankunft in Deutschland, kann ich nur positiv auf meine Zeit in den USA zurück gucken. Ich habe irre viel gelernt, besonders über mich selbst, und bin in vielen Aspekten als Person gewachsen. Bald werde ich 18 und ich hätte mir keinen besseren Weg vorstellen können, mein letztes Jahr als Nicht-Erwachsene zu verbringen.
Ich habe schon immer viel Interesse an deutscher Politik gehabt, bin Mitglied einer Partei, nun habe ich aber auch noch großes Interesse an internationaler Politik. Ich habe gelernt, andere Meinungen noch viel mehr zu respektieren, von denen gab es in den USA, selbst im vermeintlich homogenen Idaho, viele.
Ich habe gelernt, dass man jede Herausforderung, die das Leben einem stellt, mit Dedikation und Herzblut überwinden kann, und ich habe gelernt, dass Deutschland eventuell nicht für immer mein Zuhause sein muss, auch wenn es mich vermutlich für immer hierhin zurückziehen wird.
Zukunftspläne
Jetzt stehen für mich nochmal die 12. Klasse an, da das US-Schuljahr für mich nicht gezählt hat, und dann die 13. Klasse. Ich kann nur hoffen, dass ich irgendwann zurück komme an den Ort, den ich nun als zweite Heimat bezeichnen kann – Boise, Idaho, ich werde dich vermissen.
Jetzt bleibt mir nicht mehr viel übrig als Danke zu sagen. Danke an den Bundestag und den Kongress für dieses Stipendium, das jungen Leuten wie mir ermöglicht, transatlantische Beziehungen zu knüpfen, die sonst nie entstehen würden. Danke an Experiment e.V. und Ciee, die als Organisationen immer versucht haben, uns zu unterstützen und dieses Jahr zu unserem besten zu machen.
Danke auch an die Zuständigen von mitmischen.de für die Möglichkeit, unser Auslandsjahr hier mit der Welt zu teilen. Und natürlich danke an den Bundestagsabgeordneten Carsten Müller für die Nominierung und das Vertrauen in mich als Jugend-Botschafterin Deutschland in den USA zu repräsentieren.
Danke auch an meine Familie(n) und Freunde und an jeden Einzelnen, der diese Auslandssiebenmonate zu den Besten meines Lebens gemacht hat – ich werde sie für immer im Herzen tragen und nie vergessen!
Oktober 2019: Alles neu macht der Herbst
Der Oktober war voller Neuerungen, Herausforderungen und besonderer Momente. Denn er begann erstmal mit dem Wechsel zu einer neuen Gastfamilie und Schule. Genau werde ich auf den Prozess nicht eingehen, aber ich kann sagen, dass schnell feststand, dass ich auf meiner alten Schule nicht mehr bleiben konnte. Und auch wenn es alles andere als einfach war, bin ich absolut glücklich darüber, nun in einem neuen Umfeld einen Neuanfang gemacht zu haben.
Die neue Schule
Meine neue Schule liegt im Herzen von Downtown Boise und ist wie ein Uni-Campus aufgebaut. Das heißt, es gibt verschiedene Gebäude, die jeweils bestimmte Fachrichtungen beherbergen, zum Beispiel ein Tech-Building für die Naturwissenschaften.
Meine Fächer sind einigermaßen ähnlich wie auf der alten Schule, neu sind aber Fächer wie Sociology und Photography. Außerdem bin ich ein Teachers Aide, also ein Lehrer-Assistent in einer Deutsch-Klasse und es ist wirklich super spannend, anderen zuzugucken und sie dabei zu unterstützen, Deutsch zu lernen.
Eine Schule in der Innenstadt hat Vorteile. Wir haben einen offenen Campus während der Mittagspause und können die verschiedensten Restaurants und Supermärkte besuchen. Auch sonst ist es sehr aufregend, nun in der Hauptstadt Idahos zu leben und mit meiner neuen Gastfamilie komme ich ebenfalls sehr gut klar.
Achterbahnen und Spuk-Häuser
Eines der spannendsten Erlebnisse im Oktober war ein Trip nach Utah zu einem Freizeitpark. Dort verbrachten wir, die Austauschschüler meiner amerikanischen Organisation, zwei Nächte und fuhren nicht nur etliche Achterbahnen, sondern besuchten auch noch „typisch amerikanische“ Spuk-Häuser im Rahmen des anstehenden Halloweens.
Und dann war es Ende Oktober auch schon soweit, Halloween stand endlich an. Einige Tage zuvor hatte ich gemeinsam mit meinen Gastbrüdern, die Boy Scouts (Pfadfinder) sind, schon meinen ersten Kürbis geschnitzt und der wurde dann am Halloween-Morgen draußen aufgestellt.
An meiner Schule galt zwar ein Verkleidungsverbot, dennoch gab es Dekorationen und kleine Aktionen zum Gruselthema. An dem Abend des 31. Oktober verkleideten meine Gastbrüder und ich uns dann (ich natürlich stilecht als Deutschland-Fan) und fuhren gemeinsam mit meiner Gastmutter zu einem berühmten Viertel meiner Stadt, in dem die (allesamt sehr reichen) Hausbewohner ihre Häuser vollkommen dekoriert hatten, geniale Kostüme trugen und teilweise sogar Waffeln und andere Leckereien ausgaben.
Aus Deutschland kannte ich Halloween zwar, doch dieses Ausmaß an Dekoration und Freude über den Feiertag hautnah mitzuerleben, war absolut klasse. Spätabends waren wir dann noch selber unterwegs, um Süßigkeiten zu sammeln, und besuchten noch kurz eine kleine Halloween-Feier in der Nachbarschaft.
An dem darauffolgenden Tag besuchte ich dann auch noch eine Halloween-Party gemeinsam mit meinem Gastbruder und es war super spannend zu sehen, wie amerikanische Teenager diesen Tag feiern.
Football und Paraden
Weitere Highlights waren zum Beispiel der erste (und bisher einzige) Besuch eines Footballspiels meiner Schulmannschaft, das Wiedersehen (und Shoppen) mit Freundinnen aus meiner alten Schule und die Veterans Parade, eine Parade zu Ehren ehemaliger Soldaten.
Ich empfand es als extrem schön, wie die Menschen den Veteranen ihren Respekt zollten – und natürlich auch generell den Patriotismus der Amerikaner besonders an diesem Tag mitzuerleben. Denn auch wenn es ungewohnt war, schätze ich diese und andere kulturell ungewohnte Erfahrungen sehr. Und ein Gefühl von Heimat gab es nach der Parade dann auch noch, als wir gemeinsam mit einem der Pfadfinder-Leiter auf seine Empfehlung hin zu einem deutsche Supermarkt/Restaurant gingen, in dem mich die deutschen Speisen, Musik und Süßigkeiten doch etwas wehmütig machten.
Rückblick auf die ersten 100 Tage USA
Meine ersten 100 Tage in den USA sind nun vergangen, und auch wenn sie nicht immer nur rosig und perfekt waren, habe ich das Gefühl, enorm viel gelernt zu haben, und würde vermutlich nichts daran ändern. Viele meiner Erwartungen, positiv und negativ, an das Land der unbegrenzten Möglichkeiten haben sich erfüllt, so einige Dinge sind aber doch ganz anders, als in Deutschland angenommen wird.
Und auch wenn ich hier vieles erlebe, tolle neue Menschen kennenlerne und häufig über die Vielfalt dieses Landes (selbst hier in Idaho) staune, finde ich, dass man durch diese Auslandserfahrung doch auch anfängt, viele Dinge an Deutschland, die man zuvor kaum gebilligt hat, zu schätzen und sehr stolz darauf zu sein, aus Deutschland zu kommen.
Jedes Mal, wenn jemand mich etwas über Deutschland fragt, sprudle ich so vor Informationen, Geschichten und Nachrichten, während ich vor einem Jahr vermutlich gesagt hätte „Ja, ist ganz okay, aber ziemlich langweilig – die USA sind sicher viel besser“. Nun aber kann ich sagen, die USA sind zwar ziemlich aufregend, Deutschland aber ist auch sehr cool ... – auf seine eigene Art halt.
September 2019: Das Abenteuer beginnt
Ankunft in den USA
Am 7. August war es endlich soweit. Nachdem ich, wie viele andere, ein paar Tränchen zum Abschied verdrückt hatte, ging es gemeinsam mit den anderen Stipendiaten meiner Organisation von Frankfurt aus nach Washington D.C. und es hieß „Welcome to the USA!“
Nach einer sehr kurzen Nacht im Hilton Hotel fuhr ich mit einigen anderen um fünf Uhr morgens von dort aus am nächsten Tag zurück zum Flughafen in D.C., um meine Weiterreise zur Gastfamilie anzugehen. Und nach einem Flug mit zwei Stunden Verspätung, einem hektischen Umstieg in Minnesotas Hauptstadt Minneapolis und ganz viel Aufregung landete ich dann (gemeinsam mit einer anderen PPPlerin, mit der ich mich schon beim Vorbereitungsseminar angefreundet hatte) endlich in Idahos Hauptstadt Boise und konnte meiner mich schon sehnlichst erwartenden Gastfamilie in die Arme fallen. Nun war es offiziell, das Abenteuer USA hatte für mich begonnen!
Fast Food und Sehenswürdigkeiten
Die ersten Tage verbrachten meine Gastfamilie und ich hauptsächlich mit gegenseitigem näher Kennenlernen und kleinen Erkundungen der Nachbarschaft. Zum Beispiel in die keine zehn Minuten entfernte Hauptstadt Idahos. Dort habe ich dann das Idaho State Capitol gesehen, Downtown erkundet und meine erste amerikanische Fast-Food-Erfahrung gemacht. Und es sollte nicht die letzte sein, denn inzwischen habe ich ziemlich sicher mehr Geld für Essen als für irgendetwas anderes in den USA ausgegeben – wie erwartet.
Schulfach Leadership
Ein weiteres Highlight meiner Ankunftszeit war der erste Besuch meiner High-School. Dort habe ich von meiner Counselorin, einer Art Betreuerin oder Beratungslehrerin, die speziell für die Stundenpläne, akademische, aber auch persönliche Angelegenheiten der Schüler zuständig ist, meinen Stundenplan erhalten. Neben den üblichen Fächern standen Kurse wie Leadership, American Government und Design. Ich musste meinen Stundenplan später noch ändern, weil mir einige Kurse nicht passten, aber auch das war relativ problemlos möglich.
Die letzten Tage vor dem tatsächlichen Schulbeginn verbrachte ich dann noch mit einer Shoppingtour in der örtlichen Mall, einem Kinobesuch und Spaziergängen mit dem Hund.
Und am 26. August dann: mein erster Tag auf einer amerikanischen High School. Und diesen meisterte ich doch recht gut. Natürlich war alles noch neu und für das Öffnen meines Schließfaches brauchte ich trotz vorherigem Üben Hilfe von anderen Schülern. Denn hier gibt es anders als ich es zuhause in Deutschland gewohnt bin keine PIN-Codes sondern noch alte Drehschlösser – eben typisch amerikanisch.
Unamerikanische High School
Leider war es das dann gefühlt auch schon mit den typisch amerikanischen Aspekten meiner High School. Denn die ist doch ziemlich unamerikanisch. Ich bin nämlich auf einer IB/Honors School gelandet. Einer Schule speziell für besonders intelligente Schüler und solche, die einfach viel Lernen in Kauf nehmen möchten, um Geld für das College durch Stipendien zu sparen.
Das heißt für mich als Austauschschülerin sehr harten Unterricht und viele Hausaufgaben, Tests und Arbeiten. Es gibt keine Sportclubs (nein, auch kein Football und Cheerleading), dementsprechend keinerlei School Spirit. Es gibt für alle nur einen Sportkurs und wir haben keine Turnhalle sondern nur ein kleineres Fitnessstudio, weshalb wir uns im Schulflur aufwärmen.
Außerdem ist es aufgrund einer sehr kurzen Mittagspause und dadurch, dass man sich nachmittags und am Wochenende nicht trifft, sondern die Zeit mit Lernen verbringt, etwas schwieriger, Freunde zu finden. Doch einige Freundschaften konnte ich dennoch schon knüpfen und ich habe natürlich Hoffnung, dass es besser wird oder zumindest Alternativen geben wird.
Memorials und Football-Spiele
Abgesehen von der etwas negativen Schulerfahrung habe ich aber auch einige tolle Dinge erlebt. Ich war mit meiner Gastfamilie in einem Reservoir, war auf einer Geburtstagsparty und habe das sehr beeindruckende Anne Frank Memorial in Boise besucht und auch das örtliche Aquarium durfte ich bereits erkunden.
Und ein bisschen American High School Flair gab es dann doch noch, als ich zumindest ein Mal ein Footballspiel der High School Mannschaft der Highschool, die direkt neben meinem Apartment hier liegt, besucht habe.
Alles in allem war es ein sehr interessanter und erfahrungsreicher Monat und ich bin schon sehr gespannt, was die nächsten noch so bringen.
August 2019: Vorfreude auf die Einblicke in Gesellschaft, Kultur und Politik in den USA
Hallo liebe Leser,
mein Name ist Solin, ich bin 17 Jahre alt und komme aus dem schönen Braunschweig.
In meiner Freizeit spiele ich gerne Tennis mit Freunden und informiere mich über Geschichte und Politik.
Und im kommenden Schuljahr werde ich statt in der 12. Klasse in Deutschland die Schulbank zu drücken an eine High-School in den USA gehen!
Möglich macht das für mich das Parlamentarische Patenschafts-Programm PPP, denn es bietet mir und anderen Stipendiaten die Gelegenheit für etwa zehn Monate nicht nur mehr über die amerikanische Gesellschaft, Kultur und Politik zu erfahren, sondern all dies sogar hautnah mitzuerleben.
Vom Fernweh zum Stipendium
Den Wunsch, ein Jahr lang in einem Land weit weg vom gewohnten Zuhause in eine fremde Kultur einzutauchen, hatte ich schon lange. Und ich war deshalb umso glücklicher, als ich über Freunde von dem Programm erfuhr. Diese hatten sich in vorherigen Jahren (leider erfolglos) dafür beworben.
Aufgrund dieser Geschichten malte ich mir nicht allzu große Chancen aus.
Dennoch ging ich motiviert den Auswahltag an und behauptete mich mit einer Mitbewerberin gegen 14 andere Applikanten. Und einige Monate später kam dann die Nachricht, dass ich von meinem Patenabgeordneten für das Stipendium nominiert wurde.
Nach weiterem schier unendlichen Warten und Ausfüllen zahlreicher Unterlagen, erhielt ich dann Anfang Mai endlich meine Platzierungsdaten. Mein Auslandsjahr werde ich bei einer tollen Gastfamilie in einer Großstadt in Idaho verbringen!
Worauf ich mich freue
Ich hoffe, das Leben eines typisch amerikanischen Schülers zu leben, politische Sachverhalte aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, Kontakte zu knüpfen und viele typische US-Essspezialitäten ausprobieren zu können!
Ich freue mich nun schon sehr darauf und die Vorbereitungen sind im vollen Gange, denn es sind noch einige Gastgeschenke zu kaufen, mein Koffer muss gepackt werden und letzte Freunde und Verwandte endgültig für 10 1/2 Monate verabschiedet werden, bevor ich in einigen Tagen das Abenteuer Auslandsjahr in den USA angehen kann!
Gerne halte ich euch hier über meine spannende Reise auf dem Laufenden!
Solin Mohammad
ist 17 und kommt aus Braunschweig. Sie spielt gerne Tennis und informiert sich über Geschichte und Politik. Die 12. Klasse besucht sie dank des Parlamentarischen Patenschafts-Programms in Idaho.